Freitag, 19. April 2013

Odd Ville

Städtebau im Kleinformat
Als Spieler gibt es Themen, deren Verwendung in einem Spiel einem nur noch ein müdes Gähnen entlockt. Spiele mit Science-Fiction oder Fantasy-Thema findet man inzwischen an jeder Ecke. Da freut man sich doch umso mehr, wenn denn einmal neue und unverbrauchte Themen auf den Tisch kommen. Im aktuellen Spiel von Carlo Lavezzi (What’s your game?) sind die Spieler Bauherren einer mittelalterlichen Stadt. Nach einem frischen und unverbrauchten Thema sollte man entsprechenden anderweitig Ausschau halten.
In Odd Ville erbauen 2 bis 4 Spieler in rund 30 bis 60 Minuten eine Stadt. Dazu schicken sie Arbeiter aus um Rohstoffe und Münzen zu sammeln, Bauaufträge zu erhalten und Gebäude zu bauen. Am Ende gibt es Punkte für Gebäude, Rohstoffe und Charakterkarten.

Gilde der Baumeister
Zu Spielbeginn besteht die zu erbauende Stadt aus einer einzelnen Zentrumskarte mit Straßen in 3 Richtungen. Ausgehend von diesem Startpunkt erweitern wir die Stadt um weitere Gebäude. Um dies zu tun stehen jedem Spieler 4 Arbeiterkarten zur Verfügung. Bei deren Ausspielen kann ein Spieler Rohstoffe, Geld oder den Bauplan eines Gebäudes erwerben. Da sich die verfügbaren Arbeiter allerdings in ihren Fähigkeit unterscheiden, muss jede Runde abgewägt werden, welchen wir für welche Aufgabe heranziehen. So erlaubt etwa die niedrigste Stufe nur den Erwerb von Holz oder die kostenlose Auswahl eines von zwei Bauplänen. Auf der höchsten Stufe darf man kostenlos zwischen 4 Bauplänen wählen oder direkt 3 Gold nehmen. Gold wird dabei zum Erwerb von Rohstoffen oder für eine größere Auswahl an verfügbaren Bauplänen benötigt.
Neben dem Ausspielen einer Arbeiterkarte kann der Spieler sich auch entscheiden ein Gebäude zu bauen. Dazu muss er die Rohstoffkosten eines bereits erworbenen Bauplanes entrichten. Anschließend wird das Gebäude passend (Straße an Straße) im Dorf angelegt und mittels Arbeiter als eigener Besitz markiert. Im Anschluss bekommt man den Profit der auf der ausgespielten, sowie allen über Straßen angrenzenden Gebäude, angegeben ist (etwa weitere Rohstoffe).
 

Gilde der Forscher
Zu diesem Zeitpunkt kommen auch die Gilden ins Spiel, denen wir unsere Anstellung als Bauherren verdanken. Viele Gebäudekarten enthalten, neben dem bereits erwähnten Bonus, das Symbol einer der 4 Gilden der Stadt. Bauen wir ein solches Gebäude erhalten wir sofort die Unterstützung eines entsprechenden Gildenmitglieds (in Form einer Karte). Diese bringen sowohl Punkte, als auch permanente Sonderfähigkeiten. Darunter können ganz schlicht jene sein, die jede Runde Geld bringen. Aber auch ein senken der Kosten zum Kauf von Rohstoffe ist möglich. Andererseits gibt es auch durchaus komplexere Fähigkeiten, wie etwa das Tauschen von eigenen Bauvorlagen mit der Auslage oder die Verbesserung der eigenen Arbeiter.

Gilde der Landvermesser
Das Spiel endet, sobald ein Spieler seinen sechsten Arbeiter in der Stadt platziert hat. An dieser Stelle werden alle erhaltenen Punkte addiert und darüber der größte Bauherr ermittelt. Punkte erhält man dabei natürlich für die eigenen Gebäude. Dabei gibt es Bauwerke die direkt Punkte bringen, in Abhängigkeit der Gildensymbole oder dem Aufbau der Stadt. Auch der Besitz von Gildenmitgliedern oder übrigen Rohstoffen bringt am Spielende zusätzliche Siegpunkte. 


 

Gilde der Narren
Reduziert man Odd Ville aufgrund der kleinen Box und des geringen Materialaufwandes auf einen gemütlichen Absacker, tut man dem Spiel unrecht. Vielmehr handelt es sich um ein kurzweiliges und spannendes Strategiespiel mit einfachen Regeln aber ordentlicher Spieltiefe. Hat man keine Lust hat auf ein abendfüllendes Strategiemonster findet man hier einen schnellen Aufbau und ein durchweg eingängiges Spiel. Durch die Beschränkung auf eine Aktion pro Runde kommt selbst bei mehreren Spielern kaum Wartezeit auf. Die umfangreiche Punktwertung (und Gildenvertreter die durchaus mehrfach den Besitzer wechseln können) hält das Spiel zumeist bis zum Ende spannend. Selbst das auf den ersten Blick sporadische Material weiß mit sehr hübschen Karten (wobei die Rückseiten der Gebäude als Münzen Verwendung finden) und schicken Figuren durchweg zu gefallen. Und wenn als Folge überlegter Materialplanung am Ende noch, wie hier, ein günstiger Preis erzielt werden kann, freut mich das als Käufer natürlich umso mehr.

Odd Ville hatte ich bereits kurz vor der Messe 2012 auf dem Schirm, fand ich doch zu dieser Zeit die Menge der aufkommenden Stadtbauspiele recht interessant. Aufgrund des knappen Materials schien aber zumindest der Wiederspielwert durchaus fraglich. Schlussendlich wusste das Spiel dann aber von der ersten Partie an zu überzeugen. Die Regeln sind schnell verstanden, einzelne Runden inzwischen locker in unter 1 Stunde gespielt. Gerade wenn der Sinn einmal nicht nach einem größeren und stundenlangen Strategiespiel steht, hat man hier eine gute Alternative. Odd Ville ist für mich damit ein Spiel, welches auch abends nach einem längeren Arbeitstag noch seinen Weg auf unseren Spieletisch finden wird.

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