Freitag, 8. Mai 2015

Vienna



Immer schön geradeaus
Wer schon einmal in England war, der dürfte sich an den etwas verwirrenden Linksverkehr erinnern. Anstatt brav und gesittet auf der rechten Seite zu fahren, werden wir Mitteleuropäer mit seltsamen Verkehrsregeln verwirrt. Aber eigentlich könnte alles noch viel schlimmer sein. Denn im Wien des 19. Jahrhunderts war der Verkehr wohl noch deutlich strikter geregelt. Die damaligen Kutschen konnten schlicht nur in eine Richtung fahren, selbst an ein simples Umkehren war kaum zu denken.

Glücklicherweise liegen in Vienna (Johannes Schmidauer-König / Schmidt) stets ausreichend Optionen vor uns, die wir mit unseren Würfeln nutzen können.




 
Kutschfahrt
Der Spielplan von Vienna wird von einer geschwungenen Straße voller Aktionsfeldern gesäumt. Entlang dieses Weges setzen die Spieler abwechselnd ihre zu Rundenbeginn geworfenen Würfel ein. Dabei sind die Felder links oben weniger lukrativ, benötigen aber auch eine kleinere Zahl. Rechts unten locken die wahren Goldgruben, das Würfelergebnis muss aber auch entsprechend hoch sein. Um ein Feld belegen zu können, muss ich mit einem oder zwei Würfeln die entsprechende Feldsumme erreichen. Dabei gilt zu beachten, dass bereits genutzte Felder tabu sind und die Würfel stets aufsteigend platziert werden müssen. Will ich doch auf ein zurückliegendes Feld zugreifen, muss ich dafür tief in die Tasche greifen. Mit etwa Geld lassen sich übrigens auch die Würfel manipulieren, um sie den eigenen Bedürfnissen anzupassen.


Belohnung
Wurden alle Würfel eingesetzt, folgt die Auswertung. Die Spieler bekommen nun von links nach rechts Belohnungen für die gewählten Felder. Dazu gehören der Erhalt von Münzen, Siegpunkten oder das Tauschen derselben untereinander. Spannender sind dagegen die Personenkarten. Gegen einen kleinen Obolus lassen sich diese erwerben und bis zum Ende des Spiels in der eigenen Auslage platzieren. Die Personenkarten unterscheiden sich anhand ihrer Symbole. Kreuze, Kronen und Bürger in unterschiedlicher Zahl sind darauf zu finden. Über zusätzliche Aktionsfelder wird die Anzahl eines der Symbole mit den direkten Nachbarn am Tisch verglichen und Mehrheiten mit Geld und Siegpunkten belohnt. Auf diesem Weg erhält Vienna eine durchaus spannende Interaktion, kann die Ausbeute hier doch sehr lukrativ sein.

Sonderkarten
Ein weiteres, wichtiges Element in Vienna sind die Sonderkarten. Diese sind ebenfalls über verschiedene Felder zu erhalten und gehen immer in den Besitz des Spielers über, der das Feld zuletzt aktiviert hat. Auf diesem Weg lässt sich etwa das Startspielerrecht erwerben, aber auch ein zusätzlicher Würfel oder eine besonders starke Personenkarte winken. All das hilft natürlich ungemein, um die für den Spielsieg nötigen 25 Siegpunkte anzusammeln.


Fazit
Vienna ist ein eingängiges Spiel mit überschaubaren Regeln und einigen Entscheidungen. Die Personenkarten sowie mehrere der Felder bieten reichlich Interaktion, es finden sich fast immer Möglichkeiten eigene Pläne voranzutreiben oder die der Mitspieler zu sabotieren. Jede Runde das Bestmögliche aus den eigenen Würfelergebnissen herauszuholen ist dabei der spannende Teil des Spiels.

Leider ist dieser Aspekt mit einigen Problemen verbunden. So können schlechte Würfelergebnisse das eigene Vorkommen recht effektiv unterbinden. Um an die lukrativen Felder zu kommen braucht man schlicht hohe Zahlen. Daran ändert auch die Option mittels Geld Würfel zu manipulieren nichts, ist Geld doch stets knapp. Da das Spiel obendrein auch nur aus einer Hand voll Runden besteht, genügen 2 oder 3 schlechte Würfe und das Spiel ist verloren. Darüber hinaus bereitete mir auch die Spielerzahl Probleme. Zu dritt bieten die Personenkarten nur überschaubaren Spielreiz, häufig konzentriert sich schlicht jeder Spieler auf ein Symbol. Zu fünft besteht dieses Problem nicht, dafür fühlt sich das Gedränge auf dem Plan aber stark übertrieben an, die eigene Kontrolle schwindet zusehends.

Trotz der Kritikpunkte kann Vienna zwar durchaus Spaß machen, hebt sich aber leider nicht von der Masse der Neuheiten ab.

Eine deutlich komplexere Variante Würfel einzusetzen findet ihr übrigens bei Kingsport Festival (hier).


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