Donnerstag, 27. August 2015

Puzzle Strike

Was lange währt…
Seitdem Dominien das Genre des Deckbaus begründet hat, finden sich reichlich Abwandlungen, die anstelle von Karten mit Holzklötzchen, Würfeln oder Pappchips agieren. Eines der ersten Spiele dieser Art kam bereits 2010 mit Puzzle Strike (David Sirlin) auf den Markt. Bis das Spiel den Sprung über den großen Teich geschafft hat, vergingen dann aber noch rund 5 Jahre. Nun hat sich Pegasus aber endlich erbarmt, und beglückt uns Spieler sogar direkt mit der überarbeiteten dritten Edition.

Puzzle Strike unterscheidet sich von gängigen Deckbauern aber nicht nur durch die Chips. Auch das Spiel weißt durchaus einige Besonderheiten aus. So geht es diesmal nicht um das Sammeln von Punkten. Vielmehr nutzen wir alle unsere charakterspezifischen Fähigkeiten um den Gegner unter Bergen von Edelsteinen zu begraben.


 
Aller Anfang…
Auch wenn unser anfängliches Deck noch wenig beeindruckend ist, weißt es doch schon einige Besonderheiten auf. Denn neben einer Hand voll 1er-Edelsteinen räumt jeder Spieler zu Beginn auch 3 individuelle Charakterchips in seinen Beutel. 10 verschiedene Charaktere stehen dabei zur Auswahl und bieten unterschiedliche Startbedingungen und Vorgehensweisen. Da man aber selbst mit dem besten Charakter nicht weit kommt wenn ansonsten nur Müll im Deck ist, bietet die Chip-Bank reichlich Nachschub.

Die Bank
An dieser Stelle wird es klassisch, das weitere Vorgehen kennt man aus allerlei Deckbau-Spielen. Denn in der Bank liegen 10 verschiedene Arten von Puzzlechips die vorab aus einem Pool zufällig ausgewählt werden und dadurch jedes Spiel variieren. Um diese zu erwerben muss ein bestimmter Betrag an Edelsteinen gezahlt werden, wofür jede Runde mindestens 5 Chips aus dem eigenen Beutel gezogen werden. Ein neu gekaufter Chip wandert in die eigene Ablage, wo er so lange liegen bleibt bis der eigene Beutel geleert ist und alle verwendeten und gekauften Chips für einen neuen Durchgang hinein wandern.


Die Chips
Auch die Chips selbst und deren Fähigkeiten bieten in weiten Teilen gewohnte Kost. So darf nur eine Aktion pro Runde gespielt werden, es sei denn diese bietet weitere Aktionen. Auch das Ziehen weiterer Chips und der Erhalt von Geld sind mit von der Partie. Eher ungewohnt ist das dauerhafte Auslegen eines Chips der von nun an einen permanenten Bonus bietet bis eine bestimmte Bedingung erfüllt ist. Gleich gänzlich neu sind die Crush-Gems, die dem Angriff dienen und uns damit dem Spielsieg näher bringen.

Auf ihn mit Gebrüll
Was genau machen wir aber jetzt mit diesen Crush-Gems? Nun, Puzzle Strike gewinnt man nicht über Siegpunkte, sondern indem man den Gegner unter Bergen von Edelsteinen begräbt. In gewissem Umfang geschieht dies automatisch, bekommen wir doch jede Runde einen oder mehrere Edelsteine in den eigenen Juwelenstapel verschobene. Liegen dort am Rundenende 10 oder mehr haben wir verloren. Ohne die freundliche Hilfe unserer Mitspieler ist dies allerdings nahezu unmöglich, können wir uns doch auf vielfältigen Wegen dieser Chips entledigen. Und der einfachste sind eben jene Crush-Gems. Alles was wir auf diesem Wege bei uns zerstören, schicken wir direkt zum Mitspieler. Und sofern dieser sich nicht wehren kann, treiben wir ihn damit näher an die Niederlage. Besonders fiese Spieler sammeln natürlich zuerst ordentlich Chips und basteln auch noch besonders große Exemplare, bevor sie alles gehäuft hinüber jagen und sich über die entgleisenden Gesichtszüge des Gegenübers freuen.


Fazit
Bei einem Deckbau-Spiel drängt sich ein Vergleich zu Dominion und Co. ja geradezu auf. Und tatsächlich sind einige Parallelen nicht zu leugnen. So besteht auch Puzzle Strike gerade zu Beginn eher aus einem Ausbau der eigenen Möglichkeiten, dem Steigern der eigenen Optionen. Auch bezüglich der Auslage und des Kaufverhaltens sind deutliche Ähnlichkeiten zu erkennen. Doch spätestens wenn es um den Spielsieg geht drehten die Unterschiede zunehmend zu Tage. Denn hier ist die Interaktion deutlich ausgeprägter, das Spiel deutlich aggressiver. Anstatt einfach Punkte zu sammeln fliegen bei Puzzle Strike die Fetzen. Entsprechend liegt der Fokus auch deutlich weniger auf der Optimierung des eigenen Decks, der Blick muss stets auch auf dem Gegner ruhen. Häufig kommt eine Art Schere / Stein / Papier zum Tragen, wenn etwa ein Spieler eine langfristige Strategie fährt und von einem schnellen Spieler überrumpelt wird. All das hebt Puzzle Strike durchaus von vergleichbaren Spielen ab. Gleiches gilt für die Charaktervielfalt, die schon vom Start weg verschiedene Vorgehensweisen ermöglicht und den Wiederspielwert deutlich anhebt.

Dennoch hat natürlich auch Puzzle Strike seine Schwächen. Und in erster Linie ist hier das Spiel mit mehr als 2 Spielern zu nennen. Ich habe die entsprechenden Regeln bewusst verschwiegen, denn für mich funktioniert das Spiel ab 3 Spielern nur noch sehr bedingt. Zu viel hängt hier vom Zufall oder dem Willen der Mitspieler ab, Königsmacher sind an der Tagesordnung. Aber auch zu zweit muss man die direkte Konfrontation mögen um an Puzzle Strike seine Freude zu haben. Denn ein gemütlicher und solitärer Aufbau ist die Ausnahme. Obendrein sollte eine gewisse Eingewöhnungszeit eingeplant werden, einige der Charaktere erfordern doch recht ausgefallene Spielweisen. Hier hätte ich mir eventuell eine Auflistung des Schwierigkeitsgrades oder eine Empfehlung für Anfänger gewünscht.

In der Summe ist Puzzle Strike für Freunde des etwas aggressiveren Deckbaus aber einen oder zwei Blicke wert.


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