Nicht
alles was glänzt ist Gold
Bereits vor vielen
Jahrhunderten beschäftigten sich Gelehrte weltweit mit der Herstellung und
Umwandlung der Elemente, stets auf der Suche nach Ruhm und Reichtum. Und schon
damals gab es Neid und Missgunst unter den Vertretern dieser wissenschaftlichen
Disziplin, konnten doch nur die erfolgreichsten Forscher mit freigiebigen
Gönnern rechnen. Und so verwundert es kaum, dass die öffentliche Wahrnehmung
häufig wichtiger war als die erbrachte Leistung. Auch in „Die Alchimisten“ (Matús
Kotry) vom Heidelberger Spieleverlag ist nicht immer alles Gold was glänzt.
Als angehende Meister
ist es unsere Aufgabe, die Eigenschaften verschiedener Zutaten und deren
Wirkung miteinander zu entschlüsseln. Dabei helfen uns Artefakte, freigiebige
Kunden und natürlich die enthaltene App.
Das
Prestige
Um als erfolgreichster
Alchemist in die Geschichte einzugehen (und damit auch das Spiel zu gewinnen), verlangt
es uns in erster Linie nach Prestige aus den Reihen unserer Kollegen. Was genau
bedeutet das? Nun, das meiste Prestige bekommen wir, indem wir die genaue
Beschaffenheit verschiedener Zutaten (Krähenfedern, Kröten,…) entschlüsseln und
die Ergebnisse veröffentlichen. Ob wir bei einer Publikation aber tatsächlich
wissen was wir tun oder genau dies einfach nur behaupten, das ist gänzlich uns
überlassen.
Der
Aktionsmechanismus
Wie genau geht das aber
nun von statten. Nun, den Kern von „Die Alchemisten“ bildet ein klassisches
Worker-Placement Spiel. Jede Runde stehen uns mehrere Aktionspunkte zur
Verfügung, die wir nach Belieben auf dem Spielbrett verteilen. Auf diesem Wege
können wir etwa neue Zutaten sammeln, Geld kassieren oder dieses für hilfreiche
und punkteträchtige Artefakte ausgeben. Richtig spannend ist aber natürlich das
Brauen von Tränken. Denn aus jeweils 2 beliebigen Zutaten ergeben sich
verschiedenste Mittelchen, vom Heilelixier bis zum Lähmungsgift. Welche Zutaten
welche Mischung ergeben, das herauszufinden stellt den Hauptteil des Spiels
dar. Und dabei ist es erst einmal egal, ob wir selbst einen Trank schlucken um
etwas über dessen Zusammensetzung zu erfahren, oder ob wir einen Studenten als
Versuchskaninchen missbrauchen. Stets findet die App hier Verwendung und klärt
uns über das Ergebnis auf.
Deduktion
per App
Kommen wir nun also zum
innewohnenden Deduktionsmechanismus. Immer wenn wir zwei Zutaten mischen (ob im
Test mit den Studenten oder beim Verkauf an Helden), lesen wir diese in die App
ein und erhalten das Ergebnis. Im Detail bedeutet dies, dass jede Zutat aus 3
Elementen (rot, grün, blau) jeweils mit positiver oder negativer Ladung
besteht. Jedes Element kann dazu groß oder klein sein. Kombinieren wir 2
Zutaten, die Elemente mit gleicher Ladung unterschiedlicher Größe haben,
erhalten wir einen Trank. Logisches Denken ist an dieser Stelle essentiell,
sollten wir doch im Spielverlauf möglichst viel Wissen ansammeln. Habe ich etwa
erfahren, dass zwei Zutaten einen Heiltrank ergeben, müssen beide Zutaten
zwingend ein rotes Plus enthalten. Bleibt noch, die Ladungen für das grüne und
blaue Element herauszufinden.
Publikationen
So, zum Abschluss noch
einmal kurz zurück zu den Aktionen. Neben den bereits Oben genannten
Möglichkeiten können wir auch Theorien publizieren. Dabei geben wir die genaue
Zusammenstellung einer Zutat an und werden dafür mit Fördergeldern und Prestige
belohnt. Ob unsere Angabe auch der Realität entspricht ist so lange ohne
Bedeutung, wie kein anderer Spieler unsere Theorie anzweifelt oder diese am
Spielende kontrolliert wird. Genau dann offenbart sich auch, wer wirklich
Ahnung hatte und wer nur gut bluffen konnte.
Fazit
Spiele mit App genießen
aktuell steigende Beliebtheit. Dabei ist allerdings von entscheidender
Bedeutung, dass die App auch sinnvoll implementiert ist. Und das kann hier
getrost bejaht werden. Denn obwohl eine analoge Variante enthalten ist (mit
einem unbeteiligten Moderator), ist das Spiel mit Smartphone tatsächlich sehr
viel angenehmer und funktioniert einwandfrei. Obwohl ich anfänglich eher
skeptisch war, gibt es diesbezüglich also keinerlei Kritikpunkte. Auch die
Mischung aus Deduktion und Worker-Placement funktioniert, beide Elemente wurden
gelungen verzahnt. Persönlich spricht mich auch das Thema an. Die satirische
Umsetzung mit der wissenschaftlichen Arbeit ist gelungen, bereits bei der
Anleitung kam ich aus dem Grinsen kaum heraus.
Dennoch konnte mich „Die
Alchemisten“ nicht restlos überzeugen, was an 2 Punkten liegt. Zum einen wäre
da der nicht unerhebliche Glücksanteil. Ob die erhaltenen Informationen beim
Mischen von Tränken hilfreich sind oder nicht, ist reiner Zufall. Wer hier
anfänglich Pech hat und keine hilfreichen Daten bekommt, kann schnell
unverschuldet aus dem Spiel sein. Dies stellt insbesondere durch die lange
Spielzeit ein Problem dar. Auch der Einstieg ist nicht unbedingt positiv zu
erwähnen. Ich habe mehr als eine Gruppe erlebt, die mit den Deduktionselementen
nicht zurechtkam. Und wenn ein Spieler nach mehr als 2 Stunden bemerkt, dass er
etwas falsch geschlussfolgert hat, dann ist der Spielspaß schnell passe.
Warum bewerte ich „Die
Alchemisten“ dennoch positiv? Nun, persönlich macht mir die Mischung einfach
Spaß. Sind die Regeln erst einmal verstanden und keine Grübler am Tisch, ist
das Spiel durchaus in angenehmer Zeit zu bewältigen. Die über Theorien zu
erhaltenen Punkte halten das Spiel obendrein lange spannend, häufig entscheidet
sich der Sieger erst in der Endwertung. Auch die multiplen Pfade das Spiel zu
bestreiten gefallen. In der Summe also ein durchaus positives Spielerlebnis,
das die Chance auf mehr allerdings knapp verpasst.
Eine gelungene Verwendung einer App in Brettspielen findet ihr übrigens auch bei XCOM hier.
Eine gelungene Verwendung einer App in Brettspielen findet ihr übrigens auch bei XCOM hier.
Toller Blog! Da werden wir uns wieder mal schlau machen. Bis jetzt haben uns Spiele mit Apps nicht so überzeugt. Aber scheinbar ist das hier gut gelöst worden. Deine Artikel sind wirklich sehr gelungen, vor allem dank dem Bildmaterial! Wir wissen wie aufwändig solche Dinge sind...
AntwortenLöschenGruss aus der Schweiz
Puzzlepoint Team
Vielen Dank, Komplimente höre ich doch immer gerne :)
AntwortenLöschenEin Blick auf "Die Alchemisten" lohnt sich definitiv, wobei ich die Einbindung der App bei XCOM noch gelungener finde.
Ich war da auch sehr lange skeptisch. Beide Spiele zeigen aber, dass hier noch sehr viel zu erwarten ist.