Eine
Nummer kleiner
Wenn man nach einem
innovativen Thema für Brettspiele sucht, dürften Züge nicht unbedingt zuerst
genannt werden. Der Bau Kontinente überspannender Schienennetze, das Führen
großer Bahnunternehmen und selbst die Errichtung der Transsibirischen Eisenbahn
durften wir Spieler bereits in Angriff nehmen. Da es größer kaum geht, wird es
wohl Zeit die Dimensionen etwas herunterzuschrauben. Dementsprechend kümmern
wir uns in Trambahn (Helmut Ohley / Lookout) lieber um die Errichtung der
Münchner Straßenbahn.
Trambahn ist ein Spiel
für 2 das maßgeblich von Karten gesteuert wird, mit denen wir Haltestellen
bauen, Passagiere anlocken und zugleich die Finanzen im Blick haben müssen. All
das läuft allerdings deutlich simpler und abstrakter, als es im ersten Moment
klingt.
Bunte
Zahlen
Der überwiegende Teil
des Boxinhaltes von Trambahn besteht aus Karten in 4 Farben und Nummern von 1
bis 10. Diesen Karten kommen zugleich mehrere verschiedene Rollen zu. Zunächst müssen
zu Beginn des Zuges 1 oder 2 Handkarten als Fahrgäste zur farblich passenden
Stationskarte gelegt werden. Wird hier die vierte Karte einer Farbe angelegt
folgt sofort eine Wertung, auf die ich später eingehen werde. Anschließend werden
beliebig viele Karten als Haltestellen in die eigene Auslage gelegt. Dabei
müssen die Karten stets farbrein und aufsteigend in eine Reihe gelegt werden. Da
durchaus auch mehrere Reihen einer Farbe gebildet werden dürfen, gibt es hier
eigentlich immer etwas zu tun. Zumindest solange die Reihen mit einer
Straßenbahn ausgestattet werden können.
Straßenbahnen
Denn um Stationen
abzufahren werden natürlich auch Bahnen benötigt. Und so wird jede Reihe die
nicht damit ausgestattet wird, direkt wieder abgelegt. Straßenbahnen kauft man
schlicht mit Geld, das auf der Rückseite jeder Karte abgebildet. Ein
entsprechender Nachschub wird dadurch sichergestellt, dass am Rundenende
beliebig viele nicht verwendete Karten auf den Geldstapel wandern. Da im
Anschluss auf 6 Karten nachgezogen wird, lohnt sich dies eigentlich fast immer.
Los
geht die Fahrt
Wie bereits vorab
erwähnt wird eine Streckenwertung ausgelöst, sobald einer der beiden Spieler die
vierte farblich passende Karte in Mitte legt. Das Spiel wird an dieser Stelle
kurz unterbrochen und jeder Spieler addiert die Werte der eigenen, farblich
passenden Linien zusammen. Dabei werden die Punkte der Karten mit dem Wert der
Straßenbahn multipliziert, wobei teure Bahnen höhere Multiplikatoren bieten.
Zusätzliche Punkte lassen sich über Sonderwertungen einheimsen. Diese werden
ausgelöst, sobald ein Spieler die achte Karte an eine eigene Reihe anlegt.
Diese punktet sofort und einmalig, ohne dass der Gegner daran partizipieren
kann. Sobald 10 reguläre Wertungen stattgefunden haben, endet das Spiel und die
Punkte werden aufaddiert.
Fazit
Ein Vergleich der sich
bei Trambahn geradezu aufdrängt, ist der zum Klassiker Lost Cities. Und
tatsächlich sind viele Parallelen erkennbar. Beide Spiele leben maßgeblich
davon, aufsteigende Reihen in der passenden Farbe zu bilden und damit zu
punkten. Doch Trambahn bietet darüber hinaus noch einige weitere Ideen und
Elemente. So muss stets der Geldbestand im Blick behalten werden um die eigenen
Optionen zu vergrößern, das eigene Vorgehen muss etwas langfristiger abgewägt
werden. Zugleich reduziert dieses Element etwas den Glücksanteil, unpassende
Karten wandern einfach in den Geldstapel wo sie dann doch von Nutzen sind.
Dennoch ist der
Glücksanteil auch bei Trambahn recht hoch. Wer passende Reihen auf die Hand
bekommt hat immer deutliche Vorteile gegenüber dem Mitspieler. Aufgrund der
kurzen Spielzeit ist das zu verschmerzen, gefällt aber nicht jedem. Obendrein fehlen mir längerfristige Möglichkeiten oder spekulative Elemente. Es lohnt sich fast nie, (mehr als) eine Karte für die kommende Runde auf der Hand zu behalten. Stets landen die Karten im Geldstapel und man hofft in der Folgerunde auf eine bessere Hand.
Unangenehm ist in meinen Gruppen auch der hohe bürokratische Aufwand aufgefallen. Ständig ist man damit beschäftigt die Werte eigener und generischer Reihen zu berechnen und mit den eigenen Möglichkeiten abzugleichen. Besonders gegen Spielende und bei entsprechenden Spielern kann dies einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Gerade für ein Spiel mit einem solchen Glücksfaktor scheint der Aufwand unverhältnismäßig hoch.
Unangenehm ist in meinen Gruppen auch der hohe bürokratische Aufwand aufgefallen. Ständig ist man damit beschäftigt die Werte eigener und generischer Reihen zu berechnen und mit den eigenen Möglichkeiten abzugleichen. Besonders gegen Spielende und bei entsprechenden Spielern kann dies einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Gerade für ein Spiel mit einem solchen Glücksfaktor scheint der Aufwand unverhältnismäßig hoch.
In der Summe hat
Trambahn durchaus einige spannende Ansätze. Der recht aufwendige Spielverlauf wirkt
sich aber leider spürbar auf den Spielreiz aus.
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