Wer sich ab und an mit
Kickstarter beschäftigt dürfte kaum umhin kommen zu bemerken, dass dort
insbesondere miniaturlastige Spiele hohe Summen erzielen. Ein
Fantasy-Abenteuerspiel mit schön gestalteten Figuren ist ein fast sicherer
Erfolgsgarant. Dass es auch anders geht, haben kürzlich Błażej Kubacki und NSKN
bewiesen und konnten mit Mistfall einen durchaus respektablen Erfolg einfahren.
Und der Heidelberger Spieleverlag erfreut uns nun mit der deutschen Version
dieses fast nur aus Karten bestehenden Abenteuerspiels.
Doch auch gänzlich ohne
Figuren ist es unsere Aufgabe als Helden fiese Gegner zu bekämpfen, ganze Landstriche zu befreien und sich
nebenbei auch noch um das Verbessern der eigenen Fähigkeiten zu kümmern.
Die
Helden
Bevor wir gemeinsam ins
Abenteuer ziehen, müssen wir unsere Wahl zwischen sieben verschiedenen Helden
treffen. Vom Barbar über den Magier bis hin zum Schurken sind dabei alle gängigen
Rollen vertreten. Allesamt verfügen sie über besondere Fähigkeiten sowie ein
spezielles Kartendeck. Und genau diesem fällt eine zentrale Rolle zu. Denn
einige dieser Karten stellen Ausrüstungen oder Verstärkungen dar die in die
eigene Auslage wandern, andere sind einmalige Fähigkeiten. Darüber hinaus
bildet der Kartenstapel auch noch unseren Vorrat an Lebenspunkten. Bekommen wir
Schaden müssen wir Karten auf den Friedhof legen, ist dies nicht mehr möglich
verlieren wir das Spiel.
Die
Szenarien
Haben wir unsere Helden
gewählt, enthält das Spiel insgesamt vier verschiedene Szenarien mit variabler
Spielzeit. Allen gemein ist, dass mehrere Ortsplättchen verdeckt ausgelegt
werden, wobei wir an einem Ende starten und das andere Ende üblicherweise einen
zu besiegenden Endgegner enthält. Rücken wir mit unserer Figur auf ein
verdecktes Plättchen vor, ziehen wir einen Auftrag und mehrere Gegner. Schaffen
wir es diese zu besiegen oder den spezifischen Auftrag zu erfüllen, dürfen wir
weiter vorrücken. Da zugleich ein recht knappes Zeitlimit für Druck sorgt, ist
ein zügiges Voranschreiten für einen Sieg unerlässlich.
Die
Gegner
Anders als das mühsame
Voranschreiten auf der Landkarte kommen die Gegner von ganz alleine zu uns.
Denn alles was wir als Helden unternehmen (vom Ziehen einer Waffe bis zum
Feuerball) verursacht Bedrohung. Und die Gegner stürzen sich stets auf den
bedrohlichsten Helden. So lässt sich durchaus etwas taktieren, um etwa mehr
Gegner dem Nahkämpfer zuzuschanzen und den Heiler zu schützen. Wenn die Gegner
dann aber mal da sind, müssen wir uns ihrer natürlich auch erledigen. Dafür
verfügen alle Gegnerkarten über Werte für Angriff, Verteidigung und
Lebenspunkte. Obendrein verfügt fast jeder Gegnertyp über Sonderfähigkeiten,
besondere Angriffe oder Verwundbarkeiten.
Der
Kampf
Theoretisch kann ein
Gegner ganz einfach besiegt werden, indem ein Held einfach ausreichend
Schadenspunkte verursacht. Genau hier kommen unsere Karten ins Spiel… und es
wird kompliziert. Manche der Karten müssen vorab in die eigene Auslage gespielt
werden (etwa Waffen) andere kommen direkt von der Hand. Genutzte Fähigkeiten
wandern auf den Ablagestapel, Waffen gegebenenfalls nach der Nutzung wieder auf
den Nachziehstapel. Einige der Karten werden bei Benutzung direkt begraben (und
sind damit erst einmal aus dem Spiel), andere bleiben einfach in der Auslage
liegen. Auch die Reichweite variiert und kann sich, Abhängig von den Gegnern,
durchaus auch mehrfach ändern. Und all das wird anhand kleiner Symbole und
Texte auf den Karten dargestellt. An dieser Stelle erkennt man schon, dass der
Kampf in Valskyrr einerseits recht komplex ist, andererseits aber auch viele
Optionen und Möglichkeiten bietet.
Und wenn es uns nicht
gelingt alle Gegner zu vernichten, schlagen diese im Anschluss auch noch
zurück. Wer jetzt nicht über eine dicke Rüstung verfügt, der kann sich schon
einmal auf ordentlich Schaden einstellen.
Die
Charakterentwicklung
Es ist dementsprechend
durchaus angeraten, die Gegner besser gleich zu besiegen. Denn einerseits bringt
uns dies im Szenario weiter, andererseits bekommen wir als Belohnung eine oder
mehrere der begehrten Münzen. Und diese lassen sich wiederum für neue
Fähigkeitskarten ausgeben, welche die eigenen Handkarten ergänzen. Und dass
sich hier deutlich spannendere Fähigkeiten finden lassen als im Standarddeck,
das dürfte kaum überraschen. Genau das wird aber auch benötigt, will man den
Endgegner erschlagen und das Spiel gewinnen können.
Fazit
Wer den obigen Text
aufmerksam gelesen hat, der dürfte bereits zu einem Schluss gekommen sein:
Valskyrr ist alles andere als ein einfaches Spiel. Das Erlernen des
Spielverlaufs ist tatsächlich sogar recht anspruchsvoll, viele kleine Regeln
und Besonderheiten wollen erfasst werden. Die Vielzahl von Symbolen erschwert
den Einstieg zusätzlich und leider macht auch die Anleitung keinen besonders
guten Job. Um hier wirklich durchzublicken gehen also durchaus mehrere Partien
und einige Stunden drauf. Zusätzlich gibt es für fast alle Bereiche eine
Vielzahl verschiedener Karten. Das sorgt zwar für reichlich Abwechslung, zu
Beginn aber auch für Verunsicherung. Ist der Verlauf allerdings einmal
verinnerlicht, läuft das Spiel zumeist reibungslos.
Wurde mit den
allgemeinen Regeln die erste Hürde genommen, folgt direkt die Zweite. Denn auch
die zur Wahl stehenden Charaktere wollen richtiggehend gelernt werden. Jeder
hat spezielle Stärken und Schwächen, einiges davon ist auf den ersten Blick
nicht zu erkennen. So sind bereits im Basisdeck Karten enthalten, die erst mit
den zusätzlich zu kaufenden Karten sinnvoll interagieren. Auch das erschwert
den Einstieg deutlich, ist zugleich aber auch eine enorme Stärke von Valskyrr.
Denn so vielfältige und abwechslungsreiche Charaktere sind ansonsten nur schwer
zu finden. Fast jeder Charakter kann auf verschiedene Varianten gespielt werden
und fast alle unterscheiden sich deutlich voneinander.
Stellt sich also die
große Frage: Lohnt sich der ganze Aufwand? Und hier kann ich klar sagen: Ja.
Denn Valskyyr ist tatsächlich durchweg spannend, die vielfältigen Gegner und
Optionen sorgen für Abwechslung. Darüber hinaus ist kooperatives Vorgehen
unerlässlich, wenige andere Spiele bauen so sehr auf das konstante Miteinander.
So blockt der Krieger die Gegner, der Magier mach Schaden und der Priester
heilt. Nutzt auch nur ein Spieler seine Rolle nicht aus, scheitert die Mission.
Dennoch ist der Schwierigkeitsgrad der Szenarien angemessen und sowohl fordernd
als auch (zumeist) fair.
Wer sich also vom
enormen Einstieg nicht abschrecken lässt, der sollte unbedingt mal einen Blick
auf die „Nebel über Valskyrr“ riskieren.
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