Hmpf… Da bereitet man sich
monatelang auf die Spielemesse in Essen vor, schreibt sogar eine umfangreiche
Messevorschau und glaubt tatsächlich, alles im Griff zu haben. Und dann dauert
es nach der Messe ungefähr 3 Tage und man bemerkt, dass man doch wieder die
eine oder andere (oder auch ein paar mehr) spannende Neuheit übersehen hat. In
diesem Jahr betraf dies zuallererst „Die Piraten der 7 Weltmeere“ (Nevskiy und
Sidorenko), ein Spiel, mit dem der Verlag 2geeks einen durchaus spannenden
Start hinlegt.
In „Die Piraten der 7 Weltmeere“
vereinen sich gleich 2 der aktuellen Trendthemen: Piraten und Würfel. Und so
plündern wir Handelsschiffe, verschachern die geraubten Waren und beharken
unsere Mitstreiter mit Flüchen.
Würfelförmige
Schiffe
Zu Beginn des Spiels erhält jeder
Spieler 7 Würfel, welche die Rolle von Piratenschiffen einnehmen. Dazu gibt es
noch 3 Auftragskarten sowie 7 verschiedene Rollenkarten. Letztgenannten kommt
in „Die Piraten der 7 Weltmeere“ eine tragende Rolle zu. Denn jede Runde
entscheiden sich alle Spieler geheim für eine Rolle, die sie in dieser Runde
ausführen wollen. Gemäß einer festgeschriebenen Reihenfolge werden diese im
Anschluss nach und nach ausgeführt, hat ein Spieler die Rolle alleine gewählt
gibt es sogar einen kleine Bonus (oder einen etwas größeren für den
Startspieler).
Die Rollen
Doch was genau bieten uns jetzt die
Rollen? Nun, Schiffbauer und Gouverneur ermöglichen uns Zugriff auf unserer
zerstörten Schiffe, der Kartograf lässt uns weitere Auftragskarten ziehen.
Ebenjene können wir mittels der Inselbewohnerin (Marktkarten) und Schamane
(Fluchkarten) ausspielen, während uns der Händler erbeutete Warenkarten auf dem
Markt verkaufen lässt. Bleibt zuletzt der Kapitän. Und dieser stellt die wohl
spannendste Rolle dar, löst er doch einen Kampf aus.
Der Kampf
Und hier kommen nun endlich auch die
Würfel ins Spiel. Wurde der Kapitän gewählt, spielt dieser sofort eine
Schiffskarte aus, welche die Zahl der überfallenen Handelsschiffe bestimmt. Nun
entscheidet jeder Spieler der Reihe nach, wie viele eigene Schiffe er auf die
Kaperfahrt mitschicken will. Damit handelt es sich bei dem Kapitän um die
einzige Rolle, die jeder Spieler nutzt. Wer darauf verzichtet kassiert sogar
Minuspunkte.
Wurden alle Schiffe eingesammelt
kann es los gehen. Alle Würfel (Händler und Spieler) werden zugleich geworfen
und schon beginnt der Kampf. Nun werden jeweils die Würfel ausgewertet, die am
nächsten zu einem roten Händlerschiff liegen. Die höhere Zahl versenkt hier
schlicht die niedrigere, bei Gleichstand gehen beide Schiffe unter. Dieses
Prozedere wird so lange wiederholt, bis entweder nur noch Piraten oder Händler
übrig sind. Für jedes eigene Schiff das die Schlacht übersteht erhalten wir
eine Warenkarte, jedes zerstörte Schiff bringt als Trost zumindest einen
Yin-Yang Marker.
Die Beute
Nach unserem sicherlich extrem
erfolgreichen Beutezug können wir die erbeuteten Waren (mittels Händlerkarte)
am Markt verkaufen und bekommen dafür die begehrten Schatztruhen. Besitzen wir allerdings
zu viele davon, müssen wir eigene Schiffe als Schutz abstellen, wodurch der
führende Spieler etwas ausgebremst wird.
War der Kampf dagegen weniger
erfolgreich, dürfen wir uns zumindest über Yin-Yang Marker freuen, welche sich
gegen enorm nützliche Fähigkeiten (unzerstörbare Schiffe, größere Laderäume)
eintauschen lassen.
Sobald wir uns durch den Stapel an
Auftragskarten durchgezogen haben, verbleiben noch genau 3 Runden und der
reichste Spieler wird zum Sieger gekürt.
Fazit
Was bei Die Piraten der 7 Weltmeere direkt
ins Auge fällt, ist die sehr gelungene Gestaltung. Mir persönlich gefallen
diese Blechboxen, und in diesem Falle ist die Box sogar funktional. Sowohl
Ober- als auch Unterteil werden als Spielbestandteil verwendet. Obendrein ist
die Grafik gelungen und lädt sofort zum Spielen ein. Auch das Spiel selbst
macht (sofern es einmal verinnerlicht ist) Spaß, der Würfelmechanismus
funktioniert, der Ausgleich für verlorene Schiffe und das Ausbremsen des
Führenden halten die Partien lange offen. Auch Wartezeiten entstehen selbst in
Vollbesetzung nicht, jeder ist stets involviert. Obendrein muss man durchaus
Wachsam sein, das Ausnutzen des Kartenbonus (gerade als Startspieler) und das
Abwägen wann was gehandelt wird sind keinesfalls banal. Die Mischung aus
kurzweiligen Würfelschlachten und relevanten Entscheidungen gefällt durchweg.
Persönlich etwas negativ ist mir der Einstieg
aufgefallen. Obwohl alle Rollenkarten mit kleinen Symbolen versehen sind,
bereiten diese doch oft Schwierigkeiten. Fast kein Erstspieler kommt ohne mehrfache
Nachfrage aus. Gleiches gilt für Fluchkarten, die ebenfalls wenig intuitiv
sind. In beiden Fällen hätte eine Spielerhilfe Wunder gewirkt. Als Folge gestaltet
sich der Einstieg für ein eigentlich nicht allzu komplexes Familienspiel eher
holprig. Bezüglich der
Spielerzahl würde ich Die Piraten der 7 Weltmeere eher ab 3 Spielern
empfehlen, zu zweit fehlt einfach etwas die Interaktion.
Trotz der kleinen
Schwächen kam „Die Piraten der 7 Weltmeere“ in all meinen Gruppen gut an und
sorgte für reichlich gute Laune. Gerne mehr davon.
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