Montag, 2. November 2015

Mafia de Cuba


Das Leben als Pate ist nicht einfach. Da kümmert man sich stets fürsorglich um seine Untergebenen, sorgt für die Sicherheit der städtischen Geschäfte und für einen unerlässlichen Strom an Alkohol und anderen Genussmitteln… und wie wird einem das gedankt? Kaum lässt die Wachsamkeit auch nur für wenige Sekunden nach, werden wir von den eigenen Lakaien bestohlen. Und einen Dieb unter lauter Dieben ausfindig zu machen, das kann sich als durchaus schwierig herausstellen. Insbesondere, wenn sich unter die Gruppe auch noch einige FBI-Spitzel mischen.

Doch genau das ist unsere Aufgabe als Pate. Zu identifizieren, welche Mitspieler aus unserer formschönen Zigarrenkiste Diamanten entnommen haben, ohne dabei den Polizeibehörden zu sehr auf die Füße zu treten.


 
"Frag mich niemals nach meinen Geschäften."
Zu Beginn des Spiels ist die Welt noch in Ordnung. Der Pate hat all seine „vermeintlich“ Getreuen um sich versammelt und lässt zur Feier des Tages seine Kiste mit einer edlen Zigarrenauswahl herumgehen. Leider versäumt er, sein Gefolge dabei im Auge zu behalten, welches den doppelten Boden in Sekunden bemerkt. Das Geheimfach dient dem Paten eigentlich als Urlaubskasse, und so befinden sich darin ein Hand voll Diamanten (bis zu 15 Stück) aber auch mehrere Personenchips. Beginnend mit dem linken Nachbarn entnimmt jeder Spieler geheim einen Chip oder beliebig viele Diamanten und gibt die Reste an seinen Nachbarn weiter. Was zum Ende der Runde wieder beim Paten ankommt, hat mit einer prall gefüllten Urlaubskasse entsprechend wenig zu tun.



"Wir gehen auf die Matratzen."
Jetzt beginnt der spannende Teil des Unterfangens. Denn die Aufgabe des Paten ist es nun, all die gemeinen Diamantendiebe zu identifizieren. Dazu darf er jeden beliebigen Spieler mit Fragen löchern. Von Interesse ist dabei weniger das gestrige Frühstück oder die Urlaubsplanung, sondern vielmehr: "Wie viele Diamanten waren bei dir noch in der Dose und wie viele hast du weitergegeben?" oder "Welche Rollenchips kamen bei dir an und welchen hast du gewählt?". Die Mitspieler sollen darauf nun antworten, sind aber keinesfalls an die Wahrheit gebunden. Da aber normalerweise einige Getreue des Paten mit von der Partie sind, werden zumindest einige Mitspieler die Wahrheit sagen. Das Ziel des Paten muss es sein, Ungereimtheiten in den Antworten zu finden. Denn nur wenn er alle Diebe identifiziert und diese ihre Taschen hat leeren lassen, gewinnt er das Spiel.

"Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann."
Wie der Pate gewinnt wäre damit geklärt, und auch die Diebe sind hier recht einfach zu handhaben. Wenn der Pate versagt, gewinnt schlicht der Dieb mit der größten Ausbeute an Diamanten. Was genau ist aber nun mit den zuvor bereits erwähnten Rollenchips? Nun, diese stellen quasi das Nikotin in der Zigarrenkiste dar. Denn anstatt sich an den edlen Steinchen zu bereichern, kann ich auch die Rolle eines Getreuen, des Chauffeurs oder eines Agenten annehmen und bestimme damit meine Siegbedingungen. So gewinnen alle Getreuen, wenn der Pate siegreich ist. Der Chauffeur gewinnt mit seinem rechten Nachbarn, die Agenten sobald sie fälschlich als Dieb beschuldigt werden. Und damit die ganze Sache für den Paten keinesfalls zu leicht ist, entfernt der erste Spieler gleich noch geheim einen Rollenchip aus dem Spiel. Reichlich zu grübeln gibt es also auf alle Fälle.


Fazit
Im Falle von Mafia de Cuba würde ich das Fazit gerne mal wieder mit dem Material beginnen. Denn obwohl dieses doch eher überschaubar ausfällt (einige wenige Pokerchips und Plastiksteinchen sowie etwas Zusatzmaterial), ist die Qualität und Umsetzung doch sehr gelungen. Vor allem die „Zigarrenkiste“ mit doppeltem Boden zieht direkt in das Thema und weiß sofort zu gefallen. Auch, dass die wichtigsten Regeln noch einmal im Deckel zusammengefasst werden ist eine nette Idee und erleichtert die ersten Partien deutlich. Hier also schon einmal ein dickes Plus.

Spielerisch drängt sich gerade in erfahrenen Gruppen sofort die Parallele zu „Werwölfe“ und artverwandten Spielen auf. Und doch weißt Mafia de Cuba hier einige Unterschiede auf und hat durchaus seine Daseinsberechtigung. So können Spieler zwar ausscheiden, üblicherweise geschieht dies aber erst kurz vor dem Spielende. Und durch die unterschiedlichen Siegbedingungen (je nach Charakter) variiert auch das Vorgehen von Spiel zu Spiel.

Natürlich lebt auch Mafia de Cuba ganz klar von der Spielrunde. Lassen sich die Spieler auf ihre Rollen ein, so kommt fast unausweichlich eine immense Spannung auf, die Stimmung folgt entsprechend. Es wird gelogen, betrogen und angeklagt bis sich die Balken biegen. In einer Gruppe voller Schweiger wird Mafia de Cuba dagegen fast unausweichlich floppen. Was mir persönlich eher negativ aufgefallen ist, ist darüber hinaus die relativ lange Vorbereitungszeit. Denn während die Kiste herumgeht und die Spieler sich ihre „Beute“ nehmen, kann man nebenbei durchaus auch mal eine Zigarre rauchen gehen. Bis jeder den Inhalt geprüft, sich für eine Option entschieden und sich schon mal einen Plan zurecht gelegt hat, vergehen in gerade in größeren Gruppen einige Minuten.

Dennoch. Die richtigen Mitspieler vorausgesetzt sorgt Mafia de Cuba für reichlich Stimmung und ist für entsprechende Gruppen absolut zu empfehlen.




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