Dienstag, 21. April 2015

Elysium

Verkannte Helfer
Unter Künstlern der vergangenen Jahrhunderte war es keinesfalls ungewöhnlich, dass sie trotz herausragender Leistungen kaum Zuspruch erhielten. Der kulturelle und finanzielle Wert ihrer Werke wurde häufig erst nach dem Tod erkannt. Dass dieses Problem eigentlich noch viel älter ist, war zumindest mir unbekannt. Neueste Aufzeichnungen (Quelle: Elysium von M. Dunstan und B. J. Gilbert / Asmodee) belegen nun, dass sich bereits die Götter im alten Griechenland damit herumschlagen mussten.

Denn obwohl fast alle Karten in Elysium während des Spiels enorm nützlich sein können, sind sie spätestens mit dem Spielende wertlos. Nur wer bereit ist während des Spiels Opfer zu bringen, hat am Ende eine Chance auf den Sieg.


 
Säule
Insgesamt 5 von 8 Göttern finden in einer Partie Elysium Verwendung und warten mit einer großen Zahl verschiedener Karten auf. Eine Auswahl davon liegt in der Tischmitte aus, worauf die Spieler abwechselnd zugreifen können. Einzige Bedingung ist, dass der Spieler noch über eine farblich passende Säule verfügt. Anfänglich stehen jedem Spieler 4 davon zur Verfügung, nach jedem Kartenkauf muss eine abgegeben werden. An dieser Stelle sollte also bereits etwas vorausgeplant werden, welche Karten in den kommenden Runden angestrebt werden. Gleichzeitig bietet diese Entscheidung natürlich auch Informationen für die Mitspieler.

Sphäre
Was genau bringen uns die erworbenen Karten nun aber? Nun, solange sie in der Sphäre (sprich: oberhalb meiner Ressourcenleiste) liegen verfügen fast alle Karten über verschiedene Spezialfunktionen die einmalig oder wiederholt Anwendung finden, permanent aktiv sind oder nur bei bestimmten Bedingungen ausgelöst werden. Der Effekt selbst hängt dabei wesentlich von der Gottheit der Karte ab. So liefert Poseidon ein stetes Einkommen, Zeus bietet einen waren Punktesegen und Hermes erlaubt die Manipulation von Karteneffekten. All dies ist allerdings nur so lange verwendbar, wie die Karten in der Sphäre liegen. Leider werden aber am Spielende alle dortigen Karten ersatzlos abgeräumt, eine Partie Elysium lässt sich so nicht gewinnen. Und genau hier kommt das namensgebende Elysium ins Spiel.

Elysium
Am Ende jeder Runde stehen den Spielern eine begrenzte Anzahl an Übergängen zur Verfügung. Dies bedeutet, dass die Spieler ihre Karten von der Sphäre nach unten ins Elysium verschieben. Dort haben sie üblicherweise keine Funktion mehr, bieten am Ende allerdings ordentlich Siegpunkte. Nummern von 1 bis 3 geben dabei einerseits die Kosten für das Verschieben an, sind aber darüber hinaus auch für die Punkte von Bedeutung. Denn Karten im Elysium müssen stets in Gruppen angeordnet sein. Dabei werden sie entweder nach Familien oder nach Zahlen sortiert. Je größer die Gruppe desto lukrativer. Obendrein gibt es für vollständige Familien oder lange Zahlenreihen Bonuspunkte. Und diesen werden bitter benötigt, um nach 5 Runden als Sieger vom Platz zu gehen.
 

Fazit
Obwohl einige Regeln von Elysium eher kontraintuitiv erscheinen, ist das Spielprinzip doch recht schnell verstanden und bietet eine überschaubare Optionsvielfalt. Die tatsächliche Abwechslung, die Variation kommt durch die große Menge an Karten zustande. Und das ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil kein Spiel wie das andere läuft. Es werden überhaupt nur 5 der 8 Decks in jedem Spiel zusammengemischt, aber bereits das Startdeck bietet haufenweise unterschiedliche Spielverläufe. Jede Partie stellt die Spieler vor neue Herausforderungen, jede Entscheidung ist bedeutsam und selten einfach. Charaktere einerseits lange nutzen zu wollen, dafür aber andererseits nur Punkte zu bekommen indem man sie aufgibt, ist eine spannende Zwickmühle. Auch die Wahl der Säulen ist keinesfalls trivial, grenzt man damit doch jede Runde die eigenen Optionen ein. All dies weiß zu gefallen.

Allerdings stellt die Fülle an Karten eben auch einen Fluch dar. Denn strategische Planung macht sie fast unmöglich, viel ist schlicht vom erscheinen der richtigen Karten abhängig. Erwerbe ich zu Beginn Karten die mir Boni für eine bestimmte Familienart bieten, sollte diese im weiteren Spielverlauf auch besser kommen. Benötige ich von einer Familie noch eine Nummer um diese zu vervollständigen, kann einem das Ausbleiben derselben teuer zu stehen kommen. Obwohl es durchaus Wege gibt dieses Problem zu umgehen, hat derjenige dessen Karten optimal nachkommen einen klaren Vorteil. Dies ist besonders zu zweit auffällig, wo schlicht deutlich weniger Karten erscheinen.

Dennoch macht Elysium rundum Spaß, fesselt und unterhält über die gesamte Spielzeit. Und sollten tatsächlich einmal alle Glücksgötter gegen einen sein, bleibt immer noch eine Revanche.

Wenn ihr die antike Götterwelt weiter erforschen wollt, kann ich euch Deus (hier) empfehlen. Oder doch lieber den Göttern der Maja in Tzolk’in (hier) huldigen.


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