Mittwoch, 29. April 2015

Black Fleet

Ein Spiel wie ein Pirat
Das öffentliche Bild von Piraten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert. Seit Hollywood die trinkenden, fluchenden und raufenden Gesellen für sich entdeckt hat, sind Piraten richtiggehend salonfähig geworden. Sie trinken, fluchen und raufen zwar auch weiterhin, aber inzwischen können alle darüber lachen. Und damit wären wir auch schon bei Black Fleet (Sebastian Bleasdale / Asmodee). Denn eine gesunde Portion Humor sollte man auch hier mitbringen, um bei all dem Kapern und Betrügen nicht am Ende die Rauferei ins heimische Spielzimmer zu verlegen.

Dabei übernehmen wir gar nicht mal ausschließlich die Rolle von Piraten. Auch ein Handelsschiff und Kriegsschiffe stehen uns für unsere Aktionen zur Verfügung. Macht aber eigentlich keinen Unterschied, schließlich jagen auch diese nur hinter jedem Bröckchen Gold her.


 
Schere, Stein, Papier
Jedem Spieler stehen sein eigenes Handelsschiff sowie ein Piratenschiff zur Verfügung. Die 2 Kriegsschiffe werden dagegen von allen Spielern gemeinsam gesteuert. Wer am Zug ist spielt dazu schlicht eine Bewegungskarte, welche die maximale Bewegungsweite für alle 3 Schiffe angibt. Manipulieren können wir diese zusätzliche über Sonderkarten, die etwa den Wind beeinflussen oder uns über Inseln fahren lassen.
Jedem Schiff steht während einer Bewegung zusätzliche eine Aktion zur Verfügung. Im Falle des Handelsschiffes ist dies zumeist die Aufnahme von Waren oder die Ablieferung derselben in einem anderen Hafen. Piraten jagen dagegen Händler und verbuddeln die Beute auf einer Insel. Kriegsschiffe wiederum versenken Piraten und machen damit den Weg für die Händler frei. 




Teurer Fortschritt
Der Lohn all dieser Mühe ist so simpel wie begehrt: Gold. Ob wir Waren abliefern oder Schiffe versenken, für fast alles gibt es in Black Fleet Gold. Mit ebenjenem Edelmetall können wir insgesamt 5 Entwicklungskarten aktivieren. 4 davon bieten uns die verschiedensten Vorteile. Dass dabei die teuren Karten naturgemäß stärkere Boni liefern wird nicht überraschen. Das Abwägen von frühen aber kleinen Vorteilen gegenüber starken aber späten Boni macht einen nicht unwesentlichen Reiz des Spiels aus. Am stärksten ist aber sicherlich die fünfte Karte. Denn wer diese als erster erwirbt (nachdem alle anderen Karten gekauft wurden) gewinnt das Spiel.


Fazit
Black Fleet ist ein hinterhältiges Spiel. Vordergründig deuten die comicartige Grafik, der schnelle Einstieg und das wunderschöne Material auf ein lockeres Familienspiel hin. In Wirklichkeit dominieren aber aggressives Vorgehen und Schadenfreude. Denn obwohl den Handelsschiffen eine durchaus zentrale Rolle zukommt, drehen sich weite Teile einer Partie doch um das Versenken der Mitspieler. Da werden Handelsschiffe kurz vor dem Hafen geplündert oder Piraten nach erfolgreichem Beutezug kurzerhand auf den Meeresboden befördert. Das muss man als Spieler abkönnen, um an Black Fleet Spaß zu haben. Auch das Verschwören gegen den aktuell Führenden gehört da durchaus zum Programm.

Für meinen Geschmack wurde die direkte Interaktion bei Black Fleet allerdings etwas übertrieben. Gerade in der zweiten Spielhälfte ist eine Planung eigentlich unmöglich. Wenn man über Inseln hüpfen oder teleportieren kann, wenn Handelsschiffe Piraten versenken oder Positionen mit Fregatten tauschen, dann dominieren Chaos und Zufall das Spielgeschehen. Dass die eigenen Schiffe einmal eine Runde unbehelligt überstehen, ist die absolute Ausnahme. Verstärkt wird das Chaos durch die gänzlich unausgeglichenen Entwicklungskarten. Während einige davon fast nutzlos sind, fallen Andere deutlich zu stark aus. Das kann schnell so weit gehend, dass erfahrene Spieler bei schlechten Karten schon vor Spielbeginn lieber die Segel streichen würden. Wer dagegen bei den Karten Glück hat, dem prangt für den restlichen Spielverlauf eine große Zielscheibe auf der Stirn.

Damit ist Black Fleet am Ende dann doch genau das, was es zu sein vorgibt. Aggressiv, atmosphärisch und selten fair. Wie ein echter Pirat eben. Nur dass ich schon immer die weichgespülte Hollywood-Variante bevorzugt habe.
 
Schöne Schiffe bietet nicht nur Black Fleet. Auch das Schiff von Norderwind (hier) weiß durchaus zu gefallen. Oder doch lieber eine ganze Flotte von Handelsschiffen aufbauen um Waren zu handeln? Dann werft mal einen Blick auf Nauticus (hier).


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