Kartenduelle für 2 Personen erfreuen
sich aktuell einer großen Beliebtheit. Und der Verlag Board Game Circus hat
daran sicher keinen kleinen Anteil. Allein in den vergangenen Monaten
erschienen mit „Instinkt“, „WizardsCup“ und nun eben „Naishi“ (Mathieu Bieri,
Alex Fortineau) drei Vertreter des Genres, von anderen Verlagen will ich da gar
nicht erst anfangen. Insbesondere Letztgenanntes hat mir dabei in den
vergangenen Wochen viel Spaß gemacht, weshalb ich das Duell am japanischen
Kaiserhof hier vorstelle.
Du nach links vorne, du nach da rüber,
das Tor dahin…
So ein Shogun ist gar nicht schwer zu
verstehen. Eigentlich will er nur, dass seine Untergebenen das Beste aus den
ihnen anvertrauten Provinzen herausholen. Dazu müssen die 10 Karten, aus mehr
besteht unser Reich nicht, am Ende der Partie nur bestmöglich angeordnet sein.
Burgmauern an den Rand, um die Verteidigung sicherzustellen. Ein paar Tore
wären ganz nett, sonst staut es sich schnell während des Berufsverkehrs. Und
große, zusammenhängende Reisfelder. Ach ja, wenn wir schon dabei sind, können
wir auch noch eine Naishi im Zentrum und vielleicht einen oder zwei Mönche
benachbart zu den Toren einplanen. Alles gar nicht so kompliziert…
Die seltsamen Wünsche des Shogun
Bis zu diesem Punkt, kennen wir das
Vorgehen aus vergleichbaren Spielen. Genau an der Stelle macht uns der Shogun
nun aber einen Strich durch die Planung. Denn die 10 Karten, die unser Reich
bilden, dürfen nur sporadisch anders angeordnet werden. Zu Spielbeginn liegen
fünf Berge vor jedem Spielenden aus, dazu haben wir fünf weitere Karten (drei
davon Berge) auf der Hand. Am Spielende werden diese Handkarten, ohne die
Reihenfolge zu ändern, hinter die Auslage gelegt und dort gewertet. Und das ist
noch nicht alles. Denn neue Karten bekommen wir über fünf zentrale Stapel und
von dort wandern sie, ihr ahnt es schon, auf die identische Position in unserer
Hand oder Auslage. Das lange ersehnte Reisfeld bringt uns also erst mal wenig,
wenn es an der falschen Stelle auftaucht.
Hilfreiche Berater
Glücklicherweise hat uns der Shogun zwei
Berater zu Seite gestellt. Diese können wir einsetzen, um die Position zweier
Karten zu vertauschen. Der Nachteil: Sind beide Berater verbraucht, müssen wir
eine komplette Runde aufwenden, um diese zurückzuholen. Eine Runde mag zwar
nicht nach viel klingen, da Naishi aber zumeist nach nicht viel mehr als zehn
Runden enden kann, können verlorene Züge wirklich schmerzen. Denn am Ende fehlt
fast immer noch dieser eine Zug, um das Reisfeld zu vervollständigen, das
Banner über den Reiter zu legen, den Bogenschützen…
Fazit
Naishi erinnerte mich in den ersten
Partien stark an „Vergessene Reiche“, was ein großes Kompliment ist. Die
Vielzahl der Möglichkeiten, das stetige Verbessern der Auslage und das Gefühl,
dass nur noch ein klein wenig für eine Perfekte Runde fehlt, hat mich sofort
begeistert. Dabei ist Naishi allerdings deutlich zugängiger, es gibt weit
weniger verschiedene Karten und diese interagieren sehr klar miteinander. Nach
einer Partie ist das Prinzip verstanden. Dazu kommt die Vorgabe, die
Kartenreihenfolge nicht zu ändern. Das bietet ganz neue Herausforderungen, auf
einmal sind eigentlich spannende Karten uninteressant oder nur mit viel Aufwand
zu verwerten. Auch die Interaktion ist gelungen. So ziemlich alle Kartenarten
sind knapp, dem Gegenüber eine davon wegzuschnappen und in der Folgerunde
direkt wieder abzuwerfen kann durchaus zu fiesen Blicken führen. Diese Vielzahl
von kleinen und spannenden Entscheidungen in einer so kurzen Spielzeit fesselt.
Eine kleine Schwäche ist
für mich, dass man doch recht schnell alles gesehen hat. 12 verschiedene
Karten, die stets alle mit von der Partie sind, lässt die Entdeckerfreude nach
einiger Zeit abkühlen. Hier hätte ich mir etwas mehr Abwechslung, etwa durch
Austauschkarten, gewünscht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
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