Sonntag, 24. August 2025

Naishi

Kartenduelle für 2 Personen erfreuen sich aktuell einer großen Beliebtheit. Und der Verlag Board Game Circus hat daran sicher keinen kleinen Anteil. Allein in den vergangenen Monaten erschienen mit „Instinkt“, „WizardsCup“ und nun eben „Naishi“ (Mathieu Bieri, Alex Fortineau) drei Vertreter des Genres, von anderen Verlagen will ich da gar nicht erst anfangen. Insbesondere Letztgenanntes hat mir dabei in den vergangenen Wochen viel Spaß gemacht, weshalb ich das Duell am japanischen Kaiserhof hier vorstelle.

 
 
 
 
 
Du nach links vorne, du nach da rüber, das Tor dahin…
So ein Shogun ist gar nicht schwer zu verstehen. Eigentlich will er nur, dass seine Untergebenen das Beste aus den ihnen anvertrauten Provinzen herausholen. Dazu müssen die 10 Karten, aus mehr besteht unser Reich nicht, am Ende der Partie nur bestmöglich angeordnet sein. Burgmauern an den Rand, um die Verteidigung sicherzustellen. Ein paar Tore wären ganz nett, sonst staut es sich schnell während des Berufsverkehrs. Und große, zusammenhängende Reisfelder. Ach ja, wenn wir schon dabei sind, können wir auch noch eine Naishi im Zentrum und vielleicht einen oder zwei Mönche benachbart zu den Toren einplanen. Alles gar nicht so kompliziert…

Die seltsamen Wünsche des Shogun 
Bis zu diesem Punkt, kennen wir das Vorgehen aus vergleichbaren Spielen. Genau an der Stelle macht uns der Shogun nun aber einen Strich durch die Planung. Denn die 10 Karten, die unser Reich bilden, dürfen nur sporadisch anders angeordnet werden. Zu Spielbeginn liegen fünf Berge vor jedem Spielenden aus, dazu haben wir fünf weitere Karten (drei davon Berge) auf der Hand. Am Spielende werden diese Handkarten, ohne die Reihenfolge zu ändern, hinter die Auslage gelegt und dort gewertet. Und das ist noch nicht alles. Denn neue Karten bekommen wir über fünf zentrale Stapel und von dort wandern sie, ihr ahnt es schon, auf die identische Position in unserer Hand oder Auslage. Das lange ersehnte Reisfeld bringt uns also erst mal wenig, wenn es an der falschen Stelle auftaucht. 
 
 
Hilfreiche Berater 
Glücklicherweise hat uns der Shogun zwei Berater zu Seite gestellt. Diese können wir einsetzen, um die Position zweier Karten zu vertauschen. Der Nachteil: Sind beide Berater verbraucht, müssen wir eine komplette Runde aufwenden, um diese zurückzuholen. Eine Runde mag zwar nicht nach viel klingen, da Naishi aber zumeist nach nicht viel mehr als zehn Runden enden kann, können verlorene Züge wirklich schmerzen. Denn am Ende fehlt fast immer noch dieser eine Zug, um das Reisfeld zu vervollständigen, das Banner über den Reiter zu legen, den Bogenschützen… 
 
Fazit 
Naishi erinnerte mich in den ersten Partien stark an „Vergessene Reiche“, was ein großes Kompliment ist. Die Vielzahl der Möglichkeiten, das stetige Verbessern der Auslage und das Gefühl, dass nur noch ein klein wenig für eine Perfekte Runde fehlt, hat mich sofort begeistert. Dabei ist Naishi allerdings deutlich zugängiger, es gibt weit weniger verschiedene Karten und diese interagieren sehr klar miteinander. Nach einer Partie ist das Prinzip verstanden. Dazu kommt die Vorgabe, die Kartenreihenfolge nicht zu ändern. Das bietet ganz neue Herausforderungen, auf einmal sind eigentlich spannende Karten uninteressant oder nur mit viel Aufwand zu verwerten. Auch die Interaktion ist gelungen. So ziemlich alle Kartenarten sind knapp, dem Gegenüber eine davon wegzuschnappen und in der Folgerunde direkt wieder abzuwerfen kann durchaus zu fiesen Blicken führen. Diese Vielzahl von kleinen und spannenden Entscheidungen in einer so kurzen Spielzeit fesselt.  
 
Eine kleine Schwäche ist für mich, dass man doch recht schnell alles gesehen hat. 12 verschiedene Karten, die stets alle mit von der Partie sind, lässt die Entdeckerfreude nach einiger Zeit abkühlen. Hier hätte ich mir etwas mehr Abwechslung, etwa durch Austauschkarten, gewünscht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen