Großveranstaltungen sind
aktuell tabu und daran wird sich auch in den kommenden Monaten wenig ändern.
Konzerte, Sportveranstaltungen, selbst Kinobesuche fallen flach. Und
Brettspiele! Brettspiele? Naja, zumindest wer sich mit den insgesamt möglichen
100 Spielern an Der Kartograph (Jordy Adan / Pegasus) wagt, sollte sich besser
auf Ärger gefasst machen. Dann doch lieber auf ein paar der Mitspieler
verzichten oder sich direkt allein ans Werk machen.
Ein leeres Königreich
Eine Partie Kartograph
beginnt, wie viele Geschichten beginnen: Mit einem leeren Blatt Papier. Oder
besser: Einem fast leeren Blatt Papier. Denn schon zu Beginn enthält unser
Königreich ein paar Gebirge und Ruinen, zusammen mit einem Haufen leerer
Kästchen. Diese zu füllen ist die Aufgabe von uns Spielern. Und das ist
eigentlich ganz einfach. Denn Runde für Runde wird eine Karte aufgedeckt, auf
der zwei verschiedene Formen und / oder Geländetypen zu sehen sind. Die Formen
erinnern stark an Tetris, unter den Geländetypen finden sich unter anderem Wald,
Gewässer und Städte. Für welche der Formen wir uns entscheiden und wo sie
eingezeichnet wird, das ist ganz und gar uns überlassen.
Ein punkteträchtiges
Königreich
Prinzipiell können wir die
Geländeteile fast nach Belieben eintragen, ein etwas taktischeres Vorgehen ist
allerdings durchaus angeraten. Denn schließlich wollen wir am Ende das schönste
(sprich: punkteträchtigste) Königreich unser Eigen nennen. Was genau das
bedeutet, dass geben vier zufällig gezogene Punktekarten vor. Über ebenso viele
Durchgänge werden stets zwei davon gewertet und honorieren etwa wenn Wald am
Rand liegt, Dörfer von anderen Geländetypen umgeben sind oder möglichst viel
Fläche gefüllt wurde. Zusätzliche Punkte locken durch Goldmünzen, die wir im
Gebirge abbauen oder über Geländekarten erhalten können.
Ein monströses
Königreich
Bis hierhin ist der Job
des Kartographen ein recht solitärer. Und mitunter werden wir uns wünschen, das
wäre auch so geblieben. Leider ist unser Königreich allerdings nicht gänzlich
unbewohnt. Ab und an tauchen umherziehende Monster auf, die ebenfalls
eingezeichnet werden, allerdings auf den Zetteln der Mitspieler. Und anstatt
dort zu punkten, führt jedes benachbarte leere Feld zu Minuspunkten. Klar also,
dass wir uns der Sache annehmen müssen. Doof nur, dass wir ja eigentlich erst
noch den Auftrag erfüllen wollten. Und die Münze dort winkt auch schon länger,
aber eben nicht mit der aktuellen Karte… Wem all das noch nicht reicht, der
greift zur direkt beiliegenden Mini-Erweiterung, die uns obendrein noch mit
kleinen Fähigkeiten versorgt.
Fazit
Der Kartograph ist
eigentlich ganz simpel. Eine Karte aufdecken, zwischen zwei Optionen wählen und
ein paar Kästchen ausmalen. Mehr gibt es nicht zu entscheiden. Wenn, ja wenn da
nicht all die Verlockungen wären. Denn seinen Reiz zieht das Spiel daraus, dass
man stets versucht ist, allen Aufgaben gerecht zu werden. Hier und da ein paar
Punkte sammeln und gleichzeitig bei einem Auftrag richtig dick absahnen. Dazu
am besten gleich zu Beginn Münzen horten. Und erst das Monster… ignorieren ist
teuer, bekämpfen kostet Zeit. Und die ist immer knapp, stets hätte man am Ende
gerne noch ein oder zwei Züge mehr. Obwohl die Regeln denkbar einfach sind,
sind es die Entscheidungen selten. Und wenn doch, dann funken nur zu gerne die
Mitspieler oder das Kartendeck dazwischen. Jede neue Karte wird bejubelt oder
verflucht, über das eigene Pech und das Schicksal gejammert. Emotionen sind
beim Kartographen garantiert, ebenso wie eine zweite und dritte Runde.
Etwas unzufrieden haben
sich in meinen Runden manche Mitspieler über die Übersichtlichkeit geäußert.
Diese geht schnell verloren, wenn der Plan voller (mehr oder weniger
gelungener) Bleistiftstriche ist. Hier helfen Buntstifte, um die verschiedenen
Geländetypen zu unterscheiden. Als wirklich notwendig sehe ich das aber nicht. Hier
und da etwas holprig gestaltet sich zudem anfänglich die Punktevergabe. Wann
welche Wertungen durchgeführt werden und was genau dann Punkte bringt,
überfordert Erstspieler teilweise etwas. Allerdings hat das noch niemanden von
einer zweiten Partie abgehalten. Und spätestens dann überzeugt der Kartograph
voll und ganz.
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