Freitag, 16. Juni 2023

Massive Darkness 2: Höllenschlund

Dungeon-Crawler sind so etwas wie der Eckpfeiler meiner spielerischen Sozialisation. Allein in Hero-Quest habe ich sicherlich mehrere hundert Stunden Spielzeit gesteckt, am PC hielten mich Diablo 1 und 2 nächtelang wach. Während ich inzwischen auf der Playstation Diablo 4 spiele, tauche ich am Spieltisch in die Welt von Massive Darkness 2: Höllenschlund (Alex Olteanu, Marco Portugal / Asmodee) ein.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wenig Neues… auf den ersten Blick
Die Prämisse in Massive Darkness 2 ist einfach. Als Lichtbringer bekämpfen wir kooperativ die Mächte der Finsternis, erschlagen Monster, sammeln Ausrüstung, steigen auf und bekämpfen noch mächtigere Monster. So weit, so bekannt. Auch, dass das Spiel mehrere, unabhängig voneinander zu spielende Szenarien sowie verschiedene Helden und Gegnertypen enthält, lockt sicher niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Selbst den Spielablauf kennen erfahrene Spieler im Wesentlichen: Erst führen die Helden nacheinander ihre Aktionen aus, dann kommen die Gegner, deren Vorgehen in den meisten Fällen aus Angreifen oder Näherrücken besteht. Zuletzt tauchen neue Gegner auf. Besiegen wir genug davon, steigen wir auf und die Gegner werden stärker. All das wiederholen wir, bis wir das Missionsziel erfüllt haben.
 
 
Die kleinen und feinen Ideen
Das klingt nicht gerade neu, oder? Und dennoch bietet Massive Darkness auch für erfahrene Spieler Einiges zu entdecken. Und das beginnt bereits auf dem Plan, wo alle Gebiete entweder in Licht oder Schatten getaucht sind. Greifen wir von Letzterem aus an, bekommen wir einen Bonuswürfel. Der Platzierung auf dem Plan kommt also eine nicht unwesentliche Bedeutung zu. Auch das Looten läuft anders als in vielen Spielen. Klar gibt es unterwegs auch Schatzkisten, aber gerade Waffen nehmen wir in erster Linie den besiegten Gegnern ab, nachdem diese sie gegen uns eingesetzt haben. Dadurch steigt unser Schadenspotential langsam aber stetig.
 
Enorm abwechslungsreiche Charaktere
Was Massive Darkness 2 aber tatsächlich aus der Masse abhebt, das sind die extrem unterschiedlichen Charaktere. Natürlich beinhaltet das auch ganz klassische Unterschiede: Der Nahkämpfer hat mehr Lebenspunkte, die Fähigkeiten des Bogenschützen sind im Fernkampf hilfreich und der Paladin unterstützt mit seinen Auren die Mithelden. Darüber hinaus verfügt jeder Held aber über ganz eigene Spielmechaniken. So zieht der Schurke Plättchen aus einem Beutel, die die eigenen Aktionen verstärken. Der Waldläufer hat ein Kartendeck mit allerlei Boni, von denen er bei jedem Schuss beliebig viele ziehen darf. Überreizt er allerdings, geht der Schuss (im wahrsten Sinne des Wortes) nach hinten los. Der Schamane wiederrum kann sich auf ein Element spezialisieren und dabei sogar Geisterdiener zu Hilfe rufen. All das bietet eine enorme Abwechslung, die weit über das klassische Schema von Nah- und Fernkampf hinausgeht. Dass wir uns mit steigendem Level zudem spezialisieren können, versteht sich von selbst.
 

Fazit
Trotz all der Abwechslung und der großen und prall gefüllt Box ist Massive Darkness 2 eher ein Leichtgewicht seines Genres. Wer sich mit Dungeon-Crawlern auskennt, wird sich hier sehr schnell zurechtfinden. Zugleich ist das aber auch eine der Schwächen des Spiels. Denn abgesehen von den tollen Helden fehlt es etwas an spannenden Ideen. Die einzelnen Missionen sind recht linear, größere Überraschungen gibt es kaum. Gehe zu Punkt X, zerstöre Objekt Y und verschwinde aus Ausgang Z. Darüber hinaus sind die einzelnen Missionen zwar lose durch die Story verknüpft, eine echte Kampagne ist aber nicht enthalten. Zudem sind die Missionen für erfahrene Spieler häufig zu leicht, eine Anpassung des Schwierigkeitsgrades ist in den Regeln nicht vorgesehen. Das Basisspiel richtet sich damit insgesamt wohl eher nicht an Genre-Veteranen.
 
Dass dennoch auch erfahrene Spieler ihren Spaß an Massive Darkness 2 haben, liegt einerseits an den tollen und abwechslungsreichen Helden und Monstern, andererseits aber auch an dem aus Diablo bekannten „mehr… mehr… mehr-Gefühl“. Denn eigentlich haben wir die ganze Zeit mindestens eine Möhre vor der Nase baumeln, die uns immer tiefer in den Dungeon treibt. Nur noch ein Gegner zum Levelaufstieg, der Mob da hinten hat die perfekte Waffe, beim Schmid dort vorne bekomme ich bestimmt endlich die perfekte Rüstung. Diesem Reiz kann man sich tatsächlich schwer entziehen. 
 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen