Dungeon-Crawler sind so etwas wie der
Eckpfeiler meiner spielerischen Sozialisation. Allein in Hero-Quest habe ich
sicherlich mehrere hundert Stunden Spielzeit gesteckt, am PC hielten mich
Diablo 1 und 2 nächtelang wach. Während ich inzwischen auf der Playstation
Diablo 4 spiele, tauche ich am Spieltisch in die Welt von Massive Darkness 2:
Höllenschlund (Alex Olteanu, Marco Portugal / Asmodee) ein.
Wenig Neues… auf den ersten Blick
Die Prämisse in Massive Darkness 2 ist
einfach. Als Lichtbringer bekämpfen wir kooperativ die Mächte der Finsternis,
erschlagen Monster, sammeln Ausrüstung, steigen auf und bekämpfen noch
mächtigere Monster. So weit, so bekannt. Auch, dass das Spiel mehrere,
unabhängig voneinander zu spielende Szenarien sowie verschiedene Helden und
Gegnertypen enthält, lockt sicher niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Selbst
den Spielablauf kennen erfahrene Spieler im Wesentlichen: Erst führen die
Helden nacheinander ihre Aktionen aus, dann kommen die Gegner, deren Vorgehen
in den meisten Fällen aus Angreifen oder Näherrücken besteht. Zuletzt tauchen
neue Gegner auf. Besiegen wir genug davon, steigen wir auf und die Gegner
werden stärker. All das wiederholen wir, bis wir das Missionsziel erfüllt
haben.
Die kleinen und feinen Ideen
Das klingt nicht gerade neu, oder? Und dennoch
bietet Massive Darkness auch für erfahrene Spieler Einiges zu entdecken. Und
das beginnt bereits auf dem Plan, wo alle Gebiete entweder in Licht oder
Schatten getaucht sind. Greifen wir von Letzterem aus an, bekommen wir einen
Bonuswürfel. Der Platzierung auf dem Plan kommt also eine nicht unwesentliche
Bedeutung zu. Auch das Looten läuft anders als in vielen Spielen. Klar gibt es
unterwegs auch Schatzkisten, aber gerade Waffen nehmen wir in erster Linie den
besiegten Gegnern ab, nachdem diese sie gegen uns eingesetzt haben. Dadurch
steigt unser Schadenspotential langsam aber stetig.
Enorm abwechslungsreiche Charaktere
Was Massive Darkness 2 aber tatsächlich
aus der Masse abhebt, das sind die extrem unterschiedlichen Charaktere.
Natürlich beinhaltet das auch ganz klassische Unterschiede: Der Nahkämpfer hat
mehr Lebenspunkte, die Fähigkeiten des Bogenschützen sind im Fernkampf
hilfreich und der Paladin unterstützt mit seinen Auren die Mithelden. Darüber
hinaus verfügt jeder Held aber über ganz eigene Spielmechaniken. So zieht der
Schurke Plättchen aus einem Beutel, die die eigenen Aktionen verstärken. Der
Waldläufer hat ein Kartendeck mit allerlei Boni, von denen er bei jedem Schuss
beliebig viele ziehen darf. Überreizt er allerdings, geht der Schuss (im
wahrsten Sinne des Wortes) nach hinten los. Der Schamane wiederrum kann sich
auf ein Element spezialisieren und dabei sogar Geisterdiener zu Hilfe rufen.
All das bietet eine enorme Abwechslung, die weit über das klassische Schema von
Nah- und Fernkampf hinausgeht. Dass wir uns mit steigendem Level zudem
spezialisieren können, versteht sich von selbst.
Fazit
Trotz all der Abwechslung und der großen
und prall gefüllt Box ist Massive Darkness 2 eher ein Leichtgewicht seines
Genres. Wer sich mit Dungeon-Crawlern auskennt, wird sich hier sehr schnell
zurechtfinden. Zugleich ist das aber auch eine der Schwächen des Spiels. Denn
abgesehen von den tollen Helden fehlt es etwas an spannenden Ideen. Die einzelnen
Missionen sind recht linear, größere Überraschungen gibt es kaum. Gehe zu Punkt
X, zerstöre Objekt Y und verschwinde aus Ausgang Z. Darüber hinaus sind die
einzelnen Missionen zwar lose durch die Story verknüpft, eine echte Kampagne ist
aber nicht enthalten. Zudem sind die Missionen für erfahrene Spieler häufig zu
leicht, eine Anpassung des Schwierigkeitsgrades ist in den Regeln nicht
vorgesehen. Das Basisspiel richtet sich damit insgesamt wohl eher nicht an
Genre-Veteranen.
Dass dennoch auch erfahrene Spieler
ihren Spaß an Massive Darkness 2 haben, liegt einerseits an den tollen und
abwechslungsreichen Helden und Monstern, andererseits aber auch an dem aus
Diablo bekannten „mehr… mehr… mehr-Gefühl“. Denn eigentlich haben wir die ganze
Zeit mindestens eine Möhre vor der Nase baumeln, die uns immer tiefer in den
Dungeon treibt. Nur noch ein Gegner zum Levelaufstieg, der Mob da hinten hat
die perfekte Waffe, beim Schmid dort vorne bekomme ich bestimmt endlich die
perfekte Rüstung. Diesem Reiz kann man sich tatsächlich schwer entziehen.
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