Jahr für Jahr bereichern neue
Brettspielverlage die Szene, mal mehr und mal weniger erfolgreich. Und dennoch
ist Kendi Games etwas Besonderes. Denn die Verlagsmitarbeiter um Franz Jurthe,
Reinhard Staupe und Steffen Benndorf sind keine Unbekannten, sondern waren
jahrelang für den Nürnberger Spielkartenverlag aktiv. Entsprechend überrascht
die Auswahl der ersten 3 Neuheiten auch nicht. „Durchmarsch“ und „The Choice“
sind flotte, kleine Würfelspiele, bei „Get It!“ müssen Karten ohne
Kommunikation in der richtigen Reihenfolge abgelegt werden. Bekannte Ideen, aber
mit neuen Kniffen.
Durchmarsch
(Reinhard Staupe
/ Kendi)
Die Idee von „Durchmarsch“ könnte
einfacher kaum sein. Denn um zu gewinnen, müssen wir einfach nur Zahlen von 10
bis 1 nacheinander abkreuzen. Dazu stehen uns anfänglich 8 Würfel zur
Verfügung, die wir einmal werfen. Können wir zwei davon zu einer 10 addieren,
wird diese durchgestrichen. Ein Würfel wird entfernt und wir versuchen uns an
der 9. Fünf Würfel stehen uns dabei mindestens zur Verfügung und für niedrigere
Zahlen müssen wir nicht mehr addieren. Geht ein Wurf schief, wird für die Reihe
ein Fehlversuch markiert, bei zweien ist die Reihe gestrichen. Um dies zu
vermeiden, dürfen wir allerdings auch freiwillig aussteigen und zur nächsten
der vier Reihen weitergehen. Schließt dennoch niemand eine Reihe ab, gewinnt,
wer zuletzt noch Versuche übrighat.
Kurz gesagt: „Durchmarsch“ ist der mit
Abstand schwächste Vertreter der neuen Kendi-Spiele. Die Theorie hinter der
Idee ist wohl, dass wir mit schwindender Zahl an Würfeln irgendwann freiwillig
passen, um keinen Fehlwurf zu riskieren. Quasi simples Push-Your-Luck. In der
Praxis macht das aber fast niemand. Jeder würfelt einfach so lange, bis ein
Fehlwurf kommt. Dadurch verkommt das Spiel zu einem reinen Glücksspiel ohne
jede Entscheidung. Im Extremfall ist es sogar möglich, dass die Startspielerin
mit dem ersten Anlauf das Spiel beendet… ohne dass die anderen Spielerinnen
überhaupt am Zug waren.
Get
It! (Steffen Benndorf / Kendi)
Gemeinsam Zahlenkarten in aufsteigender
Reihenfolge ablegen, ohne dabei miteinander zu kommunizieren. Klingt bekannt?
So ging es mir auch. Und dennoch gewinnt „Get It!“ dieser Idee ganz neue
Aspekte ab. Denn jeder von uns hat vor sich einen kleinen Kartenstapel und eine
offene Karte, die nur die Mitspielerinnen sehen. Aufgabe aller Teilenehmer ist
es nun, die Person intensiv anzustarren, die ihrer Meinung die niedrigste
Zahlenkarte hat. Da ich meine eigene Karte nicht kenne, kann das verwirrender
sein als es gerade klingt. Insbesondere, da wir natürlich mit einem Zeitlimit
arbeiten. Dennoch werden fast alle die erste Stufe schnell meistern, und sich
an die beiliegenden Sonderkarten wagen. Auf einmal muss die Mitspielerin nicht
mehr angestarrt, sondern knapp an ihr vorbei geschielt werden. Oder die Zahlen
der sichtbaren Karten werden vorgelesen. Natürlich steigt gleichzeitig auch die
Menge der Karten, was auch in erfahrenen Gruppen für eine Herausforderung
sorgt.
Die Idee von „Get It!“ Klingt erst mal
nicht nach einem besondere Spielgefühl. Bis man die erste Partie startet und
überraschend viel Spaß an diesem kleinen Werk hat. Das gegenseitige Anstarren
(und aneinander vorbei Schielen) führen zu einem ganz eigenen Spielgefühl und
zu reichlich Lachern. Der Schwierigkeitsgrad zieht angenehm an und bleibt
herausfordern. In höheren Stufen führen die vielen Sonderkarten und das knappe
Zeitlimit allerdings teilweise zu Verwirrung und zu Spielfehlern. Zudem würde
ich es eher in größeren Gruppen empfehlen, auch wenn es dann noch einmal ein
gutes Stück schwerer ist.
The Choice (Reinhard Staupe / Kendi)
In „The Choice“ wollen wir möglichst
viele Felder unseres Blocks durchstreichen und dafür Punkte kassieren. Was
dabei sofort auffällt, sind die 3 Würfel. Denn diese zeigen, zusätzlich zu den
Zahlen, auch farbige Flächen. Als aktive Spielerin habe ich zwei Würfe und muss
die Ergebnisse dann auf meinen Block eintragen. Zahlen wandern in die Mitte,
Farben an den Rand, wobei stets eine zusammenhängende Fläche entstehen muss. Während
ich als aktiver Spieler Fehlwürfe kassiere, wenn Würfel nicht verwendet werden,
dürfen sich die Mitspieler nach Belieben bedienen. Wurden zu viele Fehlwürfe
gesammelt oder ich sehe kein Potential mehr, darf das Blatt gewendet werden und
der Spaß beginnt von vorne. Erst wenn die zweite Seite ebenfalls gefüllt und
die Ergebnisse addiert wurden, steht die Siegerin fest.
„The Choice“ bietet auf den ersten Blick
wenig Besonderes. Zusammenhängende Kästchen per Würfelwurf füllen ist seit
Jahren absolute Standardkost. Durch das Bespielen der zweiten Seite kommt aber
doch ein neuer Dreh dazu. Denn einerseits ist das gerade dann hilfreich, wenn
im ersten Durchgang gar nichts läuft. Dann wird eben gewechselt und auf mehr
Glück gehofft. Andererseits erhöhe ich so auch den Druck auf meine Mitspieler,
indem ich ein mögliches Spielende forciere. Dadurch entsteht eine interessante
Dynamik, die zudem für etwas Interaktion sorgt. Insgesamt ragt das Spiel damit
knapp aus der breiten Masse heraus.
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