Mittwoch, 22. November 2017

Azul



Nur etwas mehr als 1 Jahr ist es her, dass wir große Teile unserer Wohnung renoviert haben. Und leider musste ich dabei einmal mehr feststellen, dass ich handwerklich gänzlich unbegabt bin. Entsprechend habe ich mich auch weitestgehend aus den entsprechenden Tätigkeiten herausgehalten. Ein Fehler, wie sich inzwischen gezeigt hat. Denn gegen jede Erwartung scheine ich tatsächlich Spaß am Fliesenlegen zu haben. Zumindest dann, wenn man es gemütlich im Sitzen machen kann und für eine Wand voller Fliesen nicht länger als 30 Minuten braucht. Genau so also, wie bei Azul (Michael Kiesling / Plan B Games).




 
Fliesen
Am Anfang der Partie sehen unsere Wände noch recht leer aus, auch wenn vorab schon klar ist, wo welche Fliese irgendwann mal hinsoll. Vier davon liegen zu Beginn der Runde auf jeder Manufaktur in der Tischmitte aus. Sind wir an der Reihe, können wir uns alle Fliesen einer Farbe von einer Manufaktur nehmen und den Rest in die Mitte schieben. Alternativ nehmen wir alle farbgleichen Steinchen aus der Mitte. So oder so platzieren wir sie im Anschluss auf Feldern links von unserer Spielfläche, wo sie bis zur Wertung liegen bleiben. Da hier in jeder Reihe nur zwischen ein und fünf farbgleiche Fliesen liegen dürfen und einzelne Steinchen schnell mal nicht untergebracht werden können, sollten wir allerdings vorsichtig agieren um die sonst fälligen Punktabzüge zu vermeiden.


Wertung
Wurden alle Fliesen aus der Mitte verteilt, schreiten wir zur Wertung. Nun werden alle Reihen abgehandelt, die vollständig gefüllt sind und nach rechts auf die Spielfläche verschoben, wo sie sofort Punkte bringt. Lukrativ ist es dabei, möglichst lange Reihen aus waagerecht oder senkrecht benachbarten Fliesen zu bilden. Sobald ein Spieler dabei eine Reihe vollständig gefüllt hat, endet das Spiel. Nur noch die Bonuspunkte für vollständige Reihen, Spalten und Farben addieren, und der Sieger steht fest.


Fazit
Ich gebe zu, besonders begeistert war ich von der Idee des Fliesenlegens im ersten Moment nicht unbedingt. Das änderte sich aber tatsächlich sehr schnell. Denn trotz des recht simplen Spielverlaufs bietet Azul eine große Vielfalt spannender Entscheidungen. In quasi jedem Zug müssen wir abwägen welche Steine wir benötigen, was die Mitspieler uns Wegschnappen können oder welche Risiken wir damit langfristig eingehen. Sofortige Punkte werden gegen Bonuspunkte am Ende abgewogen, das sichere Abschließen einer Reihe gegen das Nehmen einer großen Zahl an Fliesen. Selbst ob man in der kommenden Runde Startspieler sein will (was mit mindestens einem Minuspunkt einhergeht) will abgewogen werden. Eine solche Dichte an Entscheidungen in einem eigentlich recht simplen und flotten Spiel sieht man selten. Und dennoch wird kaum gegrübelt, das Spiel verlauft flott und ist zumeist nach 30 Minuten zu Ende.

Natürlich kann man dennoch den abstrakten Charakter ins Feld führen. Denn auch wenn das Material wirklich klasse ist, bleibt es thematisch doch sehr oberflächlich. Wie ein abstraktes Spiel fühlt sich Azul dennoch nicht an. Allenfalls die Wertung kann ein wenig bemängelt werden. Denn diese hat sich für manche Spieler als wenig intuitiv herausgestellt. Bis der Mechanismus wirklich verinnerlicht ist, hat es hier und da schon mal eine Partie benötigt. Das war es aber von meiner Seite auch schon mit den Kritiken.

Ich kann Azul dementsprechend fast uneingeschränkt empfehlen. Der eingängige und doch fordernde Spielverlauf begeistert einfach.

7 Kommentare:

  1. Wie schief du da im Bild gefliest hast... kann gar nicht hinschauen.
    Azul hat mich überzeugt, das ist umso erstaunlicher, weil ich kein Fan abstrakter Spiele bin.
    Mir ist nur aufgefallen, dass es nicht immer das kommunikativste Spiel ist. Gestern war es schon erstaunlich ruhig am Spieltisch.

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    1. Ich habe nur gesagt, dass ich gerne Fliesen lege. Dass ich das gut kann habe ich nie behauptet.

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  2. Azul hatte ich gar nicht auf dem Schirm.
    Danke für die klare Vorstellung.
    Verspüre jetzt auch das Bedürfnis Fliesen zu legen.

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    1. Daumen drück für Euer KS Projekt

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    2. Danke sehr,

      Haben das Finanzierung’s Ziel erreicht und jagen nun die stretchgoals.

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  3. Wir haben Azul in Essen testgespielt - das Ding hat was, vielleicht *gerade*, weil es so simpel ist. Der Suchtfaktor ist erstaunlich hoch. "Ach, eine Partie noch". Gut, dass das Spiel nicht lange dauert :-)

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