Isly of Skye, Broom Service oder Mombasa… Alexander Pfister scheint
gerade einen Lauf zu haben. Regelmäßig haut der österreichische Spieleautor ein
Highlight nach dem anderen raus. Entsprechend hoch waren auch schon im Vorfeld
die Erwartungen an Great Western Trail (Eggertspiele / Pegasus). Und das Beste.
All die Erwartungen wurden erfüllt.
Einmal mehr wird auch im neuen Werk alles von den Spielern abverlangt.
Denn auch wenn sich alles um das Thema Viehtrieb dreht, sind die Optionen und
Vorgehensweisen doch enorm vielfältig.
Der
Viehtrieb
Der wesentliche Teil einer Partie
Great Western Trail findet auf dem zentralen Plan statt, der (unter anderem)
eine Route von Texas nach Kansas City zeigt. Anfänglich ist diese Route noch
recht leer, weshalb wir mit unserer Figur schnell vorangekommen, wenn wir sie
jede Runde um einige Felder bewegen. Glücklicherweise finden sich dennoch von
Anfang an einige Gebäude auf dem Weg, deren Aktion wir auslösen, sobald wir sie
betreten. So kommen wir etwa an Geld, bewegen unsere Lock, heuern Arbeiter an
oder verbessern unsere Rinderherde. Insbesondere Letztgenanntem kommt dabei
eine besondere Bedeutung zu.
Kansas City
Haben wir uns die gesamte Route
entlang bewegt, erreichen wir Kansas City. Und dort liefern wir nun unsere
Rinderherde ab, die in Form eines Kartendecks vorliegt. Deren Wert hängt dabei
von der Höhe der Handkarten ab, wobei jede Art Rind nur einmal in die Wertung
kommt. Es lohnt sich also, im Laufe der Partie besser Rinder für unser Deck zu
erwerben und im Laufe der Reise die eher günstigen oder doppelten Exemplare zu
ersetzen. Doch genügt das nicht allein. Denn sobald wir in Kansas City sind,
bekommen wir zwar Geld gemäß des Wertes unserer Herde, der weitere Lohn ist
aber vom Ausbau unserer Eisenbahn abhängig. Lukrative Städte sind dabei
schwerer zu erreichen und benötigen einiges an Vorabreit. Haben wir unsere
Herde allerdings abgeliefert, beginnen wir (nach einigen Verwaltungsschritten)
den Viehtrieb direkt wieder von vorne. Nur diesmal hoffentlich mit etwas mehr
Geld, einer lukrativeren Herde und mehr potential für viele Punkte.
Ausbau
Zusätzlich zum zentralen Spielplan
verfügt jeder Spieler über sein eigenes Ausbautableau sowie einen Satz eigener
Gebäude. Hierüber steuern wir einerseits den persönlichen Fortschritt und
manipulieren andererseits die Route nach Kansas gemäß unseren Wünschen. Allerdings benötigen wir für all das Arbeiter. Dabei ermöglichen
uns Cowboys, schneller an bessere Rinder zu kommen. Ingenieure helfen dagegen
beim Ausbau der Eisenbahn und Handwerker beim Bau von Gebäuden. Genau jene
setzen wir, genug Arbeiter und Geld vorausgesetzt, auf den Spielplan. Dort
dienen sie uns als Anlaufstelle für bessere Aktionen, während sie zugleich die
Bewegung der Mitspieler verlangsamen oder diesen sogar Geld aus den Rippen
leiern. Abseits davon finden wir auf unserem Tableau auch noch allerlei Marker,
die wir beim Abliefern der Rinderherde auf den Plan legen dürfen, wodurch wir
etwa mehr Handkarten oder eine schnellere Bewegung erhalten.
Punkte
Mit jeder abgelieferten Herde nähert
sich das Spielende und damit auch die Bewertung des Geleisteten. Nun gibt es Punkte
für die Herden, für Gebäude sowie für Fortschritte beim
Bau der Eisenbahn. Obendrein werden nun auch unterwegs erfüllte Auftragskarten sowie
einige weitere Faktoren honoriert. Das Ende bietet dementsprechend fast so
viele Möglichkeiten wie der Spielverlauf selbst. Nur eines ist immer klar. Wer
die meisten Punkte hat, der gewinnt.
Fazit
Dass Great Western Trail ein absolutes Highlight für
erfahrene Spieler ist, das habt ihr sicherlich schon an der einen oder anderen
Stelle gelesen. Und auch wenn ich gerne immer mal wieder der Spielverderber
bin, kann ich mich in diesem Fall der Mehrheit einfach nur anschließen. Die
Vermischung und Verzahnung so vieler Spielelemente, vom Deckbau bis zum
Aufbauspiel, ist hier in wirklich beeindruckender Form gelungen. Nicht viele
Spiele fühlen sich so direkt, so schnörkellos an, obwohl doch so viele Optionen
und Möglichkeiten geboten werden. Dazu sind die eigenen Züge üblicherweise
kurz, Wartezeiten sind selten. Auch nach vielen Partien bleiben dabei noch
immer neue Strategien, andere Vorgehensweisen und neue Optionen. Die verschiedenen
Gebäudeseiten hätte es dazu gar nicht gebraucht, werden aber gerne genommen.
Dennoch muss natürlich klar gesagt werden, dass
der Einstieg in Great Western Trail alles andere als einfach ist. Zu vielfältig
sind die Spielelemente, um dabei schon von Beginn an einen Überblick zu haben.
Bis sich hier die nötige Routine bildet, werden schon mehrere Partien und
einige Blicke in das stellenweise etwas überfrachtete Regelheft benötigt. Zudem
hatten wir ab und an in Partien zu zweit das Gefühl, dass der Verlauf doch sehr
solitär und stellenweise sogar repetitiv ist. Allerdings geschieht dies nur in
Ausnahmefällen und insbesondere dann, wenn keiner der Spieler aktiv Gebäude
baut. In solchen Fällen können sich die einzelnen Runden sehr ähneln und die
Spannung leidet etwas. Allerdings sind das eben auch Ausnahmen und damit ist
das schon Jammern auf sehr hohem Niveau.
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