Mittwoch, 21. September 2016

Nippon



Ich mag ja diese Schokowaffeln total gerne und freue mich immer, wenn jemand Nippon zu einem Spieleabend… OK, neuer Versuch. Ich mag ja Strategiespiele total gerne und freue mich entsprechend, wenn jemand Nippon (P. Soledade und N. B. Sentieiro / Asmodee) zu einem Spieleabend mitbringt. Mit Süßigkeiten hat das Ganze aber leider wenig zu tun, der Titel bezieht sich vielmehr auf die Zeit der Entwicklung großer Firmen in Japan. Dabei gilt es abzuwägen, welche Industrie gefördert und welcher Markt bedient werden soll. Dass die vorhandenen Ressourcen stets ebenso knapp sind wie die verfügbare Zeit versteht sich von selbst.




Arbeiter nehmen

Anfänglich verfügt unser angehendes Firmenimperium nur über etwas Kohle, ein klein wenig Geld und rudimentäre technologische Kenntnisse. Um unser Imperium zu nie gekannter Größe zu führen, stehen uns allerdings reichlich Optionen zur Verfügung. Dabei werden wir in unserem Zug zumeist eine der Aktionen des zentralen Spielplans ausführen, indem wir eine Figur vom entsprechenden Feld nehmen. Ja, ihr habt richtig gelesen. Anstatt Figuren zu platzieren entfernen wir sie vom zentralen Spielplan und platzieren sie in unserer Auslage. Üblicherweise machen wir dies so lange, bis uns entweder die Rohstoffe ausgehen oder der Plan voll ist und wir als Aktion konsolidieren. Doch kommen wir zuerst zu den Aktionsfeldern.



Aktionen 

In einem Spiel dessen Ziel die Entwicklung eines Firmenimperiums ist, stehen Aktionen um Fabriken wenig überraschend im Mittelpunkt. Und so können wir etwa Fabriken kaufen oder unsere technologischen Fähigkeiten verbessern, um anstelle von Seide in Zukunft hochwertige Uhren aus Fernost zu produzieren. Natürlich können wir unsere Firmen auch produzieren lassen, sofern wir über genug Kohle verfügen. Hilfreich sind dabei gute Maschinen, die wir über eine weitere Aktion kaufen können.
Wer glaubt ich sollte nun langsam zum Ende kommen, den muss ich leider enttäuschen. Denn neben all dem gibt es noch Aktionsfelder um den heimischen und den Exportmarkt zu bedienen, um Schiffe und Eisenbahnen in verschiedenen Regionen zu platzieren oder unsere Fähigkeiten im Bergbau zu steigern. 

Konsolidieren
Bei all den Möglichkeiten wirkt eine Runde in der wir Konsolidieren (Aufräumen und Geld / Kohle sammeln) anstatt eine Aktion zu wählen schon fast wie Urlaub. Zumindest bis zu dem Moment, an dem wir all unser überschüssiges Geld und unsere verbleibende Kohle abwerfen müssen. Glücklicherweise bekommen wir aber sofort Nachschub abhängig von unseren Einkommensleisten… und müssen davon direkt die Arbeiter bezahlen die wir zuvor gesammelt haben. Da hier nach Farben bezahlt wird, sollte bei der Aktionswahl vorab möglichst geschickt vorgegangen werden, wollen wir nicht nach der Konsolidierung ebenso pleite sein wie zuvor. Denn häufig können wir eine gewünschte Aktion nur ausführen, wenn wir dafür eine Figur unpassender Farbe nehmen. Den sofortigen Vorteil und den kommenden Nachteil abzuwägen, macht einen wesentlichen Reiz des Spiels aus. 


Punkten
Zwischen all den Aktionen, dem Konsolidieren und dem verzweifelten Versuch nicht pleite zu gehen, sollten wir uns natürlich auch noch um unsere Punkte kümmern. Und diese werden bei Nippon insgesamt dreimal verteilt. Während des Spiels sind insbesondere die Mehrheiten in den 4 Regionen lukrativ. Dafür müssen wir Waren von unseren Fabriken in die verschiedenen Regionen Japans verschiffen, wobei es durchaus geschehen kann, dass uns die Mitspieler wieder aus den Gebieten verscheuchen. Mit dem Spielende gibt es darüber hinaus noch reichlich Punkte für verschiedene Kategorien, von Restgeld bis hin zu eingebauten Maschinen. Im Laufe des Spiels sammeln wir dabei immer wieder Multiplikatorplättchen die wir möglichst geschickt auf diese Kategorien verteilen sollten, um den Punkteregen zu potenzieren. Denn nur wer bei Nippon früh einen Plan hat, kann sich Chancen auf den Sieg ausrechnen.

Fazit
Wer es nach dem Lesen des obigen Textes noch nicht erkannt hat, dem sei noch einmal ganz klar gesagt: Nippon ist ein Spiel für erfahrene Spieler, mit mannigfaltigen Möglichkeiten und einer steilen Lernkurve. Denn auch wenn die Anleitung durchaus ordentlich ist, wird man gerade in der ersten Partie von all den Möglichkeiten und Optionen erschlagen. Dass die Rohstoffe dabei stets knapp sind und die verfügbare Zeit für meinen Geschmack etwas zu kurz ist, hilft auch nicht gerade. Insbesondere zu Beginn wirken die Möglichkeiten erschlagend, ein Fehler früh im Spiel kann fatale Auswirkungen haben. Entsprechend haben Neulinge gegen erfahrene Spieler auch üblicherweise absolut keine Chance.

Sobald man allerdings ein oder zwei Partien hinter sich hat, wird die schlichte Eleganz von Nippon offensichtlich. Denn alle Aktionen sind gut verzahnt, die Züge selbst kurz aber bedeutsam und die möglichen Strategien zahlreich. Als Folge spielt sich Nippon zumeist überraschend zügig, auch wenn Grübler am Tisch hier naturgemäß problematisch sein können. Die Interaktion liegt dabei auf einem angenehmen Niveau. Auch wenn ein direktes Interagieren nicht möglich ist, ist der Kampf um die Mehrheiten durchaus spannend und häufig entscheidend für den Spielausgang. Dadurch, dass die Regionen bereits zu Spielbeginn einen gewissen Einfluss haben, entwickelt sich hier selbst zu zweit ein spannendes Rennen.

Wer mal wieder Lust auf ein komplexes und anspruchsvolles Strategiespiel hat, der sollte unbedingt einen Blick auf Nippon werfen.





http://spielfreude.blogspot.de/p/vorschau-spiel-2016.html

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