Samstag, 2. April 2022

Top Ten

Top-Listen sind ja seit einigen Jahren der letzte Schrei. Die 10 besten Würfelspiele zum Thema Auberginenanbau, die 7 ½ schlechtesten Hühneraugenpflaster oder die 42 lustigsten Axolotl-Videos… die Auswahl ist schier unerschöpflich. Auch wenn ich persönlich kein großer Freund solch ausufernder Listen bin, kann ich mich dem Sog wohl doch nicht ganz entziehen. Also hier: Top Ten (Aurélien Picolet / Asmodee)
 
 
 
 
 
 
 
 
500 Top-Listen
So, nachdem ich euch mit der komplett irreführenden Anleitung hierhergelockt habe, kann ich jetzt ja auch mit der Wahrheit herausrücken. Eigentlich findet ihr hier keine Topliste, sondern gleich 500. Denn genauso viele Fragen sind im kooperativen Partyspiel enthalten. Doch bevor wir mit einer davon starten, bekommt erst mal alle Spielenden geheim eine Zahl zwischen eins und zehn zugeteilt. Nachdem der Kapitän im Anschluss eine Frage vorgelesen hat, geben alle Spieler eine zu ihrer Zahl passende Antworten. Um nur ein Beispiel zu nennen: Erfinde ein neues Musical von 1 (will keiner sehen) bis 10 (Welterfolg). In beliebiger Reihenfolge geben die Mitspieler nun Antworten. „Ohrenschmalz – Das Musical“ dürfte wohl eher im niedrigen Nummernbereich liegen, dem „Micro Macro  – Musical“ stehen die Tore der Welt dagegen offen. Neben den eher theoretischen Aufgaben müssen wir mitunter auch praktisch eingreifen und etwa eine Massage andeuten oder lauthals loslachen.
 

Punkte… die niemanden interessieren
Haben alle Spielenden ihre Hinweise gegeben, ist der Kapitän gefragt. Denn dieser muss die Antworten nun in die richtige Reihenfolge bringen. Und wie es sich gehört, bringen falsche Antworten Strafpunkte und uns damit der gemeinschaftlichen Niederlage näher. Das ist aber eigentlich ziemlich egal. Denn spannend sind in erster Linie die Gedankengänge und Diskussionen, wenn die Antworten aufgedeckt werden.
 
Fazit
Top Ten ist ein Spiel, dass am Tisch für Spannung, Emotionen und reichlich Diskussionen sorgt. Wenn die Meinungen komplett auseinandergehen, die Antworten zwar spaßig aber wenig hilfreich sind und eigentlich nur noch gelacht wird, dann brilliert das Spiel. Wenn eine Runde nur benachbarte Zahlen bekommt und die Aufgabe dank genialer Hinweise dennoch fehlerfrei gemeistert wird, dann ist die Begeisterung mit Händen zu greifen. Obendrein ist die Zusammenstellung der Aufgaben überwiegend gut gelungen, sie sind abwechslungsreich ohne ins Peinliche abzudriften. Selbst die körperlichen Aufgaben empfanden wir selten als unangenehm, obwohl ich sicher kein Freund entsprechender Aktivitäten bin.
 
Dennoch begeistert Top Ten nicht in allen Runden. Denn wer gewinnorientiert spielt, beraubt sich viel Spielspaß. Auch wer sich bei pantomimischen Aktivitäten unwohl fühlt oder nicht gerne kreativ ist, wird weniger Freude an Top Ten haben. Klar, schlussendlich entscheiden die Spieler selbst, ob sie kreative und lustige Antworten geben, oder eben nicht. Auch kann stets zwischen zwei Aufgabenstellungen gewählt werden. Und doch gibt es immer wieder Gruppen, in denen das Spiel nicht zündet. Zuletzt erschließt sich mir auch nicht, warum die Minuspunkte als Kothaufen dargestellt werden. Will da unbedingt ein Trend bedient werden? Das sind aber Kleinigkeiten, die den Spielspaß in der passenden Gruppe kaum schmälern.
 

 

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