Sonntag, 3. September 2023

Heiße Hexenkessel

Jeder Spieletitel ist besser mit Alliteration. Und so wird aus Whirling Witchcraft (dem Original-Titel) dann eben Heiße Hexenkessel (Erik Andersson Sundén / Schwerkraft). Dabei wäre Wirbelnde Hexenkessel doch eigentlich die beste Option, denn genau darum geht es. Hexenkessel in denen Zutaten herumwirbeln und die gleichzeitig zwischen den Spielern wirbeln.
 
 
 
 
 
 
 
 
Hexen hassen Hexen
Als erfahrene Hexe startet jede von uns mit einem dreidimensionalen Hexenkessel sowie einer Werkbank, auf dem bereits einige Kröten, Spinnen und Pilze liegen (dargestellt als formschöne und bunte Holzklötze). Gleichzeitig brauen wir damit nun Runde für Runde unsere Tränke. Kooperativ ist daran allerdings nichts, vielmehr gönnen wir unseren konkurrierenden Hexen nicht das glibberige unter dem Fingernagel. Stattdessen ist es unser Ansporn, den Kessel der Hexe rechts von uns überkochen zu lassen, ohne selbst das gleiche Schicksal zu erleiden.
 
 
Kreiselnde Kessel
Wie genau bewerkstelligen wir das? Nun, ganz einfach. Runde für Runde draften wir aus einigen Karten ein neues Rezept, das die eigene Auslage ergänzt. Die Rezepte erlauben uns, Zutaten von unserer Werkbank umzuwandeln und in den Kessel zu legen. So nehmen wir etwa einen Pilz und zwei Spinnen und machen daraus eine Alraune und drei Kröten. Das treibt nicht nur die Naturwissenschaftlerin in uns in den Wahnsinn, sondern hoffentlich auch die Mitspielerin zur Rechten. Denn genau dahin wandert der Kessel mit unserem Brauergebnis. Die erhaltenen Zutaten müssen nun auf der Werkbank untergebracht werden, wofür allerdings nur begrenzt Plätze verfügbar sind. Ist das nicht möglich, werden überschüssige Zutaten zu Siegpunkten, bei deren fünf der Sieger feststeht. Da wir gleichzeitig aber auch immer von links einen gefüllten Kessel bekommen, muss stets zwischen der Leerung der eigenen Werkbank und der Chance auf Punkte abgewogen werden. Etwas erfahrenere Hexen sollten zudem nach den ersten Partien zu den asymmetrischen Charakteren wechseln, die euch dann noch mit besonderen Fähigkeiten versorgen.
 
Fazit
Wer mit dem Draften von Karten und dem Bau einer Engine vertraut ist, der findet sich in Heiße Hexenkessel schnell zurecht. Denn die Regeln selbst sind angenehm schlank, bereits nach ein paar Minuten des Erklärens werden die ersten Tränke gebraut. Das tolle Material tut dabei sein Übriges. Dass in diesem Kessel allerdings auch spielerisch einiges steckt, das fällt erst nach ein paar Runden auf. Anfänglich versucht man zumeist, die Mitspieler gezielt mit einzelnen Farbwürfeln zu Fluten und jedes mögliche Rezept auszulösen. Erfahrene Spieler hungern die Konkurrenz dagegen aus oder horten Würfel, um in den Folgerunden mehr Möglichkeiten zu haben. Zusammen mit dem ständigen Abwägen zwischen dem Schutz der eigenen Werkbank und dem Drang zu punkten ergibt sich hier ein ganz besonderer Reiz.
 
Andererseits muss auch klar gesagt werden, dass dieses Gefühl keinesfalls in jeder Partie zum Tragen kommt. Schlussendlich entscheiden die Karten über Wohl und Wehe, selbst das Drafting kann manchmal nicht verhindern, dass einfach nichts zusammenpasst. Gerade solche Partien fallen dann auch häufig kurz aus, wirklich Einfluss hat man in diesen Momenten nicht. Das fühlt sich dann entsprechend unbefriedigend an. Gleiches passiert häufig, wenn Spieler mit unterschiedlicher Erfahrung gegeneinander antreten. Heiße Hexenkessel hat eine Lernkurve und kann frustrieren, wenn man von erfahrenen Hexen an die Wand gekocht wird. Das Durchbeißen lohnt sich allerdings, mit steigender Erfahrung wird das Spiel immer besser.
 

 

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