Mittwoch, 11. Dezember 2013

Relic Runners



Für den Hunger zwischendurch
Wenn sich Indiana Jones oder Lara Croft auf die Suche nach lange verschollenen Artefakten begeben geht dabei meist einiges zu Bruch, Bösewichte werden bekämpft und Fallen überwunden. Was man allerdings niemals zu sehen bekommt ist, wie ein Archäologe vor einem versunkenen Tempel steht, diesen kurz betrachtet, ein leichtes Grummeln im Magen bemerkt und postwendend in sein Basislager zurückkehrt um erst einmal die eigenen Nahrungsmittelvorräte aufzufüllen. Wie passend also, dass Days of Wonder uns Spielern nun endlich zeigt, wie archäologische Ausgrabungen wirklich ablaufen.

Hauptaufgabe für die 2 bis 4 Spieler in Relic Runners (Matthew Dunstan / Days of Wonders) ist demnach auch weniger die Bergung von Schätzen (auch wenn das die meisten Punkte bringt) sondern vielmehr ein geschicktes Management der zurückzulegenden Wege sowie der begrenzten Nahrungsrationen.


Wir erforschen die Umgebung…
Unsere Forscher beginnen eine Partie Relic Runners im zentral gelegenen Camp, umgeben von Wegen und Tempeln. Ebenjene stellen das Ziel unserer Bestrebungen dar und kommen in 3 Farben und mit jeweils 3 Stockwerken (2 bei 2 Spielern) daher. Da der Weg durch den Dschungel allerdings mühsam ist, darf ein Forscher pro Runde nur einen unerforschten Weg zurücklegen um im Anschluss am Ort der Begierde eine Aktion durchzuführen. Dies kostet 1 Nahrungsration (wir beginnen mit 3) und liefert, je nach Tempel, verschiedene Boni (Siegpunkte, Sonderaktionen, Rationen, etc) die wir in Form der Tempelplättchen (Stockwerke) vor uns ablegen. Neben den Tempeln finden sich im Dschungel allerlei Ruinen. Führen wir hier eine Aktion aus, dürfen wir im Anschluss einen angrenzenden Weg als erforscht markieren. Damit ist er im weiteren Spielverlauf leichter zu beschreiten. Auf diese Art wandern wir anfänglich eher gemütlich durch den Dschungel, pflastern die Wildnis mit Wegen voll (ja ich weiß: BÖSE) und erforschen den einen oder anderen Tempel. 


…machen ein Picknick um Grünen…
Früher oder später geht aber selbst dem erfahrensten Forscher die Nahrung aus. In einem solchen Fall darf kein Tempel (und keine Ruine) mehr erforscht werden, was die eigenen Siegchancen doch deutlich einschränkt. Also flott ab ins Basislager und die Tasche wieder mit Futter gefüllt. Neben den Nahrungsvorräten haben auch die Tempelplättchen einen Hang dazu, stetig auszugehen. Hier ist dieser Effekt allerdings erwünscht, offenbart ein Tempel seinen wahren Schatz doch erst, wenn alle Ebenen abgesucht wurden. Anders als uns Hollywood weismachen will, können solche Schätze aber nicht einfach von jedem X-beliebigen Möchtegern-Archäologen eingesammelt werden. Vielmehr müssen zuerst 2 identische Schätze (gleiche Tempelfarbe) auf dem Plan stehen. Nun muss der Forscher in nur einer Runde von einem dieser Schätze zum anderen Rennen (ein gut erforschtes Wegenetz ist hier sehr hilfreich). Neben direkten Punkten (in Abhängigkeit der zurückgelegten Strecke) darf eine der Schatz-Statuen eingesammelt werden und liefert bei Spielende noch einmal Punkte.

…und sammeln Werkzeuge am Wegesrand.
Um all das Herumgerenne im Dschungel und das ständige erforschen von Tempeln etwas einfacher zu gestalten, verfügt jeder Charakter über 9 (identische) Sonderfähigkeiten. Diese müssen anhand von Werkzeugkisten aufgeladen werden die am Rand einiger Wege bereitliegen. So kann etwa für eine Werkzeugkiste eine Wegstrecke erforscht werden, 2 Kisten bringen 2 Nahrungsrationen und 3 Kisten liefern Siegpunkte für bereits eingesammelte Artefakte.
Das Spiel endet, sobald eine teilnehmerabhängige Anzahl an Artefakten eingesammelt wurde. Nun werden zu den bislang gesammelten Punkten die verdeckten Punkte der Tempel und für eingesammelte Artefakte addiert und der beste Archäologe steht fest.


Der heilige Gral oder doch nur ein Holzbecher?
Typisch Days of Wonder weiß das Material von Relic Runners vom ersten Moment an zu überzeugen. Vom Spielbrett bis hin zu den wunderschönen Artefakten lässt die Ausstattung keine Wünsche offen. Auch das Spiel selbst macht schon in der ersten Partie Spaß. Wir rennen durch den Dschungel, bauen ein Wegenetz, sammeln Tempelplättchen und Artefakte. All das ist schnell verstanden und gespielt.

Nach weiteren Partien offenbaren sich dann allerdings auch die kleineren Schwächen. Die Tempelplättchen etwa sind keinesfalls ausgeglichen und können eine Partie schnell in die eine oder andere Richtung kippen lassen. Dies steht in deutlichem Gegensatz zu der ansonsten über weite Strecken sehr hohen Planbarkeit. Gleichzeitig sind einige der kleineren Regeln wenig intuitiv und sorgen bei unerfahrenen Spielern für Verwirrung oder werden in den ersten Partien schnell vergessen. Zuletzt entspricht das Thema bei Relic Runners nur sehr bedingt dem Spielgefühl. Anstatt die suggerierten Abenteuer zu erleben und Schätzen nachzujagen, planen und bauen wir über weite Strecken des Spiels unser Wegenetz. Analytisches Vorgehen anstatt Spielen aus dem Bauch heraus. Während dies meinen Vorlieben eher entgegenkommt, dürfte es für einige Spieler sicher eine Enttäuschung sein.

Trotzdem ist Relic Runners insgesamt ein wirklich gutes Spiel mit hohem Unterhaltungswert. An die Klassiker von Days of Wonder kommt es allerdings nicht ganz heran.

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