Ober-Modellschiff-Kapitän
Tja, so ändern sich die
Zeiten. Während wir vor wenigen Monaten noch bei Nauticus (Kosmos) stundenlang
an unseren Schiffen gewerkelt haben, bauen wir diese bei Norderwind (Klaus
Teuber / Kosmos) direkt schon vor Spielbeginn zusammen. Und mit „bauen“ meine
ich auch genau das. Denn das Schiff kommt in Norderwind nicht flach daher wie
aus anderen Spielen gewohnt, sondern als wunderschön gestaltetes Pappmodell mit
einer Länge von über 20 cm. Und der
Ausguck thront in einer Höhe von rund 15 cm über Alledem.
Was aber machen die 2
bis 4 Spieler nun mit ihrem Meisterwerk von Schiff. Naja, eigentlich das
gleiche wie immer. Sie handeln mit Waren, rüsten ihr Schiff mit Kanonen und Matrosen
aus und nehmen Piraten gefangen. Wer dabei die drei vorhandenen Häfen am
erfolgreichsten beliefert, wird zum Ober-Modelschiff-Kapitän ernannt.
Von
der Kogge…
Während des Spiels
befahren wir mit unseren Schiffen wahlweise die Gewässer vor den drei Orte
Trutzhavn, Olesand oder Norderkap. Vor jedem Ort liegt dazu ein Stapel aus 8 verdeckten
Pappplättchen. Neben dem entsprechenden Zielhafen verbergen sich darunter
Händler, Freibeuter aber auch versunkene Schätze. Haben wir uns für einen
Stapel entschieden decken wir nach und nach Plättchen entsprechend unserer
Segelstufe (zu Beginn 4) auf und führen bei maximal 2 davon die passende Aktion
aus. Zumeist bedeutet dies den Kauf oder Verkauf von Holz, Nahrung, Salz oder
weiteren Waren, welche wir im Lager unseres Schiffes unterbringen. Im Zielhafen
selbst können wir diese Waren, ebenso wie gefangene Piratenkapitäne oder
Goldmünzen, zum Platzieren unserer Siegpunktklötzchen verwenden. Wer zuerst all
seine Klötzchen platziert hat, gewinnt.
…bis
zum Kriegsschiff.
Bis jetzt noch gänzlich
unerwähnt blieb die letzte Plättchenkategorie die das Aufrüsten des Schiffes
sowie das Anheuern von Besatzungsmitgliedern erlaubt. Gegen Bezahlung lässt
sich unser Schiff etwa durch bessere Segel (mehr Karten aufdecken) oder Kanonen
(für den Kampf gegen Piraten) aufwerten. Stielecht werden diese sofort in unser
Schiff eingebaut. Auch angeheuerte Matrosen haben dort ihren Platz. Genau
genommen sogar deren 5 Plätze. Je nach Matrosen bringen uns auch diese Boni,
welche von besserem Handel über akkurateres Kanonenfeuer bis hin zum Ausspähen
der Kartendecks reichen.
Fazit
Anders als durch das
eindrucksvolle Material suggeriert kommt das Spiel selbst eher klassischer
daher. Die Regeln sind einfach, der Spielverlauf nach ein bis zwei Runden
verstanden. Trotzdem gibt es einige Kniffe zu bedenken. Baue ich zuerst das Segel aus um mehr Karten zu ziehen oder setzte
ich voll auf Kanonen und Piratenjagd. Welche Matrosen passen zu diesem
Vorgehen? In welchem Stapel finde ich die benötigten Karten? Hier sind durchaus
Entscheidungen zu treffen.
Gleichzeitig darf aber
auch der spürbare Glücksanteil nicht verschwiegen werden. Gerade zu Beginn
ziehe ich maximal 4 der 8 Plättchen und kann selbst im richtigen Stapel
keineswegs sicher sein, dass die gewünschte Örtlichkeit auftaucht. Im weiteren
Spielverlauf lerne ich die Stapel kennen und komme über Segel und Matrosen an
mehr Plättchen, was den Glücksanteil deutlich reduziert. In dieser Phase
bestimmt geschicktes und planvolles Vorgehen das Spiel. Auch die Spielzeit
liegt mit rund 45 Minuten auf angenehmem Niveau.
Was bleibt also
insgesamt? Das auffälligste an Norderwind ist ganz klar das Material. Das
Aufrüsten des Schiffes mit echten Kanonen und Matrosen macht einfach deutlich
mehr Spaß, als simple Marker auf Spielbrettern herum zu schieben. Auch
spielerisch lässt sich an Norderwind kaum etwas aussetzen, die Partien laufen rund
und elegant. Für Vielspieler und Strategen bietet Norderwind vielleicht wenig
Neues und mittelfristig auch zu wenige Optionen, als Familienspiel ist es aber
durchweg zu empfehlen.
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