An anderer Stelle hatte ich vor kurzem die
Möglichkeit für Verlage erwähnt, mit einem innovativen Thema für Aufsehen zu
sorgen. Die Tiefsee kommt mir da etwa in den Sinn, oder aber das Sammeln von
Pilzen. Nicht unbedingt einen der vorderen Plätze im Kreativitäts-Ranking
erreichen dagegen Spiele die im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts spielen mit
Grafen, Prinzessinnen und Könige in allen Ecken.
Genau um ein solches Spiel handel es sich
allerdings bei Royals (Peter Hawes / Abacusspiele). 2 bis 5 Spieler sammeln
farblich passende Karten um mit diesen möglichst viele Adlige zu beeinflussen.
Da Blaublüter allerdings von Natur aus Sprunghaft sind, helfen Intrigenkarten
uns dabei, auch unter den Anhängern unserer Mitspieler zu wildern.
Beeinflussen
Über die 4 Länder des Plans verteilen sich zu
Beginn des Spieles eine Vielzahl von Bonusmarken die nur auf unsere Abholung
warten. Dazu ziehen wir Karten die jeweils farblich einer Region zugeordnet
sind. Diese Handkarten nutzen wir in den Folgerunden, um in den Regionen Adlige
für unsere Sache zu gewinnen und sie mit unseren Holzwürfeln zu markieren.
Selbstredend kostet das beeinflussen des Königs dabei deutlich mehr Karten als
etwa das Anbiedern an einen simplen Grafen. Wird die entsprechende Person
erstmals angeheuert erhalten wir sofort Siegpunkte. Haben wir gar ein ganzes
Gebiet vervollständigt, winken obendrein weitere Bonuspunkte.
Verdrängen
Früher oder später wurde selbst der
unbedeutendste Adlige von uns oder unseren Mitspielern umworben und in Beschlag
genommen. Spätestens dann schlägt die Stunde der Intrigenkarten. Mit diesen
können gegnerische Würfel aus einer Stadt verdrängt werden um den Einfluss des
entsprechenden Adligen zukünftig selbst zu nutzen. Eben jener bestimmt nach
jeder von insgesamt 3 Epochen, wer in welchem Landstrich am meisten Bonuspunkte
abräumt. Obendrein gibt es zum Ende des Spiels auch noch Punkte für im
Spielverlauf beeinflusste Adlige.
Fazit
Spätestens jetzt dürftet ihr bemerkt haben,
dass es reichlich Quellen für Siegpunkte gibt. Ob man mächtige Adlige anheuert
oder viele Kleinere. Ob man zuerst einen ganzen Landstrich besetzt oder lieber
viele Einflusspunkte für die Zwischenwertung sammelt. Irgendwie bringt
eigentlich alles bei Royals Siegpunkte. Das Abwägen, auf welche davon man sich
konzentriert, sollte den eigentlichen Reiz von Royals ausmachen. Leider
resultierte diese Masse bei mir bislang immer nur in totalem Chaos auf dem
Spielbrett.
Was am Anfang noch halbwegs übersichtlich
aussieht, entwickelt sich schnell zu einem heillosen Durcheinander. Überall
stapeln sich Plättchen, Würfel zur Kennzeichnung des Adligen und sogar Würfel,
dass der Adlige früher mal in meinem Besitz war. All das wäre nur halb so
dramatisch, müsste nicht 3 Mal im Spiel die Mehrheit in jedem Landstrich errechnet
werden. Insbesondere mit 4 oder 5 Spielern eine Sisyphusarbeit. Ständig ändern
sich die Mehrheiten, wird man aus einzelnen Gebieten verdrängt oder wird bei
den Adligen überholt. Das alles im Auge zu behalten ist annähernd unmöglich.
Kombiniert mit den eigentlich simplen Grundmechanismen ergibt sich für mich
leider ein recht unrundes Spielgefühl.
Im Kern ist Royals ein schlichtes
Set-Sammel-Spiel. Damit muss es sich gegen eine illustre Konkurrenz
durchsetzen. Einzig die direkte Interaktion über die Intrigenkarten hebt es
dabei von der Masse ab. Wenn ein neues Element das Spiel allerdings nur
komplizierter macht, ohne dem Spielgefühl wirklich zuträglich zu sein, bleibe
ich doch lieber bei Altbewährtem.
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