Wenn in Deutschland das
Thema Motorsport angeschnitten wird, denkt die Mehrheit mit
Sicherheit zuerst an die Formel 1. Zu erfolgreich waren die deutschen Fahrer
hier in den vergangenen Jahren. Entsprechend
überrascht es nicht, dass auch die meisten Brettspielumsetzungen im Bereich des
Motorsports auf Rundkursen ausgetragen werden. Schade eigentlich, gibt es mit
dem Rallyefahren doch eine mindestens ebenso spannende Disziplin. Ähnliches
dachte wohl auch Jean-Christophe Bouvier, der sich vor einigen Jahren der
Herausforderung gestellt hat, und mit Rallyman (Asmodee) eine durchaus
ansprechende Umsetzung veröffentlichte.
In Rallyman rasen bis zu
4 Spieler gegen die Zeit über eine enorm variable Strecke, meistern
Sprungschanzen und haben Reifenpannen. Ganz wie im echten Rallyesport eben.
Vollgas
mit Würfeln
Zu Spielbeginn dürfen
die Spieler zuerst einmal eine Strecke basteln, indem sie die enthaltenen Pläne
weitestgehend frei kombinieren. Ist dies geschehen, starten alle Spieler mit
jeweils einer Runde Zeitverzug ihren Angriff auf die Bestzeit. Dadurch sind
alle Fahrzeuge (fast) gleichzeitig aktiv, das Gedränge auf der Strecke hält
sich aber in Grenzen.
Zu Beginn jeder Runde
müssen wir uns entscheiden, wie schnell wir fahren wollen. 5 Gang- und 2
Gaswürfel stehen uns dafür zur Verfügung, jeder erlaubt uns eine Bewegung von
einem Feld. Die Würfel spiele ich dabei der Reihe nach aus. Starte ich etwa in
Gang 2 lege ich in Reihe die Würfel für die Gänge 2 bis 5 und beende damit
meine Runde. Zum Abschluss ziehe ich eine Karte die meinem aktuellen Gang
entspricht und die mir sagt, wie lange ich für den Streckenabschnitt benötigt
habe. Selbstredend sind die Zahlen bei hohen Gängen kleiner.
Kurven
und Hindernisse
Damit ich nicht einfach
nur permanent Vollgas gebe, hat die Rennleitung die Strecke mit allerlei Kurven
und Sprungschanzen bestückt. Fahre ich diese zu schnell an, folgt häufig ein
unfreiwilliger Ausflug ins Grüne. Dieser kostet einerseits Zeit, andererseits
kann das Auto Schaden nehmen wodurch mir von nun an weniger Würfel zur
Verfügung stehen. Um Hindernisse besser anzufahren, stehen uns 2 zusätzliche
Gaswürfel zur Verfügung, mit denen wir auch einen kurzen Abschnitt in einem
Gang fahren können.
Risiko
oder Sicherheit
Schikanen stellen
allerdings nicht das einzige Risiko dar, denen sich ein Fahrer ausgesetzt
sieht. Denn jeder Würfel zeigt auf 1 oder 2 Seiten ein Gefahrensymbol. Würfeln
wir 3 davon, gerät unser Fahrzeug auch auf freier Strecke außer Kontrolle.
Würfeln wir die Sechsseiter nacheinander, ist dieses Risiko beherrschbar.
Allerdings können wir auch alle Würfel auf einmal werfen um damit kleinere
Zeitgutschriften zu bekommen, welche sich durchaus nicht unerheblich auf das
Endergebnis auswirken. War das Risiko doch zu groß, lassen sich Schäden am
Fahrzeug zwischen den Etappen beheben. Nach üblicherweise 3 Etappen werden die
Einzelzeiten addiert und der Sieger gekürt.
Fazit
Rallyman ist ganz klar
ein Rennspiel der etwas anderen Art. Ob das Thema dabei akkurat umgesetzt
wurde, kann ich als Rennsport-Laie leider nicht beurteilen. Wie sich die
Besonderheiten auf den Spielspaß auswirken aber durchaus. Und hier gibt es
Positives wie Negatives zu berichten.
Gegenüber anderen
Rennspielen eher negativ empfand ich etwa die deutlich reduzierte Interaktion.
Auch wenn man gemeinsam auf der Strecke ist, fährt doch zumeist jeder für sich.
Spannende Führungswechsel und Überholmanöver sind sehr selten. Einige Spieler
empfanden darüber hinaus die taktische und abstrakte Form der Fortbewegung als
sehr unthematisch und spaßmindernd. Persönlich fand ich genau das allerdings
als sehr reizvoll, womit wir auch bei den positiven Punkten wären.
Die Verwendung von
Würfeln empfinde ich in Rallyman als sehr positiv gelöst. Voraus zu schauen ist
deutlich wichtiger als gut zu würfeln, wer schlecht abschneidet hat dies
zumeist den eigenen Fehlern zuzuschreiben. Dreher aufgrund schlechter Würfe
sind zwar möglich, lassen sich aber zumeist vermeiden oder sind auf ein zu
großes Risiko zurückzuführen. Positiv angemerkt werden sollte auf jeden Fall
auch die Fülle der möglichen Strecken. Eine Winter- und eine Sommerseite
erweitern die Variation dabei zusätzlich und sorgen lange für Abwechslung.
Durch die geringe
Interaktion ist Rallyman damit zwar ein Rennspiel der etwas anderen Sorte, für
Taktiker aber durchaus einen oder mehrere Blicke wert.
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