Escape-Spiele gibt es
inzwischen seit Jahren, nicht nur in Corona-Zeiten erfreuen sich heimische
Rätselspiele enormer Beliebtheit. Neben den bekannten Platzhirschen versuchen
dabei auch immer wieder neue Systeme, ihre Nische im Markt zu finden. Mystery
House von Schmidt Spiele punktet dabei mit einem beeindruckenden Aufbau, Das
geheimnisvolle Grand Hotel setzt dagegen auf eine Kriminalgeschichte. Ob
das allerdings ausreicht um Der Friedhof der Finsternis, einem neuen
Teil der Exit-Reihe, Konkurrenz zu machen, das bleibt abzuwarten.
Das
geheimnisvolle Grand Hotel (Moses)
Das Grand Hotel öffnet
seine Pforten. Wer hier nun eine rauschende Party erwartet, wird enttäuscht.
Stattdessen gilt es direkt am ersten Tag einer Intrige auf die Spur zu kommen. Dazu
müssen wir ganze 9 Türen öffnen, jede davon offenbart uns einen Teil der
Geschichte sowie ein neues Rätsel. Der Verlauf ist dabei streng linear
aufgebaut, stets führt uns die Lösung zur nächsten Tür. Wie es sich gehört, ist
eine Lösungshilfe enthalten und auch beim Material hat der Moses-Verlag zumindest
ordentliche Qualität in die Packung gelegt. Die Regel empfiehlt für die
Stimmung zudem passende Kleidung und Musik, das Spiel ist den Aufwand
allerdings nicht wirklich wert.
Ich falle direkt mit der
Tür ins Haus (haha): Die Packungsangabe mit 90 Minuten und 3 bis 8 Spielern ist
ein schlechter Witz. Die Rätsel sind im Wesentlichen eine bunte Mischung
gängiger Rätselhefte, Innovativ ist hier gar nichts. Die meiste Zeit ging
entsprechend für das Vorlesen der Geschichte drauf, insgesamt haben wir knapp
45 Minuten benötigt. Und dabei haben wir teilweise unnötig lang gegrübelt, weil
die Lösung uns viel zu offensichtlich erschienen ist. Selbst zu dritt saß dabei
fast immer ein Spieler dekorativ daneben und hatte nichts zu tun, wie das Spiel
zu acht läuft, will ich mir gar nicht vorstellen. Das Spiel funktioniert,
gehört aber zu den schwächeren Vertretern seiner Art.
Mystery House (Antonio
Tinto / Schmidt)
Mystery House wagt einen
neuen Ansatz der Escape-Spiele: Einen dreidimensionalen Aufbau. Denn vor den
Spielern erstreckt sich ein Gebäude in das diverse Pappelemente eingefügt
werden, während wir seitlich in den Aufbau schauen. Durch Fenster und Türen
sieht man verschiedene Rätsel und Elemente, eine App erlaubt mit diesen zu
interagieren. Lösen wir Aufgaben, werden manche der Pappelemente entfernt und
geben den Blick auf neue Elemente frei. Auf diesem Weg puzzeln und rätseln wir
uns in Richtung Zentrum, um die beiden enthaltenen Missionen zu lösen.
Als ich erstmals einen
Blick auf Mystery House werfen konnte, war mein Interesse sofort geweckt.
Endlich mal ein Escape-Spiel mit einer neuen Idee. Nur leider ist nicht
wirklich jede Idee gut. In diesem Fall ist sie sogar richtiggehende misslungen.
Zum einen funktioniert der Blick in das Gebäude nicht wirklich. Ständig dreht
und wendet man das Gebilde, ohne wirklich einen Überblick zu bekommen, nutzt
die Taschenlampe und blendet damit die Mitspieler oder probiert wahllos
irgendwelche Vorgehensweisen aus. Und das ist dann schon das nächste Problem.
Denn die App nervt einfach nur. Quasi jeder Schritt muss hier eingegeben
werden, was genau gesucht ist bleibt aber häufig unklar. Wenn ich einen Raben
sehe, dann muss ich in der App auch Rabe anklicken. Klicke ich dagegen auf
Vogel: Strafe. Benötige ich für eine Lösung einen Schlüssel, nutze aber den
falschen: Strafe. Und das, während ich aufgrund des Aufbaus viele Gebilde und
Gegenstände kaum erkennen kann. Ungerecht, frustrierend und was die Rätsel
angeht leider auch alles andere als spannend.
Der
Friedhof der Finsternis (Inka & Markus Brand / Kosmos)
Was soll man zu
Exit-Fällen überhaupt noch schreiben? Inka & Markus Brand haben vor Jahren
einen Standard im Genre der Escape-Spiele etabliert und seitdem legen sie die
Latte stetig höher. Der Friedhof der Finsternis gehört dabei zwar nicht gerade
zu den stärksten Fällen, dennoch hatten wir einmal mehr sehr viel Spaß. Dass
man dabei überhaupt bemerkt, wenn einzelne Rätsel mal etwas schwächer
ausfallen, spricht ganz klar für die Reihe. Einzig an der Geschichte könnte
nach wie vor gearbeitet werden, die hat uns einmal mehr komplett kalt gelassen.
Gerade einen übergeordneten Handlungsstrang haben wir in vorherigen Ausgaben
schon besser gesehen. Entsprechend keiner der herausragenden Fälle, qualitativ
aber dennoch Lichtjahre vor den anderen hier vorgestellten Spielen.
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