Kaum ein Spielutensil
dürfte zugleich so sehr gehasst und geliebt werden wie der Würfel. In einer
Sekunde beschert er uns wahre Reichtümer, in der nächsten stürzt er uns in die
tiefste Krise. Entsprechend auch der Umgang mit Fortunas Helfer: Da wird
angepustet, angefleht oder im schlimmsten Fall auch mal durch den Raum
geworfen. Selbst der Einsatz von Bunsenbrennern wurde, nach einem besonders
dramatischen Tod in einem Rollenspiel, bereits beobachtet. Doch was wird aus
den Würfeln, nachdem sie derart misshandelt wurden? Die Antwort darauf
verspricht nun Dice Hospital (Kobold Spieleverlag) von Stan Kordonskiy und Mike
Nudd.
Unser
kleines Krankenhaus
Mitarbeiter eines
Krankenhauses, die diese Zeilen lesen, müssen nun ganz stark sein. Denn zu
Beginn einer Partie Dice Hospital verfügt unsere Klinik zwar über sehr
begrenztes Personal, die 3 Schwestern müssen sich allerdings auch nur um 3
Patienten (in Form von Würfeln) kümmern. So etwas nennt sich dann wohl
persönliche Betreuung. Allerdings ändert sich das schnell, karren doch zu
Beginn jeder Runde Krankenwagen reichlich neue Patienten an. Und wie das so
ist, sind manche davon wirklich ziemlich krank, andere klagen über den
eingerissenen Zehennagel wie über einen Blinddarmdurchbruch. Im Falle der
Würfel bedeutet das: niedrige Zahlen benötigen dringend Hilfe, hohe Zahlen
neigen zur Übertreibung.
Neueste
Ausrüstung und mehr Personal
Wer sich den Krankenwagen
mit den schweren Fällen schnappt, darf zur Belohnung im Anschluss zuerst das
eigene Krankenhaus erweitern. Dabei haben wir stets 2 Optionen. Entweder wir
stocken das Personal auf, oder wir bauen zusätzliche Räume an. Für mehr scheint
auch hier das Geld nicht auszureichen. Neue Stationen bieten uns dabei
üblicherweise bessere Möglichkeiten, um unser Personal zu nutzen. Personelle
Verstärkung kommt dagegen häufig mit Sonderfähigkeiten. Beides ist auf Dauer
unabdingbar.
Dr.
Bibber in die Notaufnahme
Ist das Krankenhaus
ausgebaut, wird es ernst. Denn nun wollen die Patienten versorgt werden. Dazu
wird das Personal den entsprechenden Stationen zugeteilt um Würfel zu behandeln.
Eine Schwester in der Apotheke kann etwa einen grünen Würfel um 1 hochdrehen,
auf der Intensivstation werden Einser oder Zweier geheilt. Natürlich bieten
mehr und spezielleres Personal sowie Stationsausbauten im Laufe des Spiels mehr
Optionen. Stets aber gilt: Wird ein Patient auf eine Sieben gedreht gilt er als
geheilt und wird (punkteträchtig) entlassen. Eine Null bedeutet dagegen das
Gegenteil. Da sich der Zustand von unbehandelten Patienten zudem am Ende einer
Runde verschlechtert, sollten stets alle Würfel im Blick behalten werden.
Fazit
Dice Hospital macht gerade
in den ersten Partien durchaus Spaß. Das Krankenhaus auszubauen und sinnvolle
Kombinationen zu entdecken ist unterhaltsam, die Aktionen möglichst effektiv zu
nutzen bietet einiges zu Grübeln. Die Wahl der Patienten, und damit die
Entscheidung wann man Zugriff auf Erweiterungen bekommt, sorgt zumindest für
minimale Interaktion. Dass die wesentlichen Teile des Zuges parallel ausgeführt
werden können, reduziert zudem die Wartezeit auf ein Minimum.
Allerdings fühlen sich die
folgenden Partien absolut genauso an wie die erste, dem Spiel fehlt es quasi
komplett an Variation. Hier gibt es nichts Neues zu entdecken, keine alternativen
Wege auszuprobieren oder andere Geschichten zu erleben. Jede Partie, ja sogar
jede Runde ist absolut identisch: Würfel nehmen, Würfel drehen, für Würfel
punkten. Der wesentliche Teil einer Partie ist eine rein mathematische und
komplett solitäre Rätselaufgabe. Das spannende Thema mag da vielleicht für ein
wenig Auflockerung sorgen, doch schlussendlich betrifft dies auch nur die
Bezeichnung des Personals sowie der Stationen. Für ein paar Partien ganz OK,
mehr aber auch nicht.
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