Mehr als ein Jahr ist es
inzwischen her, dass Detective zum Kennerspiel des Jahres nominiert wurde.
Selten zuvor hat ein Spiel eine solche Immersion erzeugt, den Spieler so in das
Geschehen hineingezogen. Und selten zuvor war ich so auf Erweiterungen
gespannt. Mit „Doppelter Boden“ (Rob Daviau / Pegasus) ist nun der erste
Einzelfall der Signierten Serie erschienen, die verschiedenen Autoren die
Möglichkeit bieten soll, eigene Ideen einzubringen. Das Ergebnis weicht
spielerisch etwas vom Basisspiel ab, schlägt aber insbesondere thematisch neue
Wege ein.
Internet? Nein, danke.
Detective: Doppelter Boden
verschlägt uns in die siebziger Jahre. Einmal mehr gibt es einen Kriminalfall
zu lösen, der sich allerdings diesmal an nur einem Abend bewerkstelligen lässt.
Damit ist sicherlich bereits eine der auffälligsten Änderungen erwähnt, waren
im Original doch mehrere Abende für die Lösung einzuplanen. Doch damit hat es
sich noch nicht. Denn wie es sich für die Siebziger gehört, müssen wir noch mit
einer weiteren Umstellung zurechtkommen: Dem fehlenden Internet und der damit verbundenen
Onlinerecherche. Eine Antares-Datenbank gibt es dennoch. Deren Oberfläche
erinnert inzwischen aber an alte DOS-Anwendungen und ihr Nutzen beschränkt sich
im Wesentlichen auf die Beweissicherung, die Informationssuche mittels
Bibliothekar (eine Art Vorläufer der Suchmaschinen) sowie die Befragung von
Verdächtigen.
Befragungen
Befragung von
Verdächtigen? Ja. Denn „Doppelter Boden“ wartet durchaus auch mit einer neuen
Idee auf. Alle Personen, denen wir unterwegs begegnen, lassen sich nun zur
genaueren Befragung ins Hauptquartier bestellen. Dort können wir Ihnen per
Tablett Fragen stellen, um weitere Infos zu den angesprochenen Themen zu
bekommen. Leider ist die Zahl der Fragen dabei begrenzt und das Verhör muss
zudem mit Behörden-Plättchen bezahlt werden. Entsprechend sollte man von dieser
Option nur begrenzt Gebrauch machen und sich auf die wesentlichen Personen und
Themen konzentrieren. Denn auch bei „Doppelter Boden“ wollen Zeit und
Ressourcen effektiv genutzt werden, um die Fragen bei der Auflösung bestmöglich
zu beantworten.
Fazit
Detective bestach in
erster Linie durch den hohen Grad an Immersion und durch die große Komplexität
der Geschichte. Es war einfach ein ganz besonderes Gefühl, sich nach mehr als
10 Stunden Spielzeit die Lösung für eine Frage selbst zu erarbeiten. Und obwohl
mir „Doppelter Boden“ wirklich Spaß gemacht hat, sind das genau die Punkte, wo
die Erweiterung schwächelt. Durch die Kürze des Falls kommt wesentlich weniger
Stimmung auf, auch die Geschichte erreicht nicht die Qualität des Originals. Durch die
fehlende Nutzung des Internets fühlt es sich zudem weit weniger „real“ an, auch
wenn Teile der Handlung auf echten Begebenheiten basieren. Zuletzt überzeugt
auch das Verhör nicht vollständig, die Programmierung ist nicht ausgereift.
Suche ich etwa nach dem Fluchtfahrzeug, kann ich nie sicher sein, ob ich nun
Auto, Fahrzeug oder Corvette eingeben muss. Da nur eine begrenzte Anzahl an
Fragen zugelassen ist, stellt sich das leider schnell als echtes Problem
heraus.
Trotz der klaren Schwächen
hat uns „Doppelter Boden“ dennoch Spaß gemacht. Die Anpassungen an die
siebziger Jahre (etwa die neue Antares-Oberfläche oder die Bibliothek) sind
zumeist gelungen. Die Geschichte erreicht zwar nicht die Qualität des
Originals, macht aber dennoch Spaß. Spannende Wendungen und interessante
Fallstricke gibt es auch hier, der Fall erschien uns insgesamt aber etwas
leichter. Entsprechend hoffe ich auf weitere Fälle der Reihe, dann aber bitte
ohne die genannten Probleme.
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