Bald fünf Jahre ist es
inzwischen her, dass wir mit TIME Stories erstmals die Geheimnisse der
Nervenheilanstalt ergründet haben. Seitdem gab es eine Vielzahl weiterer
Aufgaben zu meistern, deren Qualität (zumindest meiner Meinung nach) aber
zuletzt stetig nachgelassen hat. Der richtige Zeitpunkt also für einen
Neustart. Und genau diesen bietet TIME Stories Revolution: Das Hadal-Projekt (Kevin
und Melissa Delp, Manuel Rozoy / Asmodee). Denn diesmal erwartet uns nicht nur
eine neue Aufgabe, sondern auch eine deutliche Überarbeitung des Spielprinzips.
TIME Stories
Die Aufgabe von TIME
Stories ist auch bei Revolution unverändert. Als Zeitagenten werden wir in
Wirtskörper in fremden Epochen versetzt, um dort eine Mission zu erfüllen. Dazu
wandern wir von Ort zu Ort, sammeln Informationen, verwenden Gegenstände und
kommen verschiedenen Geheimnissen auf die Spur. Auch wenn der Spielplan
inzwischen fehlt, sind die ausliegenden Ortskarten und auch deren Verwendung
fast unverändert geblieben.
Weg mit altem Ballast
Kommen wir also zu den
Änderungen, unter denen der fehlende Spielplan allenfalls die optisch
auffälligste ist. Die spielerischen Auswirkungen sind dagegen überschaubar,
auch wenn dadurch kein Basisspiel mehr benötigt wird. Ebenfalls verschwunden
ist der Würfel. Proben und Kämpfe werden nun über Schicksalskarten mit
Zahlenwerten abgehandelt, der Zufall lässt sich so zumindest ein klein wenig
besser abschätzen.
Keine Zeit mehr
Viel einschneidender ist
da schon die nächste große Änderung: Die Zeit ist weg, und damit das wohl
prägendste Element der Serie. An ihre Stelle tritt Azrak, blaue Kristalle. Von
diesen hat jeder Spieler eine begrenzte Anzahl, die zur Verstärkung von Proben
oder zur Erkundung von Orten benötigt werden. Gehen die Kristalle aus, führt
man ein Update aus und bekommt den Vorrat wieder aufgefüllt. Je häufiger wir diese
Aktion nutzen, desto schlechter fällt allerdings die Wertung aus. Ein
zusätzlicher aber extrem wichtiger Nebeneffekt der fehlenden Zeit: Wir springen
nicht mehr zurück in die Agency. Anstatt die Mission mehrfach von vorne
beginnen zu müssen, bleiben wir nun so lange in unseren Wirten, bis die Aufgabe
gelöst oder die Mission gescheitert ist.
Persönliche Karten
Auch wenn es darüber
hinaus noch ein paar weitere Änderungen gibt, will ich an dieser Stelle nur
noch zwei hervorheben. Der individuelle Kartenstapel für die verschiedenen
Charaktere sowie das persönliche Ziel. Denn inzwischen hat jeder Wirt ein
eigenes kleines Kartendeck, das bei manchen Interaktionen zum Tragen kommt. Das
hat zur Folge, dass Personen unterschiedlich reagieren oder Aufgaben
verschieden gelöst werden, je nachdem, wer sich daran versucht. Zudem hat jeder
Charakter nun eine persönliche Aufgabe. Deren Erfüllung ist zwar nicht
spielentscheidend, aber durchaus von Vorteil. Da nimmt man auch gerne mal in
Kauf, dass das Verfolgen des Ziels vielleicht nicht gänzlich mit den Plänen der
Mitspieler übereinstimmt.
Fazit
Bei Revolution ist der
Name Programm. Denn hier wurden nicht nur ein paar kleinere Anpassungen
vorgenommen. Stattdessen wurde das Spielprinzip einmal komplett auf Links
gedreht. TIME Stories lebte schon immer von der Geschichte, das komplexe
Regelgerüst war eher störend als förderlich. Gut also, dass genau hier einiges geschehen
ist. Der Spielverlauf ist flotter, der Druck und die Frustmomente deutlich
reduziert. Der eine oder andere mag aus dem Zeitlimit extra Motivation gezogen
haben, ich vermisse es nicht. Ein Highlight sind zudem die
charakterspezifischen Karten, die zu zusätzlichen Diskussionen einladen und
durch die persönlichen Ziele für mehr Stimmung am Tisch sorgen. Auch die Story
ist ordentlich und hält, neben einigen wenigen Rätseln, die eine oder andere
spannende Wendung bereit.
Eines der eher nervigeren
Elemente des Vorgängers, die Kämpfe, haben es dagegen leider auch in die neue
Version geschafft. Zwar verläuft ein Kampf ohne Würfelwürfe etwas planbarer und
teilweise auch flotter, dennoch ist der (Zeit-)Aufwand noch immer
unverhältnismäßig groß. Zum Glück gibt es davon nicht viele. Zudem können Story
und Rätselelemente nicht mit den besten Fällen der Reihe (für mich noch immer
die Nervenheilanstalt) mithalten. Insgesamt führt Revolution dennoch in die
richtige Richtung und macht, nach dem misslungenen Ende der ersten Reihe,
wieder Spaß. Nachdem ich mit TIME Stories eigentlich schon abgeschlossen hatte,
freue ich mich jetzt wieder auf neue Fälle.
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