Mittwoch, 3. Februar 2021

Flick of Faith

„Gott würfelt nicht“. Über 90 Jahre ist das Zitat von Albert Einstein inzwischen alt. Da wäre eine kleine Überarbeitung vielleicht angebracht. Darum schlage ich an dieser Stelle vor: „Gott würfelt nicht. Er schnipst.“ Oder, im Falle von Flick of Faith (Truchanowicz, Wlodarczyk, Stobiecki & Jarzabek / Mirakulus), „Götter würfeln nicht. Sie schnipsen.“

 

Propheten auf Wanderschaft

Die eher ungewöhnliche Form der Box ist der zusammengerollten Spielmatte geschuldet, auf der wir als Götter im Spielverlauf unsere Propheten herumschnipsen. Mindestens fünf dieser kleinen Holzscheiben stehen uns jede Runde zur Verfügung und werden vom Rand aus zielgerichtet auf vier Inseln geschossen. Wer dabei einen besonderen Bereich auf der Insel trifft, darf seinen Propheten durch einen Tempel ersetzen. Der ist einerseits deutlich größer und wird andererseits am Rundenende nicht abgeräumt. Ein lohnendes Ziel ist auch die Mitte des Plans, verspricht diese doch direkt ein paar Siegpunkte. Ansonsten punktet, wer am Ende einer Runde auf einer Insel vertreten ist oder, noch besser, dort die Mehrheit hat.

 

 

Gesetzeskarten und Götterfähigkeiten

Was bis hierhin wie ein eher klassisches Geschicklichkeitsspiel klingt, bekommt durch die Gesetzes-Karten einen besonderen Kniff. Zwei davon werden zu Beginn jeder Runde gezogen, eine wird per Abstimmung gewählt. Stets werden dabei die Regeln manipuliert, zusätzliche Punkte ausgeschüttet oder die Spieler vor ganz neue Hindernisse gestellt. Blind zu Schnipsen oder für abgeschossene Scheiben zu punkten gehört dabei noch zu den einfachsten Varianten. Und wem das noch nicht Abwechslung genug ist, der hat acht verschiedene Götterfähigkeiten zur Wahl. Einiges zu entdecken also, für ein eigentlich simples Spiel.

 

 

Fazit

Flick of Faith gehört zu jenen Spielen die man nur auf den Tisch legen muss, und schon fangen alle an, die Holzscheiben über den Spielplan zu schubsen. Glücklicherweise sind die Regeln nicht besonders kompliziert der Spieldrang muss also nicht lange gebremst werden. Insbesondere in Vollbesetzung ergeben sich dabei sehr schnell intensive Partien voller Gelächter, Fluchen und Schadenfreude. Es macht einfach Spaß, die Scheibe des Mitspielers kurz vor der Wertung noch von der Insel zu schießen. Bietet Flick of Faith bis zu diesem Punkt zwar gelungene Unterhaltung aber wenig Neues, heben die Gesetzeskarten das Werk aus der Masse heraus. Denn durch die wechselnden Regeln und Aufgaben spielen sich die Partien deutlich abwechslungsreicher. Zudem können damit auch Spieler konkurrenzfähig sein, die vielleicht nicht ganz so viel Gefühl im Zeigefinger haben.

Dennoch sind es leider auch genau diese besonderen Elemente, die mich nicht komplett überzeugen. Dass die Götterfähigkeiten dabei nicht ausgeglichen wirken, geschenkt. Auch, dass die Regeln nicht jede Karte und jede Fähigkeit perfekt erklären, stört bei einem solchen Spiel kaum. Was aber wirklich unangenehm auffällt, ist der verhältnismäßig große Verwaltungsaufwand. So sind die Gesetzeskarten nicht immer ganz einfach zu verstehen. Bis über zwei davon entschieden wurde, geht durchaus die eine oder andere Minute ins Land. Gleiches gilt für die Wertungsphase, insbesondere, wenn Gesetzeskarten diese beeinflussen. In der Summe dauert das zwar nur wenige Minuten, gleiches gilt aber eben auch für das Schnipsen. Genau hier entstehen aber die Emotionen, hier kommt die Freude auf, hier fiebert man mit. Das Drumherum lenkt davon nur ab und bremst den Spielfluss aus. Mir gefällt Flick of Faith dennoch. Allerdings bleibt das Gefühl, dass deutlich mehr drin gewesen wäre.

 


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