Ich gebe es gerne zu: Ich
bin ein absolutes Dorfkind. Aufgewachsen in einem kleinen Städtchen hat es mich
inzwischen in einen Ort mit etwas mehr als 300 Einwohnern (Kühe nicht
mitgezählt) verschlagen. Und dabei habe ich es durchaus in Städten versucht,
auch wenn Göttingen und Bonn wohl nicht gerade als Großstadt durchgehen. Aber
mir ist das alles zu laut, zu hektisch. Ich mag einfach die Dorfromantik (Lukas
Zach & Michael Palm / Pegasus)
Ein Plättchen nach dem
Anderen
Eine Partie Dorfromantik
beginnt denkbar simpel. Und zwar mit dem ersten sechseckigen
Landschaftsplättchen, das auf den Tisch gelegt wird. Reihum ergänzen wir die
Auslage nun immer weiter mit Plättchen, die verschiedene Geländetypen (wie Wald
oder Acker), sowie gegebenenfalls Gleise und Schienen zeigen. Abseits der
Geländeplättchen sind stets auch drei Auftragsplättchen im Spiel. Diese zeigen
die gleichen Geländemerkmale, bekommen obendrein aber einen Auftragsmarker. Um
diesen zu erfüllen, muss etwa die Stadt mit dem Auftragsmarker vier Felder
umfassen oder der Fluss sechs Felder lang sein. Ist ein Plättchen erfüllt,
bedeutet das Punkte für die Wertung und ein neues Auftragsplättchen.
Punkte für Plättchen,
Gleise und Flüsse
Sobald alle
Landschaftsplättchen gelegt wurden, endet eine Parte Dorfromantik. Bleibt noch,
das Ergebnis zu ermitteln. Punkte bringen einerseits die oben erwähnten
Auftragsplättchen, die wir im Laufe der Partie gesammelt haben. Zudem gelten
der längste Fluss und die längste zusammenhängende Schienenstrecke. Doch was
machen wir eigentlich mit all den Punkten? Denn Dorfromantik ist kooperativ,
eine Siegerin gibt es nicht. Allerdings tragen wir das Ergebnis auf einem
Kampagnenblatt ab und erhalten dafür Fortschrittspunkte.
Mehr Plättchen, mehr
Regeln, mehr…
Genau hier wird es
spannend. Denn die Fortschrittspunkte nutzen wir, um nach und nach weitere
Spielelemente freizuschalten. Bereits beim ersten Öffnen der Schachtel fallen
die fünf verschlossenen Boxen auf. Einige davon öffnen wir, indem wir einfach
lange genug spielen oder ausreichend hohe Punkte in den Partien erzielen. Für
andere müssen wir speziell Aufgaben erfüllen. In den späteren Partien kommt so
immer mehr Material ins Spiel. Der Spielbereich wächst, die Aufgaben werden
abwechslungsreicher und die erzielbaren Punkte steigen. Erst nach etwa 12 bis
20 Partien dürften die meisten Spielenden tatsächlich alles freigeschalten
haben.
Fazit
Dorfromantik ist ein
reines Wohlfühlspiel. Der kooperative Aspekt beschränkt sich auf gemeinsame
Überlegungen, die Legeregeln lassen einem möglichst viele Freiheiten. Da der
Zufall eine nicht unwesentliche Rolle spielt, geht der Diskussionsstoff dabei
nicht aus. Und selbst wenn es mal nicht läuft, vermitteln die Punkteausbeute und
die neu freigeschalteten Elemente ein positives Spielgefühl. Die verschlossenen
Boxen und der Reiz des Neuen locken einen immer wieder an den Spieltisch. Gerade
erfahrenere Spieler lechzen schnell nach weiteren Herausforderungen und gegen
Ende müssen viele Elemente jongliert und viele Punktequellen unter einen Hut
gebracht werden.
Nicht ganz optimal gelöst sind hier und da die Regeln. Einige der neuen Spielelemente sind nicht gut erklärt und führen zu Verwirrung und Spielfehlern. Zudem kommt Dorfromantik gerade erfahrenen Spielern teilweise etwas zu brav daher. Ganz ohne Ecken und Kanten, fast schon ohne echte Herausforderung. Verlorene Partien gibt es eigentlich nicht, irgendetwas bekommen wir immer. Doch genau das macht schlussendlich den Reiz von Dorfromantik aus. Endlich mal wieder gemütlich, sorgenfrei und gemeinsam etwas Neues entdecken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen