Sonntag, 26. Februar 2023

Dorfromantik

Ich gebe es gerne zu: Ich bin ein absolutes Dorfkind. Aufgewachsen in einem kleinen Städtchen hat es mich inzwischen in einen Ort mit etwas mehr als 300 Einwohnern (Kühe nicht mitgezählt) verschlagen. Und dabei habe ich es durchaus in Städten versucht, auch wenn Göttingen und Bonn wohl nicht gerade als Großstadt durchgehen. Aber mir ist das alles zu laut, zu hektisch. Ich mag einfach die Dorfromantik (Lukas Zach & Michael Palm / Pegasus)
 
 
 
 
 

Ein Plättchen nach dem Anderen 
Eine Partie Dorfromantik beginnt denkbar simpel. Und zwar mit dem ersten sechseckigen Landschaftsplättchen, das auf den Tisch gelegt wird. Reihum ergänzen wir die Auslage nun immer weiter mit Plättchen, die verschiedene Geländetypen (wie Wald oder Acker), sowie gegebenenfalls Gleise und Schienen zeigen. Abseits der Geländeplättchen sind stets auch drei Auftragsplättchen im Spiel. Diese zeigen die gleichen Geländemerkmale, bekommen obendrein aber einen Auftragsmarker. Um diesen zu erfüllen, muss etwa die Stadt mit dem Auftragsmarker vier Felder umfassen oder der Fluss sechs Felder lang sein. Ist ein Plättchen erfüllt, bedeutet das Punkte für die Wertung und ein neues Auftragsplättchen. 
 

Punkte für Plättchen, Gleise und Flüsse 
Sobald alle Landschaftsplättchen gelegt wurden, endet eine Parte Dorfromantik. Bleibt noch, das Ergebnis zu ermitteln. Punkte bringen einerseits die oben erwähnten Auftragsplättchen, die wir im Laufe der Partie gesammelt haben. Zudem gelten der längste Fluss und die längste zusammenhängende Schienenstrecke. Doch was machen wir eigentlich mit all den Punkten? Denn Dorfromantik ist kooperativ, eine Siegerin gibt es nicht. Allerdings tragen wir das Ergebnis auf einem Kampagnenblatt ab und erhalten dafür Fortschrittspunkte.

Mehr Plättchen, mehr Regeln, mehr… 
Genau hier wird es spannend. Denn die Fortschrittspunkte nutzen wir, um nach und nach weitere Spielelemente freizuschalten. Bereits beim ersten Öffnen der Schachtel fallen die fünf verschlossenen Boxen auf. Einige davon öffnen wir, indem wir einfach lange genug spielen oder ausreichend hohe Punkte in den Partien erzielen. Für andere müssen wir speziell Aufgaben erfüllen. In den späteren Partien kommt so immer mehr Material ins Spiel. Der Spielbereich wächst, die Aufgaben werden abwechslungsreicher und die erzielbaren Punkte steigen. Erst nach etwa 12 bis 20 Partien dürften die meisten Spielenden tatsächlich alles freigeschalten haben.  
 
Fazit 
Dorfromantik ist ein reines Wohlfühlspiel. Der kooperative Aspekt beschränkt sich auf gemeinsame Überlegungen, die Legeregeln lassen einem möglichst viele Freiheiten. Da der Zufall eine nicht unwesentliche Rolle spielt, geht der Diskussionsstoff dabei nicht aus. Und selbst wenn es mal nicht läuft, vermitteln die Punkteausbeute und die neu freigeschalteten Elemente ein positives Spielgefühl. Die verschlossenen Boxen und der Reiz des Neuen locken einen immer wieder an den Spieltisch. Gerade erfahrenere Spieler lechzen schnell nach weiteren Herausforderungen und gegen Ende müssen viele Elemente jongliert und viele Punktequellen unter einen Hut gebracht werden.

Nicht ganz optimal gelöst sind hier und da die Regeln. Einige der neuen Spielelemente sind nicht gut erklärt und führen zu Verwirrung und Spielfehlern. Zudem kommt Dorfromantik gerade erfahrenen Spielern teilweise etwas zu brav daher. Ganz ohne Ecken und Kanten, fast schon ohne echte Herausforderung. Verlorene Partien gibt es eigentlich nicht, irgendetwas bekommen wir immer. Doch genau das macht schlussendlich den Reiz von Dorfromantik aus. Endlich mal wieder gemütlich, sorgenfrei und gemeinsam etwas Neues entdecken.

 



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