Montag, 18. Juni 2018

Woodlands


Märchen liegen voll im Trend. Kein Wunder, hat doch fast jeder bereits als Kind zusammen mit Rotkäppchen die Großmutter besucht oder mit Robin Hood die Wägen reicher Händler geplündert. Was aber, wenn Rotkäppchen den Weg nicht findet, Robin Hood bereits im 1. Kapitel von den Wachen gefangen genommen wird oder kurz vor der Begegnung mit Dracula die Holzpflöcke ausgehen?äHHHF Diesen Fragen geht nun Woodlands (Ravensburger) nach. Denn im Legespiel von Daniel Fehr müssen wir den Märchenfiguren anhand verschiedener Plättchen den richtigen Weg weisen. Und das auf Zeit und gegen die Mitspieler.





Vier Geschichten warten auf uns
Jede Runde Woodlands bietet eine eigene, kurze Geschichte, die uns durch das Spiel begleitet. Im Falle von Rotkäppchen bedeutete das etwa, dass wir zu Beginn den Weg entlang spazieren, später den Wolf meiden und dieser schlussendlich vom Jäger gejagt wird. Je nach Märchen (enthalten sind dabei noch Robin Hood, die Arthus Saga und Dracula) besteht eine Partie aus vier oder fünf Abschnitten, die nach und nach bewältigt werden wollen.


Pfadfinder unter Zeitdruck
Jeder Abschnitt den wir zu meistern haben besteht dabei aus einer durchsichtigen Folie, auf die allerlei Symbole gedruckt sind. Diese Folie ist es, an der wir uns orientieren müssen. Denn vor uns liegt ein Spielplan aus 9 Feldern und ein Stapel aus 12 Wegekarten. Diese zeigen Wege und Wald in verschiedenen Kombinationen. Auf ein Signal hin puzzeln nun alle Spieler 9 ihrer Wegeteile so auf den eigenen Plan, dass dies bestmöglich zur aktuellen Folie passt. Zu Beginn fällt die Orientierung hier noch recht leicht. So muss Rotkäppchen anfänglich eigentlich nur auf dem Weg bleiben oder bestimmte Pilze sammeln. Die Aufgaben werden allerdings stets fordernder und mit dem Auflegen der Folie zur Kontrolle gab es schon so manche Überraschung.

Weitere Herausforderungen
Wie so oft geht es schlussendlich auch bei Woodlands um Siegpunkte. Und diese bekommt man in erster Linie, wenn man die Aufgaben der Geschichte erfüllt. Also etwa mit Rotkäppchen die richtigen Pilze sammelt oder den Weg zur Großmutter findet, ohne am Wolf vorbei zu laufen. Darüber hinaus kann man unterwegs aber auch noch Edelsteine und Schatzkisten sammeln, die neben Siegpunkten auch kurzzeitig besondere Belohnungen oder Strafen für die Mitspieler bieten. Und wem das noch nicht genug ist, der kann die aktuelle Mission zusätzlich erschweren, indem eine weitere Sonderfolie dazugelegt wird. Oder man dreht die eigenen Wegekarten um und findet dort nun auch Wasser und Dornengestrüpp. So kann selbst der Weg zur Großmutter bereits kompliziert werden.


Fazit
Woodlands macht bereits mit dem Blick aufs Material Spaß. Die Grafik ist hübsch, die Regeln eingängig und die kurzen Geschichten führen sehr gelungen an die bevorstehende Aufgabe heran. Auch der Schwierigkeitsgrad ist gut gewählt. Die ersten Geschichten sind noch vergleichsweise einfach, die Komplexität steigt aber von Mission zu Mission. Gerade mit den Zusatzfolien haben auch erfahrene Spieler an den Aufgaben zu knabbern. Entsprechend haben fast alle Spieler Spaß an Woodlands, das Puzzeln um die Wette reizt und bietet Herausforderungen. Naturgemäß sind einige Spieler hier besser als andere, zugleich steigt mit zunehmender Erfahrung aber auch die Spielkompetenz.

Nicht zuletzt deshalb ist der Wiederspielwert leider bei einigen Spielern nicht besonders groß. Anfänglich geschehen durchaus noch Legefehler, die (in erster Linie für die Mitspieler) auch einen Teil des Spaßes ausmachen. Hat man eine Mission aber einmal gemeistert, passiert genau das immer seltener. Zusatzfolien und beidseitige Wegeplättchen ändern daran auch nur kurzfristig etwas. Ein paar weitere Geschichten hätten hier gutgetan. Auch die Schatzkisten kamen bei uns nicht so gut weg. Einige der enthaltenen Karten belegen einen Mitspieler mit einem kurzfristigen Nachteil. So muss er etwa mit der falschen Hand oder mit einem schlechten Wegeplättchen spielen. Auch wenn dies nicht immer dramatisch ist, kam es bei uns dadurch schon zu Königsmachersituationen, wenn der Führende ausgebremst wurde.

Dennoch ist Woodlands ein unterhaltsames Spiel, bei dem ich mir allerdings etwas mehr Wiederspielreiz wünschen würde. 


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