Krimi- und Rätselspiele
liegen nicht erst seit diesem Jahr im Trend. Ob bei Unlock, Detective oder Exit
Puzzle, wir Spieler scheinen gerne zu knobeln. Mit den Sherlock-Fällen
(Abacusspiele) haben Josep Izquierdo und Marti Lucas nun noch einmal einen ganz
neuen Ansatz gewählt. Denn hier müssen wir, nur mithilfe einiger Karten, einen
Kriminalfall lösen. Das Problem: Jedem Spieler steht nur ein Teil der
Information zur Verfügung und unsere Kommunikation ist stark eingeschränkt.
Insgesamt 3 dieser kleinen Fälle gibt es bislang: „Letzter Aufruf“, „Der Fluch
des Quaqya“ sowie „Tod am 4. Juli“. Sie alle folgen dem gleichen Ansatz,
unterscheiden sich aber etwas im Schwierigkeitsgrad.
Wenige
Informationen
Jeder Fall von Sherlock
beginnt mit einer kurzen Geschichte. Eine Leiche wurde gefunden, ein Einbruch verübt…
nur sehr rudimentäre Informationen, die wir im Laufe des Spiels ergänzen
müssen. Und dazu stehen uns einzig ein paar Karten zur Verfügung, von denen zu
Beginn jeder 2 oder 3 zufällige auf die Hand bekommt. Wer am Zug ist, der darf eine
davon ausspielen oder abwerfen. Im Anschluss eine Karte nachziehen und das war
es auch schon. Viel einfacher kann ein Spiel eigentlich nicht sein.
Das
Bild setzt sich zusammen
Ganz so einfach ist es
dann aber natürlich doch nicht. Denn manche der Karten enthalten wichtige
Informationen. Werfen wir diese weg, haben die Mitspieler darauf keinen Zugriff
mehr. Andere Karten locken uns dagegen in die falsche Richtung. Werden diese
ausgespielt, gibt es dafür Minuspunkte. Welche Karte in welche Kategorie fällt
ist also die Frage. Um das herauszufinden, dürfen wir bruchstückhaft
Informationen über die Karten preisgeben. Ein Name vielleicht, oder welcher
Gegenstand auf der Karte zu sehen ist. Eventuell haben wir Glück und einer der
Mitspieler kann etwas damit anfangen. Vielleicht auch nicht. Und dann wandert
die Karte schnell auf den Ablagestapel. Den Inhalt sollten wir uns dennoch bis
zum Ende einprägen. Denn sobald der Kartenstapel leer ist, dürfen wir frei
miteinander diskutieren. Und das sollten wir auch, offenbart sich das gesamte
Bild doch häufig erst, wenn wir alle Informationen zusammengetragen haben.
Nur
noch ein paar Fragen
Ganz im Stil von Columbo
gibt es, nachdem die letzte Karte gespielt wurde, nur noch ein paar Fragen.
Oder besser: Deren 10. Denn am Ende müssen wir uns den Fragen auf dem Beiblatt
stellen. Wer war der Mörder? Warum? Und welches Shampoo hat er am Vortag
verwendet? Manche der Fragen sind klar, andere wurden im Laufe des Falls als
nebensächlich abgetan. Macht aber nichts. Denn auch ohne alles zu beantworten,
können wir in der Wertungsskala weit oben landen.
Fazit
Sherlock ist nicht nur ein
neuer und innovativer Ansatz, sondern auch ein wirklich spannendes Spiel. Trotz
der denkbar einfachen Regeln sind die Entscheidungen alles andere als trivial.
Fast jede Runde wird überlegt, welche Karten nun gespielt oder doch abgeworfen
wird. Trotz des Verbotes über wesentliche Aspekte der Karte zu sprechen wird
viel diskutiert und versucht, einen Ansatzpunkt zu finden. Solisten sind dabei
absolut fehl am Platz, hier muss wirklich eng zusammengearbeitet werden. Zumeist
bekommt man erst gegen Ende einen Überblick über den Fall, wenn sich die
einzelnen Informationen langsam zusammenfügen. Wenn sich gegen jede Erwartung
dann eben doch ein Gesamtbild ergibt und zuvor unnütze Informationen wie
Puzzleteile zueinander finden, dann fühlt sich das enorm befriedigend an.
Allerdings müssen gerade
Anfänger auf dieses Gefühl häufig länger warten. Die erste Partie verläuft
nicht selten etwas holprig. Es werden zu viele oder zu wenige Karten
abgeworfen, das neuartige Prinzip stößt auf Unverständnis. Hier hätte ich mir
etwas Hilfe durch das Spiel gewünscht, auch wenn die meisten Spieler gegen Ende
dann doch den Dreh raushaben. Für den ersten Fall ist das aber oft zu spät.
Insbesondere dann, wenn eine wichtige Karte schon zu Beginn abgeworfen wird.
Hier spielt auch der Zufall mit, die Karten kommen nicht in einer festen
Reihenfolge. Manch einer wirft dadurch wichtige Informationen ab, weil sie zu
der Zeit belanglos erscheinen. Ein gutes Gedächtnis ist also hilfreich, dennoch
kann eine solche Entwicklung zu Frust führen. Insbesondere, weil die Fälle
überwiegend nicht unbedingt klassischen Kriminalfällen entsprechend sondern
eher kreative Lösungsansätze benötigen.
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