Dienstag, 28. Januar 2020

Freshwater Fly


Angeln gehört jetzt nicht unbedingt zu meinen bevorzugten Freizeitbeschäftigungen. Zumindest vermute ich das, liegt der letzte Versuch doch schon rund 25 Jahre zurück. Das hält mich allerdings nicht davon ab, einen interessierten Blick auf Freshwater Fly (Brian Suhre / Spielefaible) zu werfen. Schließlich finde ich auch Vogelbeobachtung alles andere als spannend.










Angeln kann so einfach sein
Angeln ist eigentlich denkbar einfach: Den Haken (inklusive Köder) auswerfen, warten bis ein Fisch anbeißt und selbigen an Land ziehen. Und genau das machen wir auch in Freshwater Fly. Bis es allerdings so weit ist, werden erst einmal die gemeinsamen Würfel geworfen. Der weitere Verlauf ist dann nicht weiter kompliziert. Sind wir am Zug, nehmen wir einen Sechsseiter aus der Mitte und führen damit eine Aktion aus. Haben wir noch keinen Fisch, werfen wir die Angel aus. Haben wir bereits einen Fang am Haken, ziehen wir diesen stattdessen an Land.


Den Fisch fangen
Um einen Fisch zu erwischen, werfen wir den Köder an einer der Würfelzahl entsprechenden Stelle in den Fluss. Sofern unsere Köderfarbe zum dortigen Larvenstein passt, haben wir eine Chance, dass etwas anbeißt. Doch auch wenn der erste Versuch schiefgeht, ist das keinesfalls dramatisch. Der Köder treibt einfach weiter und wir versuchen es flussab direkt noch einmal. Wer sich nicht gerade komplett verplant hat bekommt auf diesem Weg eigentlich immer etwas an den Haken. Nur ob es am Ende genau der Fisch ist, den wir wollten, das ist Glückssache. Insbesondere, da wir auch gerne benachbart zu Felsen fischen wollen um die dortigen Bonuskarten einzusammeln.

Mit der Kurbel kurbeln
Sobald ein Fisch am Haken zappelt, wechseln wir in die nächste Phase. Genommene Würfel werden nun verwendet, um an der Kurbel zu drehen und den Fisch einzuholen. Je nach Art ist der Widerstand und damit auch die Punkteausbeute unterschiedlich hoch, zumeist benötigt es mehrere Würfel um den Fang zu beenden. Das ist allerdings kein Problem. Denn wer sich beim Kurbeln Zeit nimmt, der wird mit Zusatzaktionen oder Finesse-Punkten belohnt, mit denen wir den Köder wechseln, Würfel manipulieren oder den Widerstand des Fisches senken können. Selbst der langsamste Kurbler muss den Fisch aber irgendwann an Land holen. Dann landet dieser auf dem Punktestapel und wir machen uns für den nächsten Wurf mit der Angel bereit.


Punkte für Fischsuppe
Eine Partie Freshwater Fly endet, wenn ein Spieler seinen siebten Fisch gefangen hat. Allerdings zählt dann weder der größte noch der schönste Fisch. Auch wer die meisten Fische hat bekommt dafür nur eine kleine Belohnung. Vielmehr geben die Spielerboards verschiedene Siegbedingungen vor, etwa eine bestimmte Kombination aus Fischen oder Larvensteinen. Und wer eine Chance auf den Sieg haben will, der ist gut beraten, eben nicht nur auf den einen großen Fang hinzuarbeiten.

Fazit
Angel auswerfen, Fisch einholen. Angel auswerfen, Fisch einholen. Angel auswerfen… zugegeben, das klingt doch recht monoton. Und wenn die Würfel immer so liegen wie man sie benötigt und Fortuna beim Fangen noch unterstützend zur Seite springt, ist es das auch. Dann spielt sich Freswater Fly flott und unkompliziert, zugleich aber auch recht repetitiv. Spannend wird das Spiel erst, wenn die Würfel nicht passen. Wenn ein Mitspieler genau die Zahl abgreift, die ich benötige oder gar ein ganzer Wurf nur Unbrauchbares ergibt. Und glücklicherweise ist das fast immer der Fall. Dann versucht man, aus dem Verfügbaren das Beste zu machen. Investiere ich zwei meiner kostbaren Finesse-Punkte, um doch ein passendes Ergebnis zu haben? Oder kurble ich lieber langsamer, um mit der erhaltenen Bonusaktion in der kommenden Runde richtig durchzustarten? Gebe ich mich mit einem minderwertigen Fang zufrieden? Oder nutze ich lieber meine Felsenkarte, die mir noch einen Versuch gestattet? Für fast jedes Vorgehen gibt es verschiedene Möglichkeiten, irgendwie lässt sich das Ziel fast immer erreichen. Welcher Weg aber der Beste ist und was ich bereit bin zu investieren, das sind die spannenden Fragen bei Freshwater Fly.

Gleichzeitig tragen genau diese Fragen aber auch nicht ewig. Bieten die ersten Partien noch Einiges zu entdecken, stellt sich nach einiger Zeit ein Gefühl der Gewohnheit ein. Freshwater Fly macht auch dann noch Spaß, der erste Reiz verfliegt aber zu schnell. Dieses Gefühl wird noch dadurch verstärkt, dass sich das Spiel mit der Wertung leider sehr stark vom Thema löst. Da gibt es Punkte für verschiedene Kombinationen aus Fischen, für bunte Larven oder Mehrheiten bei Coho-Lachsen. Da die Fische aber überwiegend zufällig ins Spiel kommen, ist hier einiges an Glück mit von der Partie. Besonders frustrierend, wenn man ein bestimmtes Exemplar benötigt, genau das aber gar nicht erst auftaucht. Das mag zwar realistisch sein, am Ende überwiegt dann aber oft das Gefühl, eben nicht des eigenen Erfolges Schmied zu sein. 


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