Angeln gehört jetzt nicht
unbedingt zu meinen bevorzugten Freizeitbeschäftigungen. Zumindest vermute ich
das, liegt der letzte Versuch doch schon rund 25 Jahre zurück. Das hält mich
allerdings nicht davon ab, einen interessierten Blick auf Freshwater Fly (Brian
Suhre / Spielefaible) zu werfen. Schließlich finde ich auch Vogelbeobachtung
alles andere als spannend.
Angeln
kann so einfach sein
Angeln ist eigentlich
denkbar einfach: Den Haken (inklusive Köder) auswerfen, warten bis ein Fisch
anbeißt und selbigen an Land ziehen. Und genau das machen wir auch in
Freshwater Fly. Bis es allerdings so weit ist, werden erst einmal die gemeinsamen
Würfel geworfen. Der weitere Verlauf ist dann nicht weiter kompliziert. Sind
wir am Zug, nehmen wir einen Sechsseiter aus der Mitte und führen damit eine
Aktion aus. Haben wir noch keinen Fisch, werfen wir die Angel aus. Haben wir
bereits einen Fang am Haken, ziehen wir diesen stattdessen an Land.
Den
Fisch fangen
Um einen Fisch zu
erwischen, werfen wir den Köder an einer der Würfelzahl entsprechenden Stelle
in den Fluss. Sofern unsere Köderfarbe zum dortigen Larvenstein passt, haben
wir eine Chance, dass etwas anbeißt. Doch auch wenn der erste Versuch
schiefgeht, ist das keinesfalls dramatisch. Der Köder treibt einfach weiter und
wir versuchen es flussab direkt noch einmal. Wer sich nicht gerade komplett
verplant hat bekommt auf diesem Weg eigentlich immer etwas an den Haken. Nur ob
es am Ende genau der Fisch ist, den wir wollten, das ist Glückssache.
Insbesondere, da wir auch gerne benachbart zu Felsen fischen wollen um die
dortigen Bonuskarten einzusammeln.
Mit
der Kurbel kurbeln
Sobald ein Fisch am Haken zappelt,
wechseln wir in die nächste Phase. Genommene Würfel werden nun verwendet, um an
der Kurbel zu drehen und den Fisch einzuholen. Je nach Art ist der Widerstand
und damit auch die Punkteausbeute unterschiedlich hoch, zumeist benötigt es
mehrere Würfel um den Fang zu beenden. Das ist allerdings kein Problem. Denn
wer sich beim Kurbeln Zeit nimmt, der wird mit Zusatzaktionen oder
Finesse-Punkten belohnt, mit denen wir den Köder wechseln, Würfel manipulieren
oder den Widerstand des Fisches senken können. Selbst der langsamste Kurbler
muss den Fisch aber irgendwann an Land holen. Dann landet dieser auf dem
Punktestapel und wir machen uns für den nächsten Wurf mit der Angel bereit.
Punkte
für Fischsuppe
Eine Partie Freshwater Fly
endet, wenn ein Spieler seinen siebten Fisch gefangen hat. Allerdings zählt
dann weder der größte noch der schönste Fisch. Auch wer die meisten Fische hat
bekommt dafür nur eine kleine Belohnung. Vielmehr geben die Spielerboards
verschiedene Siegbedingungen vor, etwa eine bestimmte Kombination aus Fischen
oder Larvensteinen. Und wer eine Chance auf den Sieg haben will, der ist gut
beraten, eben nicht nur auf den einen großen Fang hinzuarbeiten.
Fazit
Angel auswerfen, Fisch
einholen. Angel auswerfen, Fisch einholen. Angel auswerfen… zugegeben, das
klingt doch recht monoton. Und wenn die Würfel immer so liegen wie man sie
benötigt und Fortuna beim Fangen noch unterstützend zur Seite springt, ist es
das auch. Dann spielt sich Freswater Fly flott und unkompliziert, zugleich aber
auch recht repetitiv. Spannend wird das Spiel erst, wenn die Würfel nicht
passen. Wenn ein Mitspieler genau die Zahl abgreift, die ich benötige oder gar
ein ganzer Wurf nur Unbrauchbares ergibt. Und glücklicherweise ist das fast
immer der Fall. Dann versucht man, aus dem Verfügbaren das Beste zu machen.
Investiere ich zwei meiner kostbaren Finesse-Punkte, um doch ein passendes
Ergebnis zu haben? Oder kurble ich lieber langsamer, um mit der erhaltenen
Bonusaktion in der kommenden Runde richtig durchzustarten? Gebe ich mich mit
einem minderwertigen Fang zufrieden? Oder nutze ich lieber meine Felsenkarte,
die mir noch einen Versuch gestattet? Für fast jedes Vorgehen gibt es verschiedene
Möglichkeiten, irgendwie lässt sich das Ziel fast immer erreichen. Welcher Weg
aber der Beste ist und was ich bereit bin zu investieren, das sind die
spannenden Fragen bei Freshwater Fly.
Gleichzeitig tragen genau
diese Fragen aber auch nicht ewig. Bieten die ersten Partien noch Einiges zu
entdecken, stellt sich nach einiger Zeit ein Gefühl der Gewohnheit ein.
Freshwater Fly macht auch dann noch Spaß, der erste Reiz verfliegt aber zu
schnell. Dieses Gefühl wird noch dadurch verstärkt, dass sich das Spiel mit der
Wertung leider sehr stark vom Thema löst. Da gibt es Punkte für verschiedene
Kombinationen aus Fischen, für bunte Larven oder Mehrheiten bei Coho-Lachsen. Da
die Fische aber überwiegend zufällig ins Spiel kommen, ist hier einiges an Glück
mit von der Partie. Besonders frustrierend, wenn man ein bestimmtes Exemplar benötigt,
genau das aber gar nicht erst auftaucht. Das mag zwar realistisch sein, am Ende
überwiegt dann aber oft das Gefühl, eben nicht des eigenen Erfolges Schmied zu
sein.
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