Mittwoch, 12. Mai 2021

Die Abenteuer des Robin Hood

Vor rund acht Jahren hat Michael Menzel mit seinem Erstling als Spieleautor so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Abgesehen von den fast obligatorischen Erweiterungen für „Die Legenden von Andor“ hat er sich als Autor seitdem aber vornehm zurückgehalten. Bis jetzt. Denn mit „Die Abenteuer des Robin Hood“ (Kosmos) will es der Illustrator ein weiteres Mal wissen. Bleibt abzuwarten, ob der Erfolg wiederholt werden kann.

 

 

 

 

 

Ein Plan wie ein Gemälde

Schon ein kurzer Blick auf das Material von Robin Hood genügt um zu erkennen, dass ihr ein etwas anderes Spiel in Händen haltet. Das Besondere ist dabei aber nicht etwa was der Plan zeigt, sondern was darauf fehlt. Denn Aktionsfelder, ein Bewegungsraster oder sonstige spielrelevante Symbole werden ihr nicht finden. Stattdessen bekommt ihr einen fast ungetrübten Blick auf den Sherwood Forest und Nottingham Castle. Um die Umgebung zu erkunden, wandern wir mit unseren Helden (von Robin bis Maid Marian) über den Plan, öffnen Kiste, pflücken Pilze oder sprechen mit der Magd. Dank des zweilagigen Spielplans kann das untersuchte Plättchen im Anschluss entnommen und andersherum wiedereingesetzt werden. Die Kiste ist nun geplündert, die Pilze sind verspeist. So befindet sich die Welt in stetem Wandel, jede Aktion wirkt sich direkt auf unsere Umgebung und damit das weitere Vorgehen aus. 

 

 

Das Buch der Geschichten

Doch kommen wir noch mal kurz zu den Plättchen, die überall auf dem Spielplan zu finden sind. Stets führt uns eine Nummer von dort zu einem Abschnitt des Buchs der Geschichten. Denn wo andere Spiele Karten enthalten, liegt bei Robin Hood direkt ein gebundenes Buch bei. Bei der Fülle an Möglichkeiten und Texte sicher keine schlechte Idee. Zugleich werden wir so auch durch sieben Abenteuer gelotst, denn selbst die sehr freie Welt stellt uns doch vor einige Aufgaben. Es gibt entsprechend einiges zu lesen, fast jede Begegnung wird mit mehr oder weniger Text belohnt. Andererseits ermöglicht genau das auch, die Regeln während der ersten Partien „nebenbei“ zu erlernen.

 

Die Gegenwehr nimmt zu

Und so ganz nebenbei nimmt auch die Gefahr stetig zu. Denn der Spielplan hält durchaus auch ein paar unerfreuliche Überraschungen bereit. So lernen wir recht früh die Wachen kennen, die versuchen uns gefangen zu nehmen. Dabei wird über zufällig gezogene Scheiben bestimmt, wer an der Reihe ist. Wird eine unserer Farben gezogen, reisen wir über den Plan und interagieren mit diesem. Erscheint dagegen die rote Scheibe, tauchen neue Wachen auf und nehmen alle Recken auf ihrer Lichtung gefangen. Ein langsames Vorgehen ist dabei für die Begegnungen hilfreich, zugleich sollten wir aber nicht zu sehr trödeln. Denn stets haben wir nur einige Runden, um ein Kapitel zu meistern. 

 

 

Auf ein Neues

Scheitern wir bei einer Mission, können wir diese erneut versuchen. Dabei bietet das Buch der Geschichten sogar zwei verschiedene Varianten, wodurch wir auch in einem weiteren Durchgang noch einige Überraschungen erleben. Früher oder später werden wir aber natürlich das Ende erreichen. Doch selbst dann kann sich eine zweite Partie lohnen, gibt es doch noch immer Neues zu entdecken. Und wem das nicht reicht, der bekommt bereits jetzt online weitere Missionen.

 

Fazit

Ihr kennt sicher das Gefühl, ein Geschenk auszupacken. Die Vorfreude, die Neugier sind häufig nicht weniger schön als die Überraschung selbst. Und davon lebt auch Robin Hood. Denn alles hier lädt zum Entdecken ein. Eigentlich könne man Stunden nur damit verbringen, die Gegend zu erforschen. Und dass wir unseren Forscherdrang nicht allzu lange zügeln müssen, dafür wurde mit der vorbildlichen Losspielanleitung gesorgt. An ein oder zwei Stellen gibt es hier vielleicht noch ein wenig Nachbesserungsbedarf, insgesamt ist die Art des Regeln Lernens aber absolut gelungen. Gleiches gilt für das gesamte Buch, das die Geschichte sehr schön vorantreibt und die Spannung während der Kampagne stets hochhält. Zudem bietet das umfangreiche Werk den Vorteil, dass man durchaus zwei Anläufe starten kann. Eine Abzweigung in der Geschichte und alternative Wege in den einzelnen Szenarien reizen zum erneuten Entdecken.

 

Natürlich ist und bleibt Robin Hood dennoch ein Kampagnenspiel. Ist man einmal durch, verlaufen die folgenden Partien weniger interessant. Zudem leidet auch das Material nach einigen Partien deutlich. Einerseits führt das ständige Herausnehmen der Plättchen über Kurz oder Lang zu unansehnlichen Macken. Anderseits wellt sich der Spielplan, was zu einer interessanten Hügellandschaft führt. Allerdings kann man auch klar sagen: Nichts davon stört den Spielspaß nachhaltig. Lasst euch von den kleinen Problemen also nicht abschrecken, den Sherwood Forest zu erkunden.


 

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