Natur- und Artenschutz
sind, wenig überraschend, nicht nur in der Politik topaktuell. Auch Brettspiele
mit entsprechendem Thema erscheinen im Moment häufiger. Da kann auch der Kobold
Spieleverlag nicht zurückstehen, und nimmt sich mit „Rettet die Eisbären“
(Huang Yiming & Jog Kung) einem wichtigen wie ansprechenden Thema an. Schön
wäre es natürlich, wenn in solchen Fällen dann nicht „Made in China“ auf der Box
stehen würde.
Doch kümmern wir uns erst
mal um das Spiel. Und da fallen direkt die wirklich schön gestalten Eisbären
ins Auge. Männliche und weibliche Erwachsene sowie der Nachwuchs werden zu
Spielbeginn großzügig auf Eisschollen auf dem Spielplan verteilt. Nach und nach
schmilzt das Eis, wir sollten also möglichst viele Tiere retten. Allerdings ist
das nicht unsere Hauptaufgabe. Vielmehr müssen wir ausreichend Datenmarker
sammeln, um den Klimawandel zu erforschen, bevor zu viele Eisbären in Seenot
geraten.
Aktionsreiche
Schiffahrt
Um das zu bewerkstelligen,
steht jedem Spieler ein einzigartiges Schiff zur Verfügung. Einerseits
unterscheiden sich diese in ihrer Geschwindigkeit und dem Platz, der für
gerettete Eisbären zur Verfügung steht. Andererseits verfügen sie alle über
besondere Fähigkeiten und lassen sich mit gesammelten Datenmarkern auch noch
aufwerten. Das ist auch bitter nötig, um mit unseren wenigen Aktionen über den
Plan zu fahren, Daten zu sammeln und Eisbären zu evakuieren. Stets gibt es viel
zu viel zu tun und nach jeder Runde schlägt das Klima zurück und die Temperatur
steigt.
Gar nicht so einfach
In der Natur ist die
schrumpfende Population der Eisbären ein großes Problem. Hier ist es anders.
Denn Probleme bereitet uns insbesondere das Vermehren der Eisbären. Wird eine
Scholle zu voll und in der Nachbarschaft ist kein Platz, plumpst der Vierbeiner
ins Wasser und muss per Hubschrauber gerettet werden. Gleiches gilt, wenn die
Temperatur würfelgesteuert zu sehr steigt und die Scholle schmilzt. Die
Eisfläche und damit der Lebensraum der Bären werden dadurch stetig kleiner, der
Druck auf die Spieler wächst. Aufzuhalten ist diese Entwicklung leider nicht.
Bleibt nur zu hoffen, dass wir genug Daten bergen können, bevor auch die letzte
Scholle geschmolzen ist.
Fazit
Was bereits beim ersten
Blick in die Schachtel auffällt, ist das tolle Material. Die Eisbären sind
nicht nur schnöde Würfel, die Schiffe sind allesamt individuell gestaltet und
auch der Rest überzeugt. Entsprechend hoch ist der Aufforderungscharakter.
Leider verhindert die alles andere als optimale Anleitung allerdings einen
schnellen Einstig, der etwas kleinteilige Spielverlauf bremst die ersten Runden
aus. Ständig müssen Marker gelegt oder verschoben werden, was gerne auch mal
vergessen wird. Wird diese Hürde allerdings genommen, wird man mit einem
unterhaltsamen und kurzweiligen Spiel belohnt. Fast alle unsere Partien endeten
denkbar knapp, die Spannung ist stets greifbar. Dabei ist das Spiel
schwieriger, als die Aufmachung suggeriert. Unerfahrene Spieler stoßen hier an
ihre Grenzen. Für erfahrene Spieler bieten die unterschiedlichen
Schiffsfähigkeiten sowie mehrere Schwierigkeitsgrade dagegen Abwechslung.
Nicht vollständig überzeugend
finde ich leider das Thema. Das liegt einerseits am Material. Produziert in
China und mit einem (unnötigen) Plastik-Inlay ausgestattet, passt das einfach
nicht zum Öko-Aspekt. Andererseits hakt es aber auch an der thematischen
Umsetzung. So zerstören wir Eisschollen, um den Temperaturanstieg zu verhindern
oder retten nur Eisbären eines Geschlechts, um die exorbitant schnelle
Vermehrung auszubremsen. Da war thematisch mehr drin. Spielerisch kann „Rettet
die Eisbären“ aber überzeugen und macht Lust auf weitere Partien.
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