Wer Rollenspiele oder Dungeon-Crawler kennt, der dürfte sich bei Paper Dungeons (Leandro Pires / Grimspire) sofort heimisch fühlen. Denn wie in den meisten Spielen dieser Art erforschen wir mit einer Heldengruppe ein Verlies, besiegen Gegner und gieren nach Beute. Und wie in den meisten Spielen dieser Art, spielen Würfel dabei eine wichtige Rolle. Genau genommen sogar die Wichtigste. Denn Paper Dungeon ist ein Roll & Write-Spiel für erfahrenere Spieler.
Mein persönlicher Dungeon
Wo der Block in vielen Roll &
Write-Spielen nur ein paar Felder und Zahlen aufweist,
bekommt in Paper Dungeons jeder zu
Beginn direkt einen kompletten Dungeon inklusive vierköpfiger Heldengruppe
sowie Platz für Artefakte und Heiltränke. Ersteren wollen wir im Laufe des Spiels
erkunden, alles andere dient dazu, genau das zu ermöglichen. Acht Runden stehen
uns dafür zur Verfügung, in jeder davon wählen wir drei von sechs Würfeln aus.
Sich zwei Felder durch das Verlies zu bewegen ist dabei mit jedem Ergebnis
möglich, andere Funktionen benötigen besondere Resultate. Und hier wird es
spannend.
Aufsteigen und Ausrüsten
Um im Dungeon zu überleben und am besten
noch den Bossen das Fürchten zu lehren, benötigen wir stärkere Helden. Also
nutzen wir passende Würfel um Krieger, Magier und Konsorten aufsteigen zu
lassen. Das erleichtert den Kampf, verspricht Sonderfähigkeiten und obendrein
sogar Punkte. Oder wir sammeln Artefakte und können damit durch Wände laufen
oder stärker austeilen. Doch auch Heiltränke sollten nicht vernachlässigt
werden. Denn sind wir für einen Gegner zu schwach, bekommen wir Schaden und
damit Minuspunkte. Viel zu tun also mit wenigen Würfeln. Da will jeder Zug
genau überlegt sein, insbesondere da immer wieder Boni locken.
Nimmervoller Beutel voller Punkte
Die meisten Punkte sammeln wir unterwegs.
So finden sich im Dungeon reichlich Gegner, deren Beseitigung durchaus lukrativ
ist. Im Kampf gegen die Bosse treten wir zudem in Konkurrenz mit den
Mitspielern. Und da diese stets gegen einen Heldentyp besonders anfällig sind,
lässt sich hier auch etwas vorausplanen. Noch lukrativer sind die Edelsteine,
die allerdings verschwinden, wenn uns beim Sammeln ein Mitspieler zuvorkommt.
Daneben gibt es auch allgemeine und persönliche Aufgaben sowie spezielle
Fähigkeiten für jeden Spieler. Eben ganz wie in einem Dungeon Crawler.
Fazit
Ich spiele seit inzwischen fast 30 Jahre
Rollenspiele, Dungen Crawler gehören zu meinen ersten und nach wie vor liebsten
Spieleerfahrungen. Paper Dungeons rennt bei mir dementsprechend thematisch
offene Türen ein. Insbesondere, da die Umsetzung auch wirklich gelungen ist.
Klar, schlussendlich ist und bleibt es ein Roll & Write, eine umfassende
Charakterentwicklung oder stark unterschiedliche Gegner sucht man vergebens.
Dennoch können Fans des Genres Einiges entdecken. Ich habe einfach Spaß daran
mit einem Würfel den Schurken hochzuleveln oder ein magisches Schwert
einzusammeln. Spielerisch bewegt sich Paper Dungeons dagegen in bekanntem
Fahrwasser. Ein gemeinsamer Würfelwurf für alle Spieler, verschiedene Wege um
zu punkten, ein Wettrennen um einzelne Punktelieferanten… das kennen erfahrene
Spieler zur Genüge.
Und erfahren sollten die Spieler
durchaus sein. Denn die vielen Möglichkeiten führen eben auch zu einigen Regeln
und Handlungsoptionen. Das ist nicht sofort zu überblicken und bremst den
Spielverlauf aus. Da nutzt man einen Würfel zum Bewegen, findet dabei einen
Trank, der die Reihe abschließt und einen weiteren Bonus freischaltet. Schnell
wird etwas vergessen, schnell gerät man durcheinander. Paper Dungeons bietet
hier zwar Hilfe an, indem die Zahlen eingetragen und Gesammeltes
durchgestrichen wird, dennoch verlaufen die ersten Partien eher chaotisch. Als
etwas unglücklich empfand ich zudem stellenweise das Balancing. Einerseits
wirken nicht alle Fähigkeiten ausgeglichen, andererseits ist insbesondere die
Jagd auf die Edelsteine extrem lukrativ. Einen Mitspieler unbehelligt die
Steinchen einsammeln zu lassen, ist ein sicherer Weg in die Niederlage. Aber
ganz ehrlich. Wer ein echter Abenteurer ist, der kann an solch funkelndem
Geschmeide doch sowieso nicht vorbei gehen.
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