Donnerstag, 4. August 2016

Die blutige Herberge



Es ist wieder Urlaubszeit. Und wie jedes Jahr stellt sich die Frage, wohin soll es gehen? Ans Meer oder in die Berge? Camping oder Vollpension? Einen Grund für Uneinigkeit gibt es eigentlich fast immer. Doch ich habe die Lösung. Ein kleines Hotel im Départments Ardèche, in einem abgelegenen Winkel Frankreichs. Ein verlassener Ort voll Ruhe und Frieden, voller gastfreundlicher Messerstecher und Axtschwinger, wo niemand eure Rufe hören kann. Und das Beste: Ein Hinflugticket reicht völlig aus.

Glücklicherweise schlüpfen wir bei Die Blutige Herberge (Nicolas Robert / Asmodee) nicht in die Rolle jener bemitleidenswerten Opfer. Nein, wir zeichnen uns vielmehr für deren frühzeitiges Ableben verantwortlich. Und das alles einmal mehr nur des schnöden Geldes wegen.


Die Gäste kommen
Obwohl wir die blutige Herberge gemeinsam betreuen kämpft hier doch jeder für sich selbst. Denn zu Beginn steht jedem von uns gerade einmal ein Zimmer zur Verfügung, das er mit Gästen belegen darf. Und diese werden stets als Karten vom Eingangsstapel gezogen und vom aktiven Spieler auf die verfügbaren Zimmer verteilt. Bereits hier sollte genau abgewogen werden, wer welchen Gast erhält. Denn nur wenn der Besucher den nächsten Morgen noch erlebt, bezahlt er auch für seine Unterbringung.


Fachgerechte Entlebung
Dafür, dass viele Gäste den nächsten Morgen nicht erleben, stehen uns diverse Aktionen zur Verfügung, zwei davon darf jeder Spieler pro Runde ausführen. Und hier kommt auch der Kernmechanismus des Spiels zum Tragen. Denn eigentlich Alles dreht sich um die Karten, denen mehrere Funktionen zukommen. Wenn wir etwa einen Gast bestechen, nehmen wir ihn auf die Hand, wo er uns bei späteren Schandtaten unterstützt. Alternativ können wir einen Gast der Herberge ermorden, wofür wir allerdings einige eigene Karten von der Hand ablegen müssen. Es sein denn, unser Handlanger verfügt über ein Pistolensymbol. Als ausgebildeter Experte in Sachen fachgerechter Entlebung kehrt er dann nach getaner Arbeit wieder auf unsere Hand zurück.

Leichen beseitigen
Wie bei der Pistole verfügt fast jeder Charakter über eine Spezialisierung, welche die Kosten einer bestimmten Aktion reduziert. Abseits von Bestechen und Mord gehört dazu auch das Errichten eines Anbaus. Schlicht die Karte (nach bezahlen) in die eigene Auslage legen und von nun an von deren Boni (Geld, Karten, Sonderfähigkeiten) profitieren. Obendrein benötigt man solcherlei Anbauten auch, um Leichen verschwinden zu lassen. Und damit wären wir auch schon bei der nächsten Aktion, dem Begraben der Toten. Nötig ist dies, da sich manche Gäste des Hotels als Ermittler zu erkennen geben und herumliegende Leichen in solchen Fällen teuer werden können. Teuer wird es übrigens auch, wenn wir zu viele Handlanger sammeln. Denn diese wollen am Ende jeder Runde bezahlt werden.

Besser als Geld ist nur mehr Geld
Eigentlich war es das schon mit den Regeln. Über mehrere Runden versuchen wir an möglichst viel Geld zu kommen indem wir Leichen plündern, lukrative Anbauten errichten und uns vereinzelt sogar um die Gäste in unserem Hotel kümmern. Da wir nur eine begrenzte Menge Bargeld bei uns tragen dürfen sollten wir ab und zu auch noch Geld in Schecks wechseln, so oder so gewinnt aber, wer am Ende der Reichste ist.

Fazit
Die blutige Herberge ist ein Spiel, das trotz eigentlich überschaubarer Regeln recht komplex zu spielen ist. Die Vielzahl der Karten und die Fülle der Optionen verwirren Anfänger zumeist, ein passendes Vorgehen zu finden dauert einige Runden. Obendrein verzeiht das Spiel auch keine Fehler. Gerade zu Beginn ist das Geld knapp, wer hier ungeschickt spielt ist schnell chancenlos. Natürlich gibt es auch einen gewissen Zufallsfaktor bezüglich der Karten, überlegene Spieler werden dennoch fast immer den Sieg davon tragen. Damit ist die blutige Herberge ein Spiel, das man sich erarbeiten muss, bei dem das optimale Vorgehen über mehrere Partien erforscht und erprobt werden will. Wer darauf keine Lust hat, der sollte trotz der gelungenen Grafik besser einen Bogen darum machen.

Da ich persönlich mir gerne Spiele erarbeite und neue Herausforderungen mag, hatte ich auch meinen Spaß mit der blutigen Herberge. Die große Vielfalt der Optionen bietet viele Herangehensweisen, selbst ein Sieg ganz ohne Mord ist möglich. Entsprechend empfand ich auch die Wiederspielbarkeit als hoch, eine angenehme Spieldauer tut ihr übriges. Obwohl die absolute Begeisterung zwar dennoch ausblieb, ist die blutige Herberge für abenteuerfreudige Touristen durchaus einen Besuch wert.


 http://spielfreude.blogspot.de/p/vorschau-spiel-2016.html

2 Kommentare:

  1. Das Thema ist für mich ein Ausschlusskriterium.

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  2. Kann ich durchaus nachvollziehen. Das Thema kommt zwar mit einem gewissen Augenzwinkern, ist aber schon sehr präsent.

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