Sonntag, 30. Juni 2013

Hai-Alarm!



Meuterei auf der Bombyx
Im Jahr 1975 kam ein Film in die Kinos, der als einer der ersten Blockbuster überhaupt gilt. Das Machwerk erhielt insgesamt 3 Oscars und 1 Golden Globe und zog ganze 3 Fortsetzungen nach sich. Darüber hinaus fürchten sich seitdem Millionen von Menschen bei jedem Besuch offener Meere vor unerwünschtem Besuch. Solche Personen sollten sich ganz genau überlegen ob sie die Packung des neuen Spiels von Dave Chalker (Bombyx / Asmodee) wirklich öffnen wollen. Denn bereits der erste Blick sorgt unter Garantie für HAI-ALARM!


2 bis 6 Piraten gehen bei Hai-Alarm! Nach gescheiterter Meuterei über Bord. In direkter Inselnähe wäre dies nicht weiter dramatisch, würde sich nicht zeitgleich ein besonders ausgehungertes Exemplar der Gattung Carcharodon carcharias (Weißer Hai) in der Nähe herumtreiben. Um die Geschwindigkeit der Piraten bei der Flucht zu bestimmen stehen uns rundenweise gespielte Karten zur Verfügung. Nur ein Pirat wird am Ende das rettende Ufer erreichen.

Man muss nicht schneller sein als der Hai…
Vor einer Partie Hai-Alarm! Bekommt jeder Spieler eine hübsch gestaltete Piratenfigur mit abnehmbaren Gliedmasen sowie ein Set aus Karten mit Zahlen von 1 bis 7 (bei 6 Spielern). Die Piraten werden in einer Reihe ausgelegt und ein hungriger Hai kommt an deren Ende. Nun legt jeder Spieler verdeckt eine seiner Karten aus. Nach dem gleichzeitigen aufdecken geben die Piraten, in Nummernreihenfolge, Vollgas. Zuerst wird der Pirat mit der kleinsten gespielten Kartenzahl an die Spitze der Reihe gelegt, zuletzt der mit der Größten. Spielen mindestens 2 Piraten die gleichen Nummern werden diese dagegen ignoriert, eine Bewegung findet nicht statt. Wurden alle Karten ausgespielt wird der letzte Pirat in der Reihe vom Hai angeknabbert und verliert einen Arm oder ein Bein. Da die unmittelbare Nähe zur Gefahr sehr motivierend sein kann, sprintet der Betroffene sofort an die Spitze der Reihe und erhält obendrein alle bisher gespielten Karten zurück. Wer alle Arme und Beine verliert war wohl nicht schnell genug und ist aus dem Spiel.

…nur schneller als die anderen Schwimmer
Spielerisch lässt sich zu Hai-Alarm! nicht besonders viel schreiben. Die Regeln sind einfach und selbst von absoluten Regelmuffeln schnell verstanden. Welche Karte gespielt wird bestimmt dabei zumeist eine Mischung aus Taktik, Bluffen und dem Lesen der Mitspieler. Trotzdem entscheidet häufig schlicht das Glück über den Ausgang, was in einem kurzweiligen Kartenspiel (eine Partie dauert selten länger als 20 Minuten) allerdings nicht wirklich stört. Hai-Alarm! wirkt dabei durchweg rund ohne allerdings mit neuartigen Elementen zu überraschen.

Deutlich auffälliger als das Spielsystem sind dagegen Material und Thema. Wer sich von der martialischen Aufmachung abschrecken lässt, dürfte das Lesen bereits ungefähr in der Mitte der Einleitung abgebrochen haben. Alle anderen werden am Thema ihre helle Freude haben. Hai und Piraten sind wirklich schön gestaltet, die Figuren verleiten, ganz abseits vom eigentlichen Spiel, zum Experimentieren. Gleichzeitig trägt das Thema voll und ganz, Schadenfreue und Panik in jedem Zug suchen Ihresgleichen. Es wird gebangt und gehofft, verflucht und gejubelt. Selten bleibt es dabei bei einer Runde. 

Der einzige Kritikpunkt sei an dieser Stelle das Spiel mit weniger als 4 Spielern. In diesem Fall übernimmt jeder Spieler 2 Piraten und 2 Kartensets, die Partien sind deutlich weniger spannend und emotional. Trotzdem, wer ein kurzweiliges Kartenspiel mit ausgefallenem Thema und hohem Aufforderungscharakter sucht, sollte auf jeden Fall schon einmal die Meuterei planen.

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