Samstag, 17. Januar 2015

Space Cadets



Futuristische Wundertüte
Was würdet ihr wohl denken wenn ich euch sagen würde, dass eines der von mir meistgespielten Spiele zwischen den Jahren im Wesentlichen aus Memory, Fingerfertigkeit und Hektik besteht? … Das dachte ich mir. Ändert aber nichts daran, dass genau das der Fall war. Denn Space Cadets (B., G. und S. Engelstein / Asmodee) vereint genau diese Elemente zu einem kooperativen Gesamtwerk, dass ebenso gelungen wie spannend ist.

Dabei handelt es sich bei Space Cadets eigentlich nur um eine Sammlung aus Minispielen, die gemeinsam gelöst werden wollen. Als Offiziere eines Raumschiffes bekommen wir zu Spielbeginn Aufgaben zugeteilt und müssen etwa Torpedos laden indem wir ein kleines Puzzle lösen oder mittels Tastsinn unseren Scanner aktivieren.


Von Anfang an
Doch beginnen wir besser am Anfang. Denn zuerst einmal werden die Ämter des Schiffes an die 3 bis 6 Spieler verteilt. Wer das Material hier nicht ordentlich verpackt hat, kann schnell vor eine Herkulesaufgabe stehen. Denn jede Position hat ihre eigenen Aufgaben und dementsprechend spezifisches Spielkomponenten. Am einfachsten gestaltet sich da noch das Platzieren unseres kleinen Raumschiffes auf einem der Weltraumfelder. Je nach Szenario wollen wir mit diesem nur Gegner einäschern, Kristalle bergen oder einfach die Gegend erkunden. Dass dies leichter klingt als es letztendlich ist, dürfte kaum überraschen. Denn sobald jedem Spieler seine Position zugeteilt wurde, beginnt der Stress. Und das ist bei Space Cadets tatsächlich wörtlich zu nehmen. Denn fast alle zu erledigenden Aufgaben finden unter Zeitdruck und zumeist parallel statt. Und da viele der Aufgaben indirekt voneinander abhängen, kann schon ein einzelner Fehler zum Desaster führen.

Vom Captain bis zum Ingenieur
Der Captain hat es da fast noch am einfachsten, muss er doch eigentlich nur den Überblick behalten. Auch der Sensoroffizier hat sich bei uns als durchaus machbar erwiesen, sollen doch nur zur Auslage passende Formen aus einem Beutel gezogen werden. Für fatale Irrflüge zuständig ist dagegen der Steuermann. Dieser plant über zufällig gezogene Karten die Route unseres Schiffes. Dabei sollte er engen Kontakt mit dem Herrn der Schutzschilde halten, um gefährdete Sektoren des Schiffes mittels auszulegender Pokerkombinationen bestmöglich zu schützen. Um die Schilde nicht über Gebühr zu belasten, kann der Waffenoffizier mittels eines kleinen Puzzles Torpedos laden und im Anschluss Curling-artig auf feindliche Schiffe abfeuern. Besonders effektiv ist dies, wenn der Gegner zuvor per Traktorstrahl (Memory) erfasst wurde.

Auf keinen Fall vergessen werden darf natürlich der Chefingenieur. Denn dieser stellt den einzelnen Stationen die nötige Energie zur Verfügung und beeinflusst damit wesentlich deren Potential und Erfolgsaussichten. Über ein kleines Puzzle bestimmt er etwa, wie viele Torpedos diese Runde geladen werden können oder wie viele Karten dem Navigator zur Verfügung stehen.

Reaktorfehlfunktion
Dass all dies nahtlos zusammengeführt wurde ist die absolute Stärke von Space Cadets. Dass am Ende doch zumeist irgendetwas schief geht, ist dagegen zumeist auf die Spieler selbst zurückzuführen. Und wenn wir etwa mit einem Gegner nicht rechtzeitig fertig werden und dieser uns unter Beschuss nimmt, dann hagelt es Schaden. Mit etwas Glück betrifft dieser nur die Struktur des Schiffes und wirkt sich kaum aus, mit Pech verlieren einzelne Stationen Energie. All das lässt sich zwar reparieren, birgt aber auch die Gefahr einer Reaktorfehlfunktion in sich. Und diese zwingt uns, parallel zu unseren eigenen Aufgaben gleich noch ein weiteres Minispiel zu erledigen. Misslingt dies, hat es die sofortige Zerstörung unseres Schiffes zur Folge. Können wir den Supergau noch einmal abwenden, dürfen wir uns erneut ins Gefecht stürzen bis wir entweder die Mission erfüllt, oder unser Schiff doch noch in seine Einzelteile zerlegt haben.




Fazit
Wie bereits vorab angedeutet ist Space Cadets ein Spiel, das allen Teilnehmern vor der ersten Partie einiges abverlangt. Obwohl keines der Spiele in sich besonders komplex ist, sorgt alleine deren Fülle für einen enormen Regelaufwand. Abgesehen vom Captain müssen die meisten Spieler zwar nur ihre eigenen Station(en) im Detail kennen, trotzdem sollte jeder zumindest einen groben Überblick haben. Die Materialfülle verschärft diese Situation noch und sorgt gerade bei unerfahrenen Spielern schnell für ein Gefühl der Überforderung.

Wurde diese Hürde einmal genommen, wird man allerdings mit einem innovativen, fordernden und enorm unterhaltsamen Spiel belohnt. Die diversen Minispiele sind so gekonnt verzahnt, dass man sich eigentlich immer als Teil eines großen Ganzen, eben als Mitglied einer Crew, sieht. Stets fiebert man mit den Mitspielern, während der Auswertung wird gebangt und gehofft. Gleichzeitig bieten die Variation der Spiele und die durchaus unterschiedlichen Szenarien auch langanhaltenden Spielspaß.

Kleinere Abzüge gibt es, abseits vom schwierigen Einstieg, allenfalls bei einzelnen Minispielen. Denn während die meisten davon fordernd und zumeist spannend sind, fällt insbesondere der Scan doch deutlich ab. Das Fischen spezieller Formen aus dem Stoffbeutel ist so einfach, dass es bei uns bislang noch zu keinem einzigen Fehler kam. Hat der Spieler nur diese eine Aufgabe zu bewältigen, kommt schnell Langeweile auf. Dies lässt sich aber einfach umgehen, indem man dem entsprechenden Spieler schlicht weitere Positionen aufbürdet. Genug zu tun gibt es eigentlich immer.

Bleibt in der Summe eine thematisch und spielerisch rundum gelungene Zusammenstellung an Minispielen, die in meinen Gruppen fast durchweg zu begeistern wusste. 

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