Der
Restauranttester
Kennt einer von euch
diese Restaurant-Tests im Fernsehen? Ein leidlich bekannter Starkoch besucht
irgendeine heruntergekommene Klitsche, wirft mit Binsenweisheiten um sich und
hinterlässt eine Woche später ein Top-Restaurant mit Michelin-Stern. Ihr glaubt
ihr könnt das besser? Bei euch würden alle Kunden glücklich und zufrieden sein,
neue Trinkgeld-Rekorde aufstellen und Loblieder auf euren Koch singen? Na dann
schnappt euch einfach Da Luigi (Rüdiger Dorn / Kosmos) und beweist es.
Bis zu 4 Spieler
übernehmen in Da Luigi ein Restaurant, locken Kunden an und bewirten diese. Von
entscheidender Bedeutung ist dabei, ohne zu großen Zeitaufwand die richtigen Zutaten
für die vielfältigen Kundenwünsche zu besorgen.
Ein
spartanisches Restaurant…
Unser Restaurant macht
dabei einen recht spartanischen Eindruck, besteht es doch nur aus einer
Zeitleiste mit Platz für insgesamt 6 Gäste. Auch die Speisen wirken wenig
verlockend, kommen sie doch schlicht in Form farbiger Holzwürfel daher. Die
Gäste scheint dies aber wenig zu stören, stürzen sie sich doch gierig auf Alles
was wir anzubieten haben. Wobei Alles eigentlich nicht richtig ist. Denn jeder
Gast ist anders und hat durchaus seine speziellen Wünsche. Entsprechend
unterscheiden sie sich in ihren Anforderungen (welche Farbwürfel werden
benötigt) sowie ihrer Freigiebigkeit (wie viele Punkte liefern sie). Obendrein bringt
jeder Gast nur ein bestimmtes Zeitkontingent mit und bestimmt damit, wo im
Restaurant er positioniert wird.
…
interessante Speisen…
Jetzt benötigen wir für
ein florierendes Geschäft aber nicht nur Gäste. Auch die Speisen wollen zügig
besorgt und verkauft werden. Dazu steht uns ein Markt zur Verfügung, auf dem
wir uns mehr oder weniger frei bedienen können. Je nachdem wie viele Zutaten
wir kaufen benötigen wir mehr oder weniger Zeit. Während diese verstreicht,
werden unsere Gäste ungeduldig und nähern sich dem Ausgang. Dies stellt den
grundlegenden Mechanismus des Spiels dar. Stets muss abgewogen werden, ob viele
Zutaten gekauft und damit viel von der kostbaren Zeit verbraucht wird. Oder
doch lieber wenige Würfel, die farblich vielleicht gerade besser passen und
fast kostenlos sind.
…
und geizige Gäste.
Haben wir passende
Gerichte erworben, legen wir die farbigen Würfel auf unsere Gäste und, sofern
alle Wünsche erfüllt wurden, kassieren im Anschluss ab. Sollten uns irgendwann
die Gäste ausgehen können wir anstelle des Marktbesuches schlicht neue Besucher
an Land ziehen. Spendable Besucher laden wir dabei gerne in unser Restaurant
ein, Geizkragen und Knauser schicken wir lieber unseren Konkurrenten. Denn wie
immer gewinnt am Ende natürlich nur einer. Und dass dies nur unser Restaurant
sein kann, versteht sich eigentlich von selbst.
Regeländerung
– Oder: Raus aus meinem Restaurant, aber schnell
Als ich Da Luigi
erstmals kurz nach seinem Erscheinen spielen konnte, fielen mein Feedback und
das meiner Mitspieler vernichtend aus. Aufgrund der Tatsache, dass Gäste beim
Erwerb von Speisen nicht freiwillig aus dem Restaurant geschoben werden
durften, kam es bei den Partien immer wieder zu Blockaden. Einzelne Spieler
konnten dabei rundenlang kaum etwas unternehmen, der Frustfaktor war hoch. Ein
Gespräch mit Rüdiger Dorn offenbarte aber, dass es sich dabei um einen Fehler
in der Regel handelt, der mit der zweiten Auflage (und den Online-Regeln hier)
behoben wird. Inzwischen dürfen Gäste also bewusst aus dem Restaurant geschasst
werden. Das liefert zwar einen Minuspunkt, aber zumindest kommt man wieder ins
Spiel. Mein Fazit bezieht sich demnach auf die überarbeitete Regelfassung.
Fazit
Da Luigi ist ein
klassisches Familienspiel. Eine gelungene Aufmachung, überschaubare Regeln und
ein schneller Einstieg. Genau als solches ist es gedacht und genau bei der
entsprechenden Zielgruppe kam Da Luigi, zumindest was meine Erfahrungen angeht,
bislang durchweg an. Kurze Züge ermöglichen den Spielern stets involviert zu
sein, das platzieren von Gästen in anderen Restaurants sorgt für genau das
richtige Maß an Interaktion und Ärgerfaktor. Obendrein ermöglicht der hohe
Durchlauf an Gästen, dass am Ende auch jeder Spieler ordentlich Punkte und
damit ein gewisses Erfolgserlebnis hat. Dennoch ist Da Luigi keineswegs
trivial, die Entscheidungen für bestimmte Zutaten oder Gäste wirken sich spürbar
aus.
Für erfahrene Spieler
bietet Da Luigi möglicherweise etwas wenig Planung, die Entscheidungen sind
allesamt taktischer Natur und sehr kurzfristig ausgelegt. Dennoch hatte auch
ich durchaus Spaß an meinen Partien, in erfahrenen und schnellen Gruppen kann
Da Luigi sogar die Rolle eines Absackers einnehmen. Dementsprechend kann ich
hier guten Gewissens eine Empfehlung aussprechen. In der nun vorliegenden Form
weiß Da Luigi absolut zu unterhalten.
Wen euch weitere Spiele
von Rüdiger Dorn interessieren, schaut euch doch mal Istanbul (hier) oder
Asante (hier) an.
Ich finde das Spiel sehr gelungen und macht zu zweit auch sehr Spass :_)
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