Die heutige Rezension
beginne ich direkt einmal mit einem Geständnis. Oder besser gleich zweien.
Erstens: Ich bin gar nicht mehr so jung, wie mein stets cooler und hipper
Schreibstiel (hüstel) vielleicht vermuten lässt. Und zweitens: Neben
Brettspielen habe ich mich in meinem (trotzdem noch immer recht jungen) Leben
auch immer mal wieder an Videospielen versucht. Und genau das bringt mich auch
schon zum heutigen Spiel. Denn The Battle at Kemble’s Cascade (Anders und Olle
Tyrland / Asmodee) orientiert sich an Videospielen der Neunzigerjahre.
Im Wesentlichen bedeutet
das, dass wir in TBAKC (ihr dachtet doch wohl nicht, dass ich das jetzt immer
ausschreibe?) mit einem Raumschiff herumfliegen, Gegner plätten und unsere
Bewaffnung verbessern. Und dabei bewegt sich der Weltraum stets um uns herum.
Der
Weltraum…
Am besten gehen wir direkt
auf diesen „Weltraum“ ein. Dieser besteht in TBAKC aus einer Handvoll Karten.
Je nach Spielerzahl werden mehrere davon neben- und übereinander in Reihen
ausgelegt. Das Besondere: Jede Reihe befindet sich auf einer Art Schiene aus
Kunststoff. Und am Ende jeder Runde wird die unterste davon entfernt während
oben eine neue angelegt und mit Karten gefüllt wird. Auf diese Art wandert der
Weltraum um unsere Schiffe herum und wir werden gezwungen stets nach vorne zu
fliegen. Dabei kommen uns fremde Schiffe, Asteroide, schwarze Löcher,
Teleporter und sogar gigantische Endbosse entgegen.
…unendlicher
Schaden
In all diesem Weltraum
kommen wir uns mit unserem kleinen Schiff manchmal schon ein wenig mickrig vor.
Das ändert aber nichts daran, dass wir stets versuchen sollten, möglichst viele
Punkte mitzunehmen. Dazu steht uns jede Runde eine Bewegung und ein Schuss zur
Verfügung. Um etwas mehr herauszuholen dürfen wir unser Schiff obendrein auch
noch überlasten. Ziel sollte es stets sein, möglichst lukrative Gegner zu
zerlegen und den unzerstörbaren Dingen auszuweichen. Denn wenn wir das
Zeitliche segnen kommen wir zwar schnell wieder zurück, die Mitspieler danken
uns aber für einige geschenkte Punkte. Und das geschieht leider schneller als
man denkt. Denn fast alle Gegner ballern zurück. Dabei bauen wir am Ende
unseres Zuges Bedrohung auf und haben dann eine Runde Zeit diese (über viel
Bewegung, Schilde, etc) wieder abzubauen. Was übrig bleibt zehrt an unserer
stets knappen Energie.
Unsere
Waffen
Damit wir gegen all diese
Bedrohungen überhaupt eine Chance haben, können wir anstelle unseres normalen
Zuges auch die Maschinen herunterfahren. Neben einer kleinen Energiespritze
haben wir nun die Möglichkeit, einkaufen zu gehen. Und hier findet sich
eigentlich alles was das Herz begehrt. Größere Waffen (vom Flammenwerfer bis
zum Laser), robuste Schilde, ein schneller Antrieb oder ein besseres
Zielerfassungssystem. Mit solch einem aufgerüsteten Raumschiff können wir dann
auch die härteren Brocken besiegen, die uns das Kartendeck nach und nach
entgegenwirft. Oder das Deck einfach schwerer machen. Denn was uns in TBAKC begegnet, dass bestimmen wir (in Grenzen) selbst.
Fazit
An dieser Stelle sei
vielleicht erwähnt, dass ich möglicherweise ein wenig voreingenommen bin. Denn
das Thema spricht mich voll an und versetzt mich zurück in die Zeit der
Weltraum-Ballerspiele. Entsprechend hoch war die Spannung vor der ersten
Partie. All die unterschiedlichen Weltraumkarten, die Ausrüstung und die
gesamte Aufmachung sorgten nicht gerade dafür, die Vorfreude zu schmälern. Und
TBAKC setzt das erwartete Gefühl tatsächlich auch richtig gut um. Jede Runde
wird gehofft und gebangt was einen als nächstes erwartet, stets freut man sich
auf neue Waffen und bessere Ausrüstung und ist damit den gegnerischen Horden
dennoch fast immer unterlegen. Von dieser Seite also ein dickes Lob, hier passt
alles.
Was mir persönlich weniger
zugesagt hat ist der konfrontative Aspekt. Denn im Endeffekt geht es darum,
mehr Punkte zu machen als die Mitspieler. Und hier ist leider viel zu oft
einfach das Glück entscheidend. Das beginnt schon bei anfänglichen
Missionskarten die von „fast nicht schaffbar“ bis zu „mach ich nebenbei“
reichen. Auch wo welche Gegner auftauchen wirkt sich spürbar auf den Verlauf
aus. Während ein Spieler einfache lukrative Gegner bekommt, tauchen vor dem
Anderen unzerstörbare Asteroiden auf. Das passt zwar durchaus zum Charakter des
Spiels, wenn der Sieger aber bereits nach einem Bruchteil des Spiels feststeht
(denn frühe Vorteile potenzieren sich durch bessere Ausrüstung schnell), nimmt
das aber viel von der Spannung. Zudem ist das Spielprinzip mitunter sehr
kleinteilig. Auf dem Brett werden besiegte Gegner mit Karten abgedeckt, es gibt
über ein Dutzend verschiedene Objekte mit unterschiedlichen Regeln und bei der
Berechnung des Schadens muss stets das gesamte Weltraum in Betracht gezogen
werden. Hier geht (gerade in den ersten Partien) viel Zeit für Verwaltung
drauf. Auch die Qualität (insbesondere der Plastikschienen) hätte besser sein
können.
All das dämpft zwar
durchaus den Spaß an TBAKC, ist aber schnell vergessen, wenn man sich mal
wieder einem acht Karten großen Endboss stellt und diesen mit der letzten Salve
vom Plan putzt.
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