Dienstag, 27. November 2018

Just One


Kreative Spiele sind ja nichts für Jedermann. Als Zeichner etwa bin ich ein absoluter Totalausfall. Meine Frau scheitert dagegen regelmäßig, wenn es um das Erzählen kreativer Geschichten geht. Ein Wort aber, das sollte wohl jeder irgendwie hinbekommen. Und genau hier setzt Just One (Ludovic Roudy und Bruno Sautter / Admodee) an. Denn mehr als ein Wort dürfen wir gar nicht schreiben, um unsere Mitspieler mit den nötigen Hinweisen für ihren Rateversuch zu versorgen.








Eigentlich ganz einfach
Bis zu 13 Runden lang bekommt jeweils ein Spieler einen Begriff zugeteilt, den es für ihn zu erraten gilt. Da Just One ein kooperatives Spiel ist und alle anderen Spieler einen Hinweis geben dürfen, sollte das eigentlich nicht allzu schwer sein. Entsprechend schreibt jeder Spieler genau ein Wort auf, das zur Erklärung des gesuchten Begriffes dienen sollte. Ist das gesuchte Wort etwa „Moskau“ erwartet man dabei üblicherweise Erklärungen wie „Russland“, „Stadt“ oder „Kreml“. Allesamt sehr hilfreiche Erklärungen, was das Erraten des gesuchten Begriffes denkbar einfach macht.


Jetzt wird es gemein
Genau an dieser Stelle wird es allerdings fies. Denn bevor der Ratende einen Blick auf die Begriffe werfen kann, werden alle Dopplungen ersatzlos gestrichen. Wenn also im Falle von „Moskau“ mehrere Spieler die recht naheliegenden Assoziationen „Kreml“ und „Russland“ hatten, dann bleibt urplötzlich nur noch „Stadt“ übrig. Und für einen Rateversuch ist das dann eben doch etwas wenig. Vielleicht wären ja „Rubel“ oder „Putin“ doch sinnvollere Begriffe gewesen, wenn auch nicht ganz so naheliegend. Und genau dieses Denken um mehrere Ecken macht den Reiz von Just One aus, während man gemeinsam versucht den Highscore zu knacken.

Fazit
Just One lebt vom Einschätzen der Mitspieler, von der Suche nach dem perfekten Begriff ohne dabei zu naheliegend zu sein. Was sich im ersten Moment trivial anhört, entwickelt tatsächlich einen enormen Reiz. Gerade in Gruppen die sich gut kennen sind die Gedankengänge sehr spannend. Manche Mitspieler können mit verschiedenen Begriffen weniger anfangen, manch ein Tipgeber lässt sich mit steigender Erfahrung immer besser einschätzen. Auch die Skala zur Bewertung der eigenen Erfolge motiviert, stets will man noch ein klein wenig besser werden. Und wenn ein Mitspieler mit einem Begriff mal wieder um drei Ecken denkt und genau dies zum Erfolg führt, oder aber das Wort nicht erraten wird, weil keiner sich trau das Naheliegende zu sagen, sind das pure Emotionen.

Leider trifft dies in erster Linie auf Gruppen ab 5 Spielern zu. Zu dritt schreibt jeder Tipgeber 2 Begriffe auf. Diese lassen sich entsprechend gut aufeinander abstimmen, was das Raten mitunter sehr einfach macht. Oder es kommt zur Dopplung, was einen Rateversuch fast automatisch verhindert. Gleiches gilt für Partien zu viert, wo bereits eine Dopplung üblicherweise das Ende ist. Auch das Material kann nicht gänzlich überzeugen. Bei entsprechenden Lichtverhältnissen kann man durch die Karten durchschauen und die oberen Begriffe lesen. Ein absolutes No-Go bei einem solchen Spiel. Zuletzt ist man nach circa 9 Partien durch alle Karten einmal durch. Zwar stehen auf jeder Karte 5 Begriffe von denen einer zufällig bestimmt wird, ab jetzt kommen aber immer mal wieder bekannte Begriffe. Mit den gleichen Mitspielern verliert das Spiel dann spürbar an Kreativität, es wird immer mal wieder auf frühere Ideen zurückgegriffen.

Trotz der Kritikpunkte kommt Just One in allen (ausreichend großen) Gruppen sehr gut an und sorgt für viel Spaß am Tisch. 


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