Mittwoch, 14. November 2018

X-Code


Hacken ist eine total lustige Angelegenheit. Hektisch hauen wir auf der Tastatur herum, über den Monitor flimmern spaßige Bilder oder spannend animierte Software und am Ende finden die zwei Protagonisten dann in einer innigen Umarmung zusammen. OK, vielleicht ist mein Bild eines Hackers ein klein wenig von den kitschigen Filmen der 90er geprägt. Doch glücklicherweise macht sich Amigo nun auf, meine Vorstellung geradezurücken. Denn in X-Code (Kasper Lapp) wehren wir als Hacker gemeinsam Angriffe aus dem Darknet ab. Das ist zwar auch ziemlich hektisch, beschränkt sich ansonsten aber auf das Sammeln und Tauschen passender Sets. 


 
Verschlossene Boxen
Die erste Überraschung erwartet uns dabei bereits beim Öffnen der Box. Denn in dieser befinden sich… mehr Boxen. Genauer gesagt deren drei, die wir erst nach einigen Partien öffnen dürfen. Ganz im Stile aktueller Legacy-Spiele (allerdings ohne etwas zu zerstören) bekommen wir so an verschiedenen Punkten neues Material und neue Regeln, die uns vor weitere Herausforderungen stellen. Bevor es soweit ist, sollten wir aber zuerst einmal die vier Trainingsmissionen meistern.


Trainingsmissionen
Die Aufgabe, die uns zu Beginn gestellt wird, klingt simpel. Ein zentraler Spielplan zeigt 12 Felder mit Zahlen und Symbolen. Wer jeweils drei gleiche Karten auf der Hand hat, legt diese auf das entsprechende Feld. Sind alle Felder belegt, ist die Runde gewonnen. Ganz einfach. Leider dann aber eben doch nicht. Denn auch wenn wir alle zugleich agieren und nach Belieben Karten nachziehen dürfen, ist unser Handkartenlimit doch begrenzt. Gerade in größeren Gruppen dürfen schnell nur noch fünf oder sechs Karten auf der Hand gehalten werden, was einen Drilling (trotz enthaltener Joker) nicht gerade einfach macht.

Hin und her
Also beginnt das Absprechend und Tauschen. Ich benötige eine 2. Hat noch jemand eine 5? Ich werfe ein paar Karten ab um nachzuziehen… all das, während wir stets die Sanduhr im Blick behalten, damit rechtzeitig drei Sanduhrkarten zum Umdrehen derselben gespielt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass stets nur mit dem direkten Nachbarn getauscht werden darf und jede Karte auch nur in eine bestimmte Richtung wandern darf. Was zu Beginn simpel klingt, wird so sehr schnell zu einem chaotischen und sehr hektischen Spiel. Und wer die Mission schafft, der muss im Laufe des Trainings mit weniger Zeit und Jokern, einem reduzierten Handkartenlimit oder weiteren Gemeinheiten zurechtkommen. Ganz zu schweigen von den verschlossenen Boxen, deren Inhalt ich hier aber nicht verrate.


Fazit
Dass Kasper Lapp ein Händchen für kreative kooperative Spiele hat, das hat er bereits mit Magic Maze bewiesen. Doch wo jenes von Stiller Hektik geprägt war, artet X-Code häufig in wildes Herumfuchteln und fast schon panische Rufe aus. Der ständige Zeitdruck, die eingeschränkten Tauschmöglichkeiten und die zunehmend hektischeren Absprachen lassen den Puls in die Höhe schnellen. Zugleich zwingt das Spiel jeden Spieler ständig geistig anwesend zu sein, Ausruhen kann man sich nicht leisten. Für den Sieg benötigt es jeden einzelnen Spieler und so freuen sich auch alle Teilnehmer umso mehr über den gemeinsamen Erfolg. Die Überraschung, was sich noch in den Boxen verbirgt, hält dabei die Spannung über viele Partien aufrecht. Stets will man wissen, was da noch kommt. Und das Neue dann natürlich auch direkt ausprobieren.

Nicht so ganz gelungen finde ich dagegen die Anpassung an die Spielerzahl. Diese erfolgt nur über die Handkarten. Zwar sind mit steigender Spielerzahl auch deutlich mehr Karten im Umlauf, dennoch gestaltet sich das Sammeln von Sets viel schwieriger. Zu zweit oder dritt zieht man (mit etwas Glück) auch schon mal einen Drilling oder die fehlende Karte ist direkt beim Nachbarn. In Vollbesetzung muss üblicherweise über mehrere Personen getauscht werden, was viel Zeit kostet. Auch der Kartenstapel ist schneller aufgebraucht, was im weiteren Verlauf durchaus noch relevant wird. Sind wir zu zweit problemlos und ohne Niederlage bis zur letzten Box gekommen, sind Partien mit vielen Spielern ungleich schwerer. Zudem gestaltet sich in Vollbesetzung auch das Erreichen des Kartenstapels und Spielplans schwierig. Empfehlen kann ich X-Code also eher im Bereich vier oder fünf Spieler.

Sind die Überraschungen einmal alle entdeckt und gemeistert, lässt der Widerspielreiz zudem naturgemäß etwas nach. Auch wenn man nach dem x-ten Wechsel der Gruppe mal wieder von vorne beginnt, verliert X-Code etwas an Reiz. Dennoch macht es auch dann noch Spaß und bietet mit jeder Gruppe eine neue Herausforderung.


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