Hacken ist eine total lustige
Angelegenheit. Hektisch hauen wir auf der Tastatur herum, über den Monitor
flimmern spaßige Bilder oder spannend animierte Software und am Ende finden die
zwei Protagonisten dann in einer innigen Umarmung zusammen. OK, vielleicht ist
mein Bild eines Hackers ein klein wenig von den kitschigen Filmen der 90er
geprägt. Doch glücklicherweise macht sich Amigo nun auf, meine Vorstellung geradezurücken.
Denn in X-Code (Kasper Lapp) wehren wir als Hacker gemeinsam Angriffe aus dem
Darknet ab. Das ist zwar auch ziemlich hektisch, beschränkt sich ansonsten aber
auf das Sammeln und Tauschen passender Sets.
Verschlossene
Boxen
Die erste Überraschung erwartet uns
dabei bereits beim Öffnen der Box. Denn in dieser befinden sich… mehr Boxen.
Genauer gesagt deren drei, die wir erst nach einigen Partien öffnen dürfen.
Ganz im Stile aktueller Legacy-Spiele (allerdings ohne etwas zu zerstören)
bekommen wir so an verschiedenen Punkten neues Material und neue Regeln, die
uns vor weitere Herausforderungen stellen. Bevor es soweit ist, sollten wir
aber zuerst einmal die vier Trainingsmissionen meistern.
Trainingsmissionen
Die Aufgabe, die uns zu Beginn gestellt
wird, klingt simpel. Ein zentraler Spielplan zeigt 12 Felder mit Zahlen und
Symbolen. Wer jeweils drei gleiche Karten auf der Hand hat, legt diese auf das
entsprechende Feld. Sind alle Felder belegt, ist die Runde gewonnen. Ganz
einfach. Leider dann aber eben doch nicht. Denn auch wenn wir alle zugleich
agieren und nach Belieben Karten nachziehen dürfen, ist unser Handkartenlimit
doch begrenzt. Gerade in größeren Gruppen dürfen schnell nur noch fünf oder
sechs Karten auf der Hand gehalten werden, was einen Drilling (trotz
enthaltener Joker) nicht gerade einfach macht.
Hin
und her
Also beginnt das Absprechend und
Tauschen. Ich benötige eine 2. Hat noch jemand eine 5? Ich werfe ein paar
Karten ab um nachzuziehen… all das, während wir stets die Sanduhr im Blick
behalten, damit rechtzeitig drei Sanduhrkarten zum Umdrehen derselben gespielt
werden. Erschwerend kommt hinzu, dass stets nur mit dem direkten Nachbarn
getauscht werden darf und jede Karte auch nur in eine bestimmte Richtung
wandern darf. Was zu Beginn simpel klingt, wird so sehr schnell zu einem
chaotischen und sehr hektischen Spiel. Und wer die Mission schafft, der muss im
Laufe des Trainings mit weniger Zeit und Jokern, einem reduzierten
Handkartenlimit oder weiteren Gemeinheiten zurechtkommen. Ganz zu schweigen von
den verschlossenen Boxen, deren Inhalt ich hier aber nicht verrate.
Fazit
Dass Kasper Lapp ein Händchen für
kreative kooperative Spiele hat, das hat er bereits mit Magic Maze bewiesen.
Doch wo jenes von Stiller Hektik geprägt war, artet X-Code häufig in wildes Herumfuchteln
und fast schon panische Rufe aus. Der ständige Zeitdruck, die eingeschränkten
Tauschmöglichkeiten und die zunehmend hektischeren Absprachen lassen den Puls
in die Höhe schnellen. Zugleich zwingt das Spiel jeden Spieler ständig geistig
anwesend zu sein, Ausruhen kann man sich nicht leisten. Für den Sieg benötigt
es jeden einzelnen Spieler und so freuen sich auch alle Teilnehmer umso mehr
über den gemeinsamen Erfolg. Die Überraschung, was sich noch in den Boxen
verbirgt, hält dabei die Spannung über viele Partien aufrecht. Stets will man
wissen, was da noch kommt. Und das Neue dann natürlich auch direkt
ausprobieren.
Nicht so ganz gelungen finde ich dagegen
die Anpassung an die Spielerzahl. Diese erfolgt nur über die Handkarten. Zwar
sind mit steigender Spielerzahl auch deutlich mehr Karten im Umlauf, dennoch
gestaltet sich das Sammeln von Sets viel schwieriger. Zu zweit oder dritt zieht
man (mit etwas Glück) auch schon mal einen Drilling oder die fehlende Karte ist
direkt beim Nachbarn. In Vollbesetzung muss üblicherweise über mehrere Personen
getauscht werden, was viel Zeit kostet. Auch der Kartenstapel ist schneller
aufgebraucht, was im weiteren Verlauf durchaus noch relevant wird. Sind wir zu
zweit problemlos und ohne Niederlage bis zur letzten Box gekommen, sind Partien
mit vielen Spielern ungleich schwerer. Zudem gestaltet sich in Vollbesetzung
auch das Erreichen des Kartenstapels und Spielplans schwierig. Empfehlen kann
ich X-Code also eher im Bereich vier oder fünf Spieler.
Sind die Überraschungen einmal alle
entdeckt und gemeistert, lässt der Widerspielreiz zudem naturgemäß etwas nach.
Auch wenn man nach dem x-ten Wechsel der Gruppe mal wieder von vorne beginnt,
verliert X-Code etwas an Reiz. Dennoch macht es auch dann noch Spaß und bietet
mit jeder Gruppe eine neue Herausforderung.
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