Donnerstag, 11. April 2019

Welcome to


Welcome to… Oberzent. Kennt ihr nicht? Schämt euch! Schließlich handelt es sich dabei um die flächenmäßig drittgrößte Stadt in Hessen. Die nur geringfügig mehr als 10.000 Einwohner haben also reichlich Platz um sich breit zu machen. Wie ich darauf komme? Nun, ich selbst wohne im oberzenter Stadtteil Airlenbach, der selbst nach dortigen Verhältnissen noch abgelegen ist. Ohne die Häuser genau gezählt zu haben, dürften sie mengenmäßig in etwa mit denen auf einem Block von Welcome to (Benoit Turpin / Blue Cocker Games) vergleichbar sein. Nur mit viel mehr Platz dazwischen.




Häuslebau
Viel Platz haben wir auch zu Beginn in unserer angehenden Siedlung. Zwar sind Häuser, Pools und Bäume bereits auf dem Block eingezeichnet, in die Wertung kommen sie allerdings noch nicht. Dazu fehlen die Hausnummern. Und genau hier kommen wir ins Spiel. Denn Runde für Runde werden 3 Zahlenkarten aufgedeckt, die zugleich mit zufälligen Sonderaktionen kombiniert werden. Eine dieser Kombination wählen wir und tragen die Nummer in eines unserer Häuser ein. Ganz klassisch gilt dabei, dass die Nummern stets von links nach rechts ansteigen müssen. Lücken sind aber sowohl zwischen den Häusern als auch zwischen den Zahlen erlaubt und mitunter auch nicht zu vermeiden.


Allerlei Drumherum
Während die Hausnummern die eigenen Möglichkeiten vorgeben, sind es die Sonderaktionen, die wirklich für Spannung sorgen. Denn auf diesem Weg können wir Pools oder Bäume einzeichnen, die zusätzliche Punkte versprechen. Oder wir verändern die Zahl, um eine eben noch unpassende Hausnummer doch unterzubringen. Auch zusätzliche Häuser mit identischer Hausnummer sind möglich, auch wenn dies mit Minuspunkten bestraft wird. Leider liegt die gewünschte Sonderaktion selten bei der passenden Hausnummer, was uns immer wieder vor knifflige Entscheidungen stellt.

Projektaufträge
Eine mögliche Sonderaktion habe ich bislang verschwiegen: Das Ziehen von Zäunen zwischen zwei Grundstücken. Diese Aktion ermöglicht es uns, abgeschlossene Siedlungen zu bilden. Sind diese am Ende vollständig beschriftet, locken Bonuspunkte. Darüber hinaus sind Siedlungen auch für Projektaufträge wichtig. Von diesen liegen stets 3 zufällige zu Beginn aus, wer die Vorgaben zuerst erfüllt bekommt ordentlich Punkte. Dabei müssen wir zumeist Siedlungen bestimmter Größen bauen, aber auch ausgefallenere Aufträge sind dabei und sorgen für Abwechslung.


Fazit
Ein Würfelspiel ohne Würfel. So wurde mir Welcome to bei einem ersten Blick darauf angepriesen. Und diese Aussage ist tatsächlich nicht falsch. Vielmehr erinnert doch so einiges an ein paar der aktuellen Würfelspiele. Etwa die aufsteigenden Zahlenreihen oder das Hoffen und Bangen auf passende Ergebnisse. Ein Unterschied ist allerdings, dass wir etwas planbarer vorgehen können. Im Prinzip ist bekannt, welche Zahlen im Deck sind. Und auch wenn kaum jemand die Karten zählen dürfte, ist doch zumindest halbwegs klar, was da noch so kommen könnte. Gleiches gilt für die Sonderaktionen. Wer auf Bäume setzt, der kann auch sicher sein, dass diese über kurz oder lang kommen. Da allerdings immer 3 zufällige Kombinationen ausliegen, von denen wir nur eine Wählen dürfen, ist Glück natürlich dennoch mit von der Partie.

Schön an Welcome to ist, dass die gestellte Aufgabe im Laufe der Partie immer kniffliger wird. Zu Beginn passt eigentlich immer irgendetwas. Am Ende wird dann aber auf bestimmte Zahlen oder Aktionen hin gefiebert. Die Emotionen kochen entsprechend hoch, wenn die gewünschte Aktion auftaucht, aufgrund der falschen Zahl aber nicht verwendet werden kann. Diese Gratwanderung sich Möglichkeiten offenzuhalten, zugleich aber effektiv zu Punkten, das ist der Reiz von Welcome to. Viele verschiedene Vorgehensweisen und eine große Zahl an Projektaufträgen laden zudem zum Experimentieren ein.

Leider gibt es bei Welcome to aber auch ein Element, das komplett vermurkst wurde: Die Anleitung. Sich das Spiel aus dieser zu erschließen, ist wirklich eine Herausforderung. Seltsame Formulierungen, sinnfreie Bezeichnungen und unklare Regelpassagen finden sich zuhauf. Inzwischen gibt es zwar eine zweite Version, nennenswert besser ist aber auch diese nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass die verschiedenen Wertungen und Aktionen alles andere als banal sind und zudem auch wenig intuitive Bezeichnungen und Symbole haben. All das erschwert den Einstieg enorm. Schade, denn mit einer ordentlichen Anleitung wäre Welcome to ein richtig gutes Spiel gewesen. So aber muss man sich auf einige frustrierende Stunden einstellen, bis man wirklich Spaß am Spiel hat.


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