Welcome to… Oberzent. Kennt ihr nicht? Schämt
euch! Schließlich handelt es sich dabei um die flächenmäßig drittgrößte Stadt
in Hessen. Die nur geringfügig mehr als 10.000 Einwohner haben also reichlich
Platz um sich breit zu machen. Wie ich darauf komme? Nun, ich selbst wohne im
oberzenter Stadtteil Airlenbach, der selbst nach dortigen Verhältnissen noch
abgelegen ist. Ohne die Häuser genau gezählt zu haben, dürften sie mengenmäßig
in etwa mit denen auf einem Block von Welcome to (Benoit Turpin / Blue Cocker
Games) vergleichbar sein. Nur mit viel mehr Platz dazwischen.
Häuslebau
Viel Platz haben wir auch zu Beginn in unserer
angehenden Siedlung. Zwar sind Häuser, Pools und Bäume bereits auf dem Block
eingezeichnet, in die Wertung kommen sie allerdings noch nicht. Dazu fehlen die
Hausnummern. Und genau hier kommen wir ins Spiel. Denn Runde für Runde werden 3
Zahlenkarten aufgedeckt, die zugleich mit zufälligen Sonderaktionen kombiniert werden.
Eine dieser Kombination wählen wir und tragen die Nummer in eines unserer
Häuser ein. Ganz klassisch gilt dabei, dass die Nummern stets von links nach
rechts ansteigen müssen. Lücken sind aber sowohl zwischen den Häusern als auch
zwischen den Zahlen erlaubt und mitunter auch nicht zu vermeiden.
Allerlei Drumherum
Während die Hausnummern die eigenen
Möglichkeiten vorgeben, sind es die Sonderaktionen, die wirklich für Spannung
sorgen. Denn auf diesem Weg können wir Pools oder Bäume einzeichnen, die
zusätzliche Punkte versprechen. Oder wir verändern die Zahl, um eine eben noch
unpassende Hausnummer doch unterzubringen. Auch zusätzliche Häuser mit
identischer Hausnummer sind möglich, auch wenn dies mit Minuspunkten bestraft
wird. Leider liegt die gewünschte Sonderaktion selten bei der passenden
Hausnummer, was uns immer wieder vor knifflige Entscheidungen stellt.
Projektaufträge
Eine mögliche Sonderaktion habe ich bislang
verschwiegen: Das Ziehen von Zäunen zwischen zwei Grundstücken. Diese Aktion
ermöglicht es uns, abgeschlossene Siedlungen zu bilden. Sind diese am Ende
vollständig beschriftet, locken Bonuspunkte. Darüber hinaus sind Siedlungen
auch für Projektaufträge wichtig. Von diesen liegen stets 3 zufällige zu Beginn
aus, wer die Vorgaben zuerst erfüllt bekommt ordentlich Punkte. Dabei müssen
wir zumeist Siedlungen bestimmter Größen bauen, aber auch ausgefallenere
Aufträge sind dabei und sorgen für Abwechslung.
Fazit
Ein Würfelspiel ohne Würfel. So wurde mir
Welcome to bei einem ersten Blick darauf angepriesen. Und diese Aussage ist
tatsächlich nicht falsch. Vielmehr erinnert doch so einiges an ein paar der
aktuellen Würfelspiele. Etwa die aufsteigenden Zahlenreihen oder das Hoffen und
Bangen auf passende Ergebnisse. Ein Unterschied ist allerdings, dass wir etwas
planbarer vorgehen können. Im Prinzip ist bekannt, welche Zahlen im Deck sind.
Und auch wenn kaum jemand die Karten zählen dürfte, ist doch zumindest halbwegs
klar, was da noch so kommen könnte. Gleiches gilt für die Sonderaktionen. Wer
auf Bäume setzt, der kann auch sicher sein, dass diese über kurz oder lang
kommen. Da allerdings immer 3 zufällige Kombinationen ausliegen, von denen wir
nur eine Wählen dürfen, ist Glück natürlich dennoch mit von der Partie.
Schön an Welcome to ist, dass die gestellte
Aufgabe im Laufe der Partie immer kniffliger wird. Zu Beginn passt eigentlich
immer irgendetwas. Am Ende wird dann aber auf bestimmte Zahlen oder Aktionen
hin gefiebert. Die Emotionen kochen entsprechend hoch, wenn die gewünschte
Aktion auftaucht, aufgrund der falschen Zahl aber nicht verwendet werden kann.
Diese Gratwanderung sich Möglichkeiten offenzuhalten, zugleich aber effektiv zu
Punkten, das ist der Reiz von Welcome to. Viele verschiedene Vorgehensweisen
und eine große Zahl an Projektaufträgen laden zudem zum Experimentieren ein.
Leider gibt es bei Welcome to aber auch ein
Element, das komplett vermurkst wurde: Die Anleitung. Sich das Spiel aus dieser
zu erschließen, ist wirklich eine Herausforderung. Seltsame Formulierungen,
sinnfreie Bezeichnungen und unklare Regelpassagen finden sich zuhauf.
Inzwischen gibt es zwar eine zweite Version, nennenswert besser ist aber auch
diese nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass die verschiedenen Wertungen und
Aktionen alles andere als banal sind und zudem auch wenig intuitive
Bezeichnungen und Symbole haben. All das erschwert den Einstieg enorm. Schade,
denn mit einer ordentlichen Anleitung wäre Welcome to ein richtig gutes Spiel
gewesen. So aber muss man sich auf einige frustrierende Stunden einstellen, bis
man wirklich Spaß am Spiel hat.
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