Wen ihr euch jemals gefragt
habt ob Drogen schädlich sind, dann werft einfach mal einen Blick auf das Cover
von Inhabit the Earth (Richard Breese / Huch! & friends). Denn der
umnebelte Blick den die Tierwelt von dort aus auf die Umgebung wirft, lässt
eigentlich nur einen Schluss zu. Affe, Löwe und Co. hatten entschieden zu
reichlich davon. Und es ist ihnen nicht bekommen.
Auch wenn es auf den
ersten Blick so scheinen mag, ist es dennoch nicht unser Ziel uns möglichst
effektiv an allerlei Rauschmittel anzupassen. Vielmehr nutzen wir bergeweise
Karten dazu, uns auf den Kontinenten auszubreiten, reichlich Nachwuchs in die
Welt zu setzen und um uns ab und an auch einmal eine neue Fähigkeit anzueignen.
Evolution
Obwohl Inhabit the Earth
gleich mit sechs Spielplänen (für die Kontinente) daherkommt, ist es im
Wesentlichen ein Kartenspiel. Denn jede der 162 Karten steht jeweils für eine
Kreatur mit ganz besonderen Fähigkeiten und Präferenzen. Diese geschickt
auszunutzen und sinnvoll zu kombinieren ist zugleich Hauptbestandteil des
Spiels als auch der Schlüssel zum Sieg. Dafür dürfen wir uns jede Runde für
eine von drei möglichen Aktionen (Menagerie, Aufzucht, Bewegung) entscheiden,
die zumeist wiederum mehrere Optionen bieten.
Menagerie
Bevor wir beginnen
können unsere Tiere über die Kontinente zu verteilen, sollten wir zuerst einmal
einige Tiere ins Spiel bringen. Dazu entscheiden wir uns für eine Tierkarte aus
der Hand und legen sie vor uns ab. Sechs verschiedene Arten dürfen wir dabei
insgesamt besitzen, vom Raubtier bis zum Greifvogel. Spielen wir eine neue Art
legen wir obendrein noch den dazu gehörigen Marker auf den Kontinent des Tieres,
wo er im weiteren Spielverlauf entlangwandern sollte.
Haben wir ein Tier
ausgespielt, können wir an dieses obendrein weitere Karten anlegen, wodurch
etwa die Tierzahl zunimmt oder neue Kontinent- sowie Geländesymbole dazu
kommen. Da all das Ausspielen leider auch mit Karten bezahlt werden muss, sollte
ständig zwischen den Vorteilen und den Kosten abgewägt werden. Denn an neue
Karten zu kommen ist nicht ganz einfach.
Aufzucht
Genau hier kommt die
Aktion Aufzucht ins Spiel, mit der wir Karten ziehen. Dazu wählen wir eine
unserer Tierarten aus und ziehen Karten entsprechend deren Anzahl. Weitere
Karten kommen für Sonderfähigkeiten sowie für den Fortschritt auf dem Kontinent
hinzu. Auch wenn sich das durchaus lohnt, hat es doch einen Nachteil. Denn der
entsprechende Tiermarker wird nun auf die passive Seite gedreht und kann erst
wieder zur Aufzucht genutzt werden, wenn sich das Tier bewegt hat.
Bewegung
Und damit sind wir auch
schon bei der letzten Aktion, der Bewegung. Damit sich unsere Menagerie in
Bewegung setzt, muss sie (mal wieder) zuerst mit Karten dazu angestachelt
werden. Also eine Karte ausspielen und alle Tierarten die über mindestens ein
identisches Symbol verfügen marschieren los. Dazu zeigt jeder Kontinent
verschiedene Landschaften. Verfügt ein Tier über ein entsprechendes Symbol darf
das Feld betreten werden, mehrere Symbole erlauben mehre Schritte.
Die
Spitze der Evolution
Das Bewegen über die
Kontinente hat dabei zwei Vorteile. Zum einen bietet es bei Spielende schlicht
Siegpunkte, obendrein löst es (sobald genug Marker am Ende ankommen) das
Spielende aus. Punkte gibt es darüber hinaus noch für unterwegs eingesammelte
Bonuschips sowie die Eigenschaften einiger Tiere. Wenig überraschend gilt jenes
Tier als evolutionär überlegen, das die meisten Punkte sammeln konnte.
Fazit
Inhabit the Earth gehört
in die Kategorie der Spiele, die erarbeitet werden wollen. Obwohl die grundlegenden
Regeln halbwegs überschaubar sind, überfordert die enorme Fülle an
Möglichkeiten gerade zu Beginn schnell. Die große Zahl an verschiedenen Karten
will erst einmal verinnerlicht werden, jede Aktion gliedert sich wiederum in
Unteraktionen und der Plan strotz vor verschiedenen Feldern und Markern. Von
einem einfachen Einstieg kann also nicht die Rede sein. Und leider ist auch die
Anleitung nicht dazu angetan, den Anfang zu erleichtern. Vielmehr erschlägt
diese von Beginn an mit Textwänden, verwirrenden Passagen und ungeschickt
gewählten Begriffen.
Und dennoch kann sich
die Mühe des schwierigen Einstieges lohnen. Denn bereits die enorme Vielfalt
sorgt für reichlich Abwechslung, stets bieten sich viele verschiedene
Möglichkeiten. Obendrein fühlt es sich im Verlauf tatsächlich so an, als würde
man eigene Tiere entwickeln und evolutionär anpassen. Das geht sogar so weit,
dass man im Laufe der Partie seine eigenen Lieblinge findet, sich kaum noch von
diesen trennen will und sie bevorzugt entwickelt. Häufig kommt das Spielende
dann sogar zu früh, gerne wäre man noch etwas bei seinen Kreaturen geblieben.
All das trifft
allerdings vor allem auf das Spiel zu zweit zu. Denn mit steigender Spierzahl
macht sich leider auch ein grundlegendes Problem bemerkbar. Die vielen
Optionen und eine teilweise recht langatmige Verwaltung können bei Inhabit the
Earth zu enormen Wartezeiten führen. Einerseits gibt es häufig einfach zu viele
Möglichkeiten um schnelle Entscheidungen zu treffen. Andererseits benötigen
einzelne Elemente einfach sehr viel Zeit. Allen voran ist hier die Bewegung der
Tiere zu benennen. Denn hierfür muss ich zuerst eine passende Karte wählen,
dann bestimmen welche Tiere betroffen sind und zuletzt die Symbole jedes dieser
Tiere mit der Strecke des passenden Kontinentes abgleichen. Gerade gegen Ende
dauert dies schnell mehrere Minuten. Sollte ich mich dann auf halbem Wege doch
für eine andere Karte entscheiden und der Folgespieler bewegt sich ebenfalls…
dann können die Mitspieler mal eben mit dem Hund Gassi gehen.
Entsprechend hatte ich
zwar wirklich Spaß an Inhabit the Earth, kann es aber eigentlich fast nur zu
zweit empfehlen.
Was natürlich echt spannend ist, ist das Setting, finde ich. Das ist einfach mal was ganz, ganz anderes, als man gewohnt ist. Wobei ich mir auch vorstellen kann, dass das Setting generell schon den einen oder anderen abschreckt.
AntwortenLöschenDanke fürs zeigen!