Mittwoch, 30. Januar 2019

Belratti


Jedes Jahr zur SPIEL in Essen veranstaltet die Fairplay ein Scouting. Reihenweise Spieler sichten Spiele und bewerten diese auf einem Fragebogen. Das Ergebnis wird regelmäßig sowohl am Stand als auch über Twitter bekanntgegeben und von vielen Spielern sehnlichst erwartet. Zumeist finden sich auf der Liste komplexere Spiele oder zumindest Spiele für erfahrenere Spieler. Zu den Siegern der letzten Jahre gehörten etwa La Granja und Gaia Projekt. In diesem Jahr gewann Tudor die Abstimmung, was genau in diese Kategorie fällt. Über weite Strecken der Abstimmung lag aber ein anderes Spiel in Front: Belratti (Michael Loth / Mogel Verlag). Ein kleines und flottes Kartenspiel von einem kleinen und flott ausverkauften Verlag.





Museumsleiter
In Belratti bestücken wir stets gemeinsam die Kunstgalerie eines Museums. Dazu werden zu Beginn zwei verschiedene Rollen verteilt, die im weiteren Spielverlauf wandern. Ein Teil der Spieler wird dadurch zum Museumsleiter. Deren Aufgabe ist es, Bilder von den Künstlern anzufordern. Aber nicht irgendwelche Bilder, sondern nur solche, die zur aktuellen Auslage an Kunstwerken passen.


Künstler
Sobald die Zahl der geforderten Kunstwerke feststeht, durchsuchen die Künstler ihre Hand und wählen dazu passende Bilder. Wobei „dazu passend“ sehr relativ ist. Manchmal ist es die Farbe, das nächste Mal die Form oder eine thematische Ähnlichkeit. Ist die Wahl getroffen, wandern alle Karten verdeckt in die Mitte und werden durch 4 zufällige Karten (die Fälschungen) ergänzt. Nun ist es wiederum an den Museumsleitern, die gewählten Karten passend zuzuordnen und nicht auf die Fälschungen hereinzufallen.

Allgemeine Verwirrung
Fies daran ist, dass man, wenn man nur lange genug überlegt, fast immer irgendeine Übereinstimmung findet. Und nicht selten sind die naheliegenden Ideen am Ende doch die Fälschungen. Zudem müssen die Künstler häufig über die Ecke denken, sind sie doch auf ihre Handkarten beschränkt. Wenn es gar zu übel läuft gibt es zwar ein paar Sonderkarten die etwa das Tauschen der Handkarten erlauben, wirklich häufig nutzen kann man diese allerdings nicht. Und so kann es auch durchaus dauern, bis man irgendwann die Bestwertung einsackt. Denn eine Partie Belratti endet stets dann, wenn zu viele Fälschungen gewählt wurden. Erst dann zählen die korrekten Bilder und bestimmen das Ergebnis.


Fazit
Belratti lässt uns, einmal mehr, Bilder interpretieren und als Hinweise nutzen. Diese Idee ist alles andere als neu und wurde, recht erfolgreich, nicht zuletzt bei Dixit, Mysterium oder jüngst auch Detective Club verwendet. Im Unterschied zu all diesen Spielen kommt Belratti aber mit einem Minimum an Material und auch mit deutlich geringerem Regelumfang aus. Hier kann in wenigen Minuten losgespielt werden und auch die Partien selbst verlaufen fast immer sehr flott. Perfekt also für eine schnelle Runde zwischendurch. Wie bei vergleichbaren Spielen gefällt dabei insbesondere die Diskussion, die immer wieder absurde Blüten treibt. Spaß ist hier eigentlich garantiert.

Persönlich nicht so gelungen finde ich dagegen die Bilder. Das schlichte Aussehen mag dem einen oder anderen gefallen, persönlich bevorzuge ich die opulenteren Bilderwelten, die etwa Mysterium zu bieten hat. Das Cover selbst empfinde ich sogar als ausgesprochen hässlich, dem Verkaufserfolg hat das aber wohl nicht geschadet. Spielerisch gibt es immer mal wieder Runden, die entweder sehr hohe oder sehr niedrige Ansagen für zu wählende Bilder machen. Beides hat seine Vorteile: Bei sehr niedrigen Zahlen hat man fast immer etwas passendes, bei sehr hohen Zahlen gibt es auf jeden Fall ein paar Punkte. Unterhaltsamer ist das Spiel aber, wenn variiert oder im Zweifel eher durchschnittliche Zahlen angesagt werden.

Dennoch fühlt man sich bei Belratti gut unterhalten, als flottes Spiel für zwischendurch ist die Neuheit des Mogel-Verlags auf jeden Fall geeignet.


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