Jedes Jahr zur SPIEL in
Essen veranstaltet die Fairplay ein Scouting. Reihenweise Spieler sichten
Spiele und bewerten diese auf einem Fragebogen. Das Ergebnis wird regelmäßig
sowohl am Stand als auch über Twitter bekanntgegeben und von vielen Spielern
sehnlichst erwartet. Zumeist finden sich auf der Liste komplexere Spiele oder
zumindest Spiele für erfahrenere Spieler. Zu den Siegern der letzten Jahre
gehörten etwa La Granja und Gaia Projekt. In diesem Jahr gewann Tudor die
Abstimmung, was genau in diese Kategorie fällt. Über weite Strecken der
Abstimmung lag aber ein anderes Spiel in Front: Belratti (Michael Loth / Mogel
Verlag). Ein kleines und flottes Kartenspiel von einem kleinen und flott
ausverkauften Verlag.
Museumsleiter
In Belratti bestücken wir
stets gemeinsam die Kunstgalerie eines Museums. Dazu werden zu Beginn zwei
verschiedene Rollen verteilt, die im weiteren Spielverlauf wandern. Ein Teil
der Spieler wird dadurch zum Museumsleiter. Deren Aufgabe ist es, Bilder von
den Künstlern anzufordern. Aber nicht irgendwelche Bilder, sondern nur solche,
die zur aktuellen Auslage an Kunstwerken passen.
Künstler
Sobald die Zahl der
geforderten Kunstwerke feststeht, durchsuchen die Künstler ihre Hand und wählen
dazu passende Bilder. Wobei „dazu passend“ sehr relativ ist. Manchmal ist es
die Farbe, das nächste Mal die Form oder eine thematische Ähnlichkeit. Ist die
Wahl getroffen, wandern alle Karten verdeckt in die Mitte und werden durch 4
zufällige Karten (die Fälschungen) ergänzt. Nun ist es wiederum an den
Museumsleitern, die gewählten Karten passend zuzuordnen und nicht auf die
Fälschungen hereinzufallen.
Allgemeine
Verwirrung
Fies daran ist, dass man,
wenn man nur lange genug überlegt, fast immer irgendeine Übereinstimmung
findet. Und nicht selten sind die naheliegenden Ideen am Ende doch die
Fälschungen. Zudem müssen die Künstler häufig über die Ecke denken, sind sie
doch auf ihre Handkarten beschränkt. Wenn es gar zu übel läuft gibt es zwar ein
paar Sonderkarten die etwa das Tauschen der Handkarten erlauben, wirklich
häufig nutzen kann man diese allerdings nicht. Und so kann es auch durchaus
dauern, bis man irgendwann die Bestwertung einsackt. Denn eine Partie Belratti
endet stets dann, wenn zu viele Fälschungen gewählt wurden. Erst dann zählen
die korrekten Bilder und bestimmen das Ergebnis.
Fazit
Belratti lässt uns, einmal
mehr, Bilder interpretieren und als Hinweise nutzen. Diese Idee ist alles
andere als neu und wurde, recht erfolgreich, nicht zuletzt bei Dixit, Mysterium
oder jüngst auch Detective Club verwendet. Im Unterschied zu all diesen Spielen
kommt Belratti aber mit einem Minimum an Material und auch mit deutlich
geringerem Regelumfang aus. Hier kann in wenigen Minuten losgespielt werden und
auch die Partien selbst verlaufen fast immer sehr flott. Perfekt also für eine
schnelle Runde zwischendurch. Wie bei vergleichbaren Spielen gefällt dabei
insbesondere die Diskussion, die immer wieder absurde Blüten treibt. Spaß ist
hier eigentlich garantiert.
Persönlich nicht so
gelungen finde ich dagegen die Bilder. Das schlichte Aussehen mag dem einen
oder anderen gefallen, persönlich bevorzuge ich die opulenteren Bilderwelten,
die etwa Mysterium zu bieten hat. Das Cover selbst empfinde ich sogar als
ausgesprochen hässlich, dem Verkaufserfolg hat das aber wohl nicht geschadet.
Spielerisch gibt es immer mal wieder Runden, die entweder sehr hohe oder sehr
niedrige Ansagen für zu wählende Bilder machen. Beides hat seine Vorteile: Bei
sehr niedrigen Zahlen hat man fast immer etwas passendes, bei sehr hohen Zahlen
gibt es auf jeden Fall ein paar Punkte. Unterhaltsamer ist das Spiel aber, wenn
variiert oder im Zweifel eher durchschnittliche Zahlen angesagt werden.
Dennoch fühlt man sich bei
Belratti gut unterhalten, als flottes Spiel für zwischendurch ist die Neuheit
des Mogel-Verlags auf jeden Fall geeignet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen