Mittwoch, 6. Februar 2019

Meeple Circus


Ich tue es. Und du tust es wahrscheinlich auch. Ich würde sogar fast so weit gehen zu behaupten, dass fast alle Spieler es tun. Wovon die Rede ist? Na, vom Bauen mit Spielmaterialien natürlich. Ob Türme aus Würfeln, Mauern aus Ressourcen oder Ketten aus Meeplen, ständig wird das Spielmaterial zweckentfremdet um während einer langwierigen Regelerklärung oder ewigen Zügen der Mitspieler die Zeit zu überbrücken. Doch damit ist nun Schluss. Denn Meeple Circus (Cédric Millet / Pegasus) erklärt den Bauwahn zum Selbstzweck.







Ein kümmerlicher Start
Denkt man an Zirkus, fallen Einem sicherlich zuerst wilde Tiere, halsbrecherische Seiltänzer und spaßige Clowns ein. Und all das bekommen wir auch in Meeple Circus. Zumindest irgendwann. Doch zu Beginn stehen uns gerade einmal 3 mickrige Akrobaten zur Verfügung, und besonders halsbrecherisch sind die auch nicht. Dieses Problem kann allerdings schnell behoben werden. Denn vor jeder der insgesamt 3 Aufführungen schnappen wir uns neues Personal indem wir reihum entsprechende Plättchen auswählen. Künstler, Tiere, Requisiten und Spezialisten wandern so in unseren Fundus und können in der folgenden Phase verbaut werden.


Hochstapler und Tiefbauer
Die Bauphase spielen wir alle gleichzeitig, eine unterhaltsame Zirkusmusik gibt dabei per App ein Zeitlimit vor. Ziel sollte stets sein, die Zuschauer zu beeindrucken. Einerseits bedeutet dies, dass manche Artisten hoch in der Luft, andere am Boden bleiben wollen. Andererseits müssen spezielle Zielkarten erfüllt werden und etwa Pferde übereinander, Balken auf Fässern oder Elefanten auf Artisten gestapelt werden. Ist die Zeit abgelaufen gibt es Punkte und die Artisten kehren zu ihren Besitzern zurück. Für die Folgerunde wird neues Material verteilt und der Spaß beginnt von vorne, nun aber mit Spezialisten wie starken Männern oder Clowns.

Persönlicher Einsatz
Auch die dritte Runde läuft im Prinzip identisch ab. Allerdings kommen nun noch die Darbietungsplättchen hinzu, die vom Bauenden zusätzlichen Einsatz verlangen. So muss nun jeder Artist großspurig angekündigt werden, die Vorstellung wird durch eigene Gesangseinlagen unterstützt oder ihr müsst euch immer mal wieder erheben und verbeugen. Und damit eure Mitspieler diesen Auftritt ausreichend würdigen können, verläuft die dritte Runde nicht parallel, sondern nacheinander. Spannung bis zum Ende ist also garantiert.


Fazit
In Meeple Circus dürfen wir endlich das tun, was wir bei vielen anderen Spielen sowieso schon machen. Nach Herzenslust Dinge stapeln. Und das macht zweifelsfrei Spaß und motiviert zum Ausprobieren. Die Jagd nach dem höchsten Turm, der wackligsten Pyramide und dem größten Zuschauerjubel zieht schnell in ihren Bann. Unbeteiligte Zuschauer bleiben selten lange unbeteiligt, aktive Spieler wollen stets noch eine Figur höher stapeln, ein Element mehr unterbringen. Durch die musikalische Unterstützung mittels App kommt dabei tatsächlich so etwas wie Zirkusgefühl auf. Die Spieler fühlen sich, gerade in den ersten beiden Runden, bestens unterhalten.

Trotz all der Begeisterung während der Partien gibt es bei Meeple Circus aber leider auch einiges zu kritisieren. Und das beginnt schon bei der Anleitung, die leider einige Frage offenlässt. So ist sowohl die Punktevergabe als auch die Funktion einiger Plättchen nicht klar geklärt. Hier muss jede Gruppe für sich eine Lösung finden. Ebenfalls unschön gelöst ist die Verteilung neuer Plättchen ab Runde 2. Zwar darf der Letztplatzierte zuerst wählen, danach geht es aber im Uhrzeigersinn weiter. Besser wäre eine Verteilung nach Punkten. Zuletzt missfällt manch einem Spieler auch die dritte Runde. Da hier nacheinander gespielt wird, hat der Erstplatzierte (der als letzter dran ist) reichlich Zeit, seinen Aufbau durchzuplanen. Das wurde oft als klarer Vorteil empfunden. Zudem liegen nicht jedem Spieler (und da gehöre ich durchaus dazu) Aufgaben, bei denen man sich zum Affen machen muss. Wenn hier nur die Wahl bleibt die ganze Zeit zu singen oder Blödsinn zu labern, dann gibt manch einer die Punkte (und damit zumeist auch das Spiel) lieber direkt auf.

Trotz all der Kritik weiß Meeple Circus viele Spieler zu begeistern. Und darauf kommt es schlussendlich doch an. 


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