Es ist ja nicht
ungewöhnlich, dass neue Spiele in der Szene eine gewisse Begeisterung auslösen.
Gründe dafür sind nicht selten ein Berg von Material, dutzende Figuren und
ein möglichst dickes Regelwerk. Ab und an führen aber auch kleine Kartenspiele
bei vielen Spielern zu Freudensprüngen. So etwa vor einem Jahr bei The Mind
oder zuletzt bei Belratti. Ein nagelneuer Vertreter der Sorte „Freudensprung“
scheint nun L.A.M.A. (R. Knizia / Amigo) zu sein, bewertete doch nicht zuletzt
Udo Bartsch das kleine Spiel mit einem sehr seltenen „außerordentlich“.
Eigentlich ist das Spiel
mit dem namensgebenden Satz „Lege Alle Minuspunkte Ab“ schon weitestgehend
erklärt. Denn am Ende einer Runde bekommen wir für jede unterschiedliche Zahl
auf der Hand Minuspunkte. Also wollen wir unsere anfänglich 6 Handkarten
schnellstmöglich loswerden. Dazu legen wir nacheinander Karten in die zentrale
Auslage. Stets darf nur eine identische oder eine um 1 höhere Zahl gelegt werden.
Einzig das Lama springt hier etwas aus der Reihe indem es auf die 6 gelegt,
selbst aber von der 1 überdeckt wird. Solange die Karten mitspielen ist das
kein Problem. Spannend wird es, wenn es nicht passt.
Wenn
es mal nicht passt
Denn sobald ein Spieler
nicht kann, hat er zwei Möglichkeiten. Entweder er zieht eine Karte nach oder er
steigt aus. Eine zusätzliche Karte bietet eventuell neue Möglichkeiten,
zugleich potentiell aber auch weitere Minuspunkte. Steigt man aus, sind die
Minuspunkte dagegen auf die aktuellen Handkarten begrenzt. Zugleich setzt man
die Mitspieler unter Druck, darf doch nicht mehr nachgezogen werden, sobald nur
noch ein Spieler dabei ist. Davon abgesehen endet die Runde auch, wenn ein
Spieler keine Handkarten mehr hat. Dieser darf dann sogar einen Chip
(Minuspunkte) ablegen, was mitunter sehr lohnend sein kann. Denn bei 40
Minuspunkten ist das Spiel zu Ende und der Sieger steht fest.
Fazit
L.A.M.A. weckt Emotionen.
So viel kann ich direkt mal vorwegnehmen. Bei wenigen Spielen wird am Tisch so
viel geflucht, gelacht und gejammert. Und das schon nach wenigen Minuten, denn
das Spielprinzip ist in Windeseile erklärt und verstanden. Auch die Partien
selbst laufen sehr flott, groß Möglichkeiten zu Grübeln gibt es schlicht nicht.
Und dennoch sind die Entscheidungen dabei nicht immer so trivial, wie man zu
Beginn vielleicht denken mag. Jede Karte die man zusätzlich zieht kann teuer
werden, ebenso wie zu früh auszusteigen. Der Wunsch, einen Chip loszuwerden,
lässt einen darüber hinaus oft länger im Spiel bleiben, als gut für einen ist. Zudem
kann dadurch selbst der vermeintlich hoffnungslos Abgeschlagene zurück ins
Spiel finden.
Dennoch ist L.A.M.A.,
neben den Emotionen, im Wesentlichen sehr viel Zufall. Selten habe ich hier
wirklich das Gefühl, eine relevante Entscheidung zu treffen. Passt nur eine
meiner Karten, lege ich sie. Passen zwei, lege ich zumeist die niedrigere und
hoffe auf eine weitere Runde. Einzig, wenn ich mehrere Karten einer Art habe,
komme ich vielleicht ins Grübeln. Entsprechend ist die wesentliche
Entscheidung, wann ich aussteige. Mir persönlich ist das etwas zu wenig. Zudem
kommt es selbst bei einem so kurzweiligen Spiel ab und an zu (relativ) zähen
Partien. Kann keiner die Auslage bedienen kommt es vor, dass die Spieler über
mehrere Runden Karten nachziehen und damit quasi von vorne beginnen. Zu zweit
hat mir L.A.M.A. darüber hinaus gar nicht gefallen.
L.A.M.A. weckt Emotionen
und ist perfekt geeignet, um Stimmung in eine Runde zu bringen. Hier brilliert
das Spiel tatsächlich, ich kann und will die Begeisterung einiger Spieler gar
nicht wegdiskutieren. Gerade Wenigspieler finden hier ein kurzweiliges und sehr
unterhaltsames Kleinod. Persönlich wünsche ich mir aber mehr Entscheidungen,
mehr Einfluss auf das Spiel. Ich
empfinde dieses Lama als zu fleischlos.
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