Meuterei
auf der Bombyx
Im Jahr 1975 kam ein
Film in die Kinos, der als einer der ersten Blockbuster überhaupt gilt. Das
Machwerk erhielt insgesamt 3 Oscars und 1 Golden Globe und zog ganze 3
Fortsetzungen nach sich. Darüber hinaus fürchten sich seitdem Millionen von
Menschen bei jedem Besuch offener Meere vor unerwünschtem Besuch. Solche
Personen sollten sich ganz genau überlegen ob sie die Packung des neuen Spiels
von Dave Chalker (Bombyx / Asmodee) wirklich öffnen wollen. Denn bereits der
erste Blick sorgt unter Garantie für HAI-ALARM!
2 bis 6 Piraten gehen
bei Hai-Alarm! Nach gescheiterter Meuterei über Bord. In direkter Inselnähe
wäre dies nicht weiter dramatisch, würde sich nicht zeitgleich ein besonders
ausgehungertes Exemplar der Gattung Carcharodon carcharias (Weißer Hai) in
der Nähe herumtreiben. Um die Geschwindigkeit der Piraten bei der Flucht zu
bestimmen stehen uns rundenweise gespielte Karten zur Verfügung. Nur ein Pirat
wird am Ende das rettende Ufer erreichen.
Man
muss nicht schneller sein als der Hai…
Vor einer Partie
Hai-Alarm! Bekommt jeder Spieler eine hübsch gestaltete Piratenfigur mit
abnehmbaren Gliedmasen sowie ein Set aus Karten mit Zahlen von 1 bis 7 (bei 6
Spielern). Die Piraten werden in einer Reihe ausgelegt und ein hungriger Hai
kommt an deren Ende. Nun legt jeder Spieler verdeckt eine seiner Karten aus.
Nach dem gleichzeitigen aufdecken geben die Piraten, in Nummernreihenfolge,
Vollgas. Zuerst wird der Pirat mit der kleinsten gespielten Kartenzahl an die
Spitze der Reihe gelegt, zuletzt der mit der Größten. Spielen mindestens 2
Piraten die gleichen Nummern werden diese dagegen ignoriert, eine Bewegung
findet nicht statt. Wurden alle Karten ausgespielt wird der letzte Pirat in der
Reihe vom Hai angeknabbert und verliert einen Arm oder ein Bein. Da die
unmittelbare Nähe zur Gefahr sehr motivierend sein kann, sprintet der
Betroffene sofort an die Spitze der Reihe und erhält obendrein alle bisher
gespielten Karten zurück. Wer alle Arme und Beine verliert war wohl nicht
schnell genug und ist aus dem Spiel.
…nur
schneller als die anderen Schwimmer
Spielerisch lässt sich
zu Hai-Alarm! nicht besonders viel schreiben. Die Regeln sind einfach und
selbst von absoluten Regelmuffeln schnell verstanden. Welche Karte gespielt
wird bestimmt dabei zumeist eine Mischung aus Taktik, Bluffen und dem Lesen der
Mitspieler. Trotzdem entscheidet häufig schlicht das Glück über den Ausgang,
was in einem kurzweiligen Kartenspiel (eine Partie dauert selten länger als 20
Minuten) allerdings nicht wirklich stört. Hai-Alarm! wirkt dabei durchweg rund
ohne allerdings mit neuartigen Elementen zu überraschen.
Deutlich auffälliger als
das Spielsystem sind dagegen Material und Thema. Wer sich von der martialischen
Aufmachung abschrecken lässt, dürfte das Lesen bereits ungefähr in der Mitte
der Einleitung abgebrochen haben. Alle anderen werden am Thema ihre helle
Freude haben. Hai und Piraten sind wirklich schön gestaltet, die Figuren verleiten,
ganz abseits vom eigentlichen Spiel, zum Experimentieren. Gleichzeitig trägt
das Thema voll und ganz, Schadenfreue und Panik in jedem Zug suchen
Ihresgleichen. Es wird gebangt und gehofft, verflucht und gejubelt. Selten
bleibt es dabei bei einer Runde.
Der einzige Kritikpunkt
sei an dieser Stelle das Spiel mit weniger als 4 Spielern. In diesem Fall
übernimmt jeder Spieler 2 Piraten und 2 Kartensets, die Partien sind deutlich
weniger spannend und emotional. Trotzdem, wer ein kurzweiliges Kartenspiel mit
ausgefallenem Thema und hohem Aufforderungscharakter sucht, sollte auf jeden
Fall schon einmal die Meuterei planen.
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