Mittwoch, 25. Juni 2014

Burgenland



Häuser, Mauern und Palasse
Obwohl es mich inzwischen in die „große“ Stadt gezogen hat, wurde ich doch in einem kleinen Ort des beschaulichen Neckartals geboren. Viel zu sehen gab es da während der Kindheit nicht, zumeist reihte sich an den Wald nur noch mehr Wald. Der Nachbarort aber, der hatte richtig was zu bieten. Nicht ganz 4.000 Einwohner stark finden sich in Neckarsteinach nämlich tatsächlich 4 gut erhaltene Burgen. Als Kind hielt ich das natürlich für etwas ganz Besonderes. Inzwischen weiß ich allerdings, dass alles unter einem Dutzend Burgen kaum der Rede wert ist.

Genau jene 12 Burgen tummeln sich nämlich in friedlicher Eintracht auf dem Spielplan von Burgenland (Inka und Markus Brand / Ravensburger). Mittels farblich passender Karten bauen die Spieler Mauern, Häuser und Palasse in diesen Burgen und kassieren dafür Boni. Der schnellste Baumeister wird obendrein mit dem Spielsieg belohnt.


Karten
Jeder Spieler startet das Spiel mit einer spielerzahlabhängigen Menge an Gebäuden hinter seinem Sichtschirm. Derjenige Spieler der diese zuerst vollständig verbaut hat, gewinnt das Spiel. Um dies zu bewerkstelligen bekommt jeder Bauherr ein Startkapital bestehend aus einigen Farbkarten und einem Joker mit auf den Weg. In seinem Zug hat der aktive Spieler nun immer die Wahl zwischen zwei Aktionen. Er kann entweder zwei zufällige Karten nachziehen, oder seine Karten benutzen um ein Bauwerk zu errichten.

Baumeister
Um ein Gebäude zu errichten, müssen 4 Karten abgegeben werden die farblich zu den beiden Grenzsteinen in direkter Nachbarschaft der Burg passen. Obendrein muss es in der gewünschten Burg natürlich noch einen freien Bauplatz geben und gegebenenfalls werden weitere Kosten in Abhängigkeit des Gebäudes fällig. Während Mauern einfach überall gebaut werden dürfen, müssen für Palasse zufällige Extrakosten (in Form von Karten) entrichtet werden. Häuser dürfen auf jedes freie Feld gestellt werden, solange pro Haus auch eine Mauer in derselben Burg steht. Zuletzt bleiben Brunnen für die jeweils immer nur ein zulässiges Baufeld existiert. Gehen den Spielern die entsprechenden Felder aus, steht als Alternative immer noch die zentrale Burg zur Verfügung. Dort kann fast jedes Bauwerk in unbegrenzter Menge platziert werden, die Kosten sind aber deutlich höher.


Belohnungen
Nach dem Bauvorgang wird der Bauherr mit Belohnungen in Abhängigkeit des bebauten Feldes belohnt. Kostenlos Karten sind dabei ebenso zu erhalten wie verschiedene Sonderaktionen oder Marker die das Tauschen von Grenzsteinen ermöglichen. Obendrein gibt es für gebaute Brunnen weitere Karten, für Mauerteile sogar Joker.

Fazit:
Bei Burgenland handelt es sich im Prinzip um ein simples Karten-Sammelspiel im Stile von Zug um Zug. Das heißt, der Hauptbestandteil des Spiels besteht darin, Farbkarten passend zum eigenen Bauvorhaben zu sammeln. Dieses Element ist einerseits schnell verstanden, andererseits aber auch wenig kreativ.
Spannend wird Burgendland durch die Überlegungen, wo, wann und welche Gebäude platziert werden sollten. Die richtige Reihenfolge, das richtige Timing ist hier entscheidend und sorgt für den eigentlichen Reiz. Gleichzeitig liegt hier auch das „Problem“ von Burgenland. Die schiere Menge an Sonderfeldern, Markern und kleineren Regeln kann unerfahrene Spieler in den ersten Partien erschlagen. Das eigentlich eingängige Spiel wird auf diesem Wege überraschend komplex, einzelne Regeln schnell übersehen oder vergessen. Obendrein sorgt die schiere Fülle auch dafür, dass das Spiel zu viert durchaus einige Längen aufweisen kann. Anders als viele andere Rezensenten bevorzuge ich dementsprechend das Spiel zu zweit. Hier weiß Burgendland durchaus zu gefallen, die Leichtigkeit und Eleganz eines Zug um Zug gehen dem Spiel jedoch leider ab.


1 Kommentar:

  1. Schöne Rezi!

    Volle Zustimmung hinsichtlich der verwirrend vielen Sonderregeln (zumindest in Bezug zur Zielgruppe). Mir erscheint es so, dass man den beträchtlichen Zufallsfaktor beim Kartenziehen dadurch ausgleichen wollte, dass man einfach so viele Möglichkeiten zum Karteneinsatz reingepackt hat, dass es dann irgendwie doch wieder egal ist, welche Farben man zieht. Da gefällt mir Zug um Zug doch deutlich besser, denn dort hat man

    a) eine gewisse Kontrolle über den eigenen Kartennachzug und
    b) eine gewisse Ahnung, welche Karten die Mitspieler haben

    Für mich eher ein enttäuschendes Spiel, wenn auch nicht grottenschelcht... Achja, und unoriginell ist es - wie Du ja schon sagtest - zudem auch noch.

    Besten Gruß,
    Martin

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