Montag, 23. Juni 2014

Die Tore der Welt



Noch immer etwas Besonderes
Wenn in einigen Wochen mal wieder das neue Spiel des Jahres gekürt wird, dürfen wir uns nicht nur über einen, sondern gleich über 2 Preisträger freuen. Das war beileibe nicht immer so. Erst seit 2011 gibt es mit dem Kennerspiel auch einen Preisträger für erfahrene Spieler. Da kann man für „Die Tore der Welt“ (Kosmos) eigentlich nur von Pech sprechen, erschien das Spiel zum Roman doch genau ein Jahr zu früh auf dem Markt. Aber schon 2010 bewies die Jury Weitblick und verlieh dem Spiel von Michael Rieneck und Stefan Stadler einen Sonderpreis „Spiel des Jahres Plus“.

In „Die Tore der Welt“ müssen sich 2 bis 4 Spieler mit Hunger, Pest und gierigen Kardinälen herumschlagen. Obendrein will eine ganze Stadt aufgebaut werden und der König beharrt auf die vollständige und pünktliche Begleichung seiner Steuern.



Aktionskarten
In die Tore der Welt verschlägt es uns, wie schon beim Vorgänger, nach Kingsbridge. Was zu Beginn nur als kleines Dorf durchgeht, soll im Spielverlauf im Glanze einer Stadt erstrahlen. Um dies zu bewerkstelligen müssen wir in erster Linie unsere Arbeiter effektiv Nutzen, welche in Form von 12 Aktionskarten daher kommen. Von diesen Spielen wir Runde für Runde eine aus, genutzte Arbeiter stehen uns für einige Zeit nicht mehr zur Verfügung.
Was genau stellen wir nun mit unseren Handlangern an? Einerseits sammeln wir Rohstoffe aber auch medizinisches Wissen und Frömmigkeit. Andererseits errichten wir mittels Karten siegpunktträchtige Bauwerke oder führen verschiedene Sonderaktionen aus.
Rohstoffe, Glauben oder Wissen sind darüber hinaus aber auch gerne gesehen Abgaben. Diese müssen die Spieler am Ende jeder der 4 gespielten Phasen entrichten oder ordentlich Minuspunkte in Kauf nehmen. Gerade in den ersten Partien ist man entsprechend fast das ganze Spiel über damit beschäftigt, die Rohstoffe für diese Abgaben zu sammeln.

Ereignisse
Mit der Verwendung der Arbeiter habe ich bereits eines der spannendsten Spielelemente erläutert. Das andere sind die Ereigniskarten. Zu Beginn jedes Zuges deckt der aktive Spieler eine dieser Karte auf und aktiviert damit ein zufälliges (positives oder negatives) Ereignis. Im Anschluss wird die Karte auf dem entsprechenden Ablagefeld platziert und bestimmt damit, welcher Spieler in dieser Runde mit welchem Bonus belohnt wird. Je nach Ausrichtung der Karte erhalten die Spieler etwa Baumaterialien, Siegpunkte oder medizinisches Wissen. Da jeder Spieler eine der angegebenen Waren enthält, will genau überlegt sein was man seinen Konkurrenten gönnt. Diese Überlegungen werden durch  die Aktionsleiste am unteren Rand des Spielfeldes weiter erschwert. Hier bewegt sich ein Spielstein je nach Ausrichtung der Karte bis zu 3 Felder und löst damit weitere Vor- oder Nachteile aus. Beim Ablegen seiner Karte sollten negative Ereignisse natürlich gemieden werden. Durch diesen Mechanismus ist man immer in einer Zwangslage und kann nicht verhindern, auch einmal seinen Mitspielern zu helfen.
Fazit
Die Tore der Welt benötigt als Kennerspiel durchaus eine gewisse Eingewöhnung. Gerade in den ersten Partien muss man sein Vorgehen genau planen, nur um die benötigten Abgaben entrichten zu können. Eine falsch gespielte Karte kann da schnell verhängnisvoll werden. Gleichzeitig variieren die zufällig gezogenen Ereigniskarten (von denen niemals alle ins Spiel kommen) den Spielablauf spürbar, jede Partie spielt sich ein wenig anders. Stoisch die eigene Strategie verfolgen funktioniert also eher selten.
Auch nach inzwischen 4 Jahren fühlt sich Die Tore der Welt noch immer frisch und dynamisch an, die Spielmechanismen greifen wunderbar ineinander. Obendrein wird mit wenigen Kniffen ein bei Spielen dieser Art eher seltenes Maß an Interaktion erreicht. Alleine für das ständige Grübeln um die bestmögliche Ausrichtung der Aktionskarten lohnt es sich, auch nach 4 Jahren noch einmal einen Blick auf Die Tore der Welt zu werfen.

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